Kommentar
08:36 Uhr, 17.04.2024

Zinserwartungen verfestigen sich nach Powell-Rede

Die Finanzmärkte rechnen nur noch mit einer bis zwei Zinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte durch die US-Notenbank im laufenden Jahr. Vor September dürfte die Fed den Leitzins angesichts der jüngsten Inflationsdaten nicht senken.

Fed-Chef Jerome Powell sprach am Dienstagabend auf einem Forum zur kanadischen Wirtschaft, äußerte sich dabei aber auch zur Geldpolitik der US-Notenbank Fed. Powell bestätigte, was nach den Inflationsdaten aus der vergangenen Woche ohnehin klar war: Zinssenkungen dürfte es so schnell nicht geben, weil die Inflation weiterhin deutlich über dem 2%-Ziel liegt und sich zuletzt sogar wieder beschleunigt hat.

„Die neueren Daten zeigen solides Wachstum und anhaltende Stärke des Arbeitsmarktes, aber auch fehlenden weiteren Fortschritt bisher in diesem Jahr bei der Rückkehr zu unserem Inflationsziel von 2 %“, sagte Powell mit Blick auf die Inflationsdaten für März. „Die jüngsten Daten haben uns eindeutig keine größere Zuversicht vermittelt.“ Beim letzten Zinsentscheid am 20. März hatte die Fed bekräftigt, dass Zinssenkungen nicht angemessen sein dürften, „solange keine größere Zuversicht besteht, dass sich die Inflation nachhaltig in Richtung 2 % bewegt.“

Die Inflationsdaten aus der vergangenen Woche hatten gezeigt, das es damit so schnell nichts werden dürfte: Die Inflationsrate hatte sich von 3,2 % im Februar auf 3,5 % im März sogar wieder beschleunigt. Die sogenannte Kerninflationsrate, bei der die stark schwankenden Energie- und Nahrungsmittelpreise ausgeklammert werden, blieb konstant bei 3,8 % im März. Die PCE-Kernrate, die von der Fed als Inflationsmaß bevorzugt wird, dürfte im März nach Schätzungen bei 2,8 % gelegen haben, wie Powell gestern sagte.

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Unmittelbar nach den Inflationsdaten in der vergangenen Woche hatten die Finanzmärkte die Erwartungen an Zinssenkungen im Juni und Juli bereits weitgehend ausgepreist. Diese Sichtweise bestätigt sich nun nach der Powell-Rede.

Laut CME-FedWatch-Tool preisen die Finanzmärkte nur eine Wahrscheinlichkeit von 13 % für eine Zinssenkung im Juni und von 40 % im Juli ein. Erst für September wird mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 50 % eine Zinssenkung erwartet. Bis Jahresende werden ein bis zwei Zinssenkungen eingepreist. Die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung um 25 Basispunkte gegenüber dem aktuellen Niveau bis Jahresende beträgt aktuell rund 35 %, für zwei Zinssenkungen rund 33 %. Der Rest des Wahrscheinlichkeitsspektrum verteilt sich auf keine Zinssenkung bis Jahresende (rund 14 %) bzw. mehr als zwei Zinsschritte (insgesamt rund 17 %).

Fazit: Der Leitzins in den USA dürfte vor September nicht gesenkt werden. Dies bestätigt sich nach den gestrigen Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell. Wichtiger als die zeitliche Dimension ist allerdings, dass Powell bekräftigt, dass Zinssenkungen ausgeschlossen sind, solange die Inflation keine weiteren Fortschritte bei der Annäherung an das 2%-Ziel gibt. Je nach Inflationsentwicklung schließt das keinesfalls aus, dass es überhaupt keine Zinssenkungen im laufenden Jahr geben könnte.

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Über den Experten

Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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