Analyse
14:20 Uhr, 04.04.2023

WÜSTENROT & WÜRTTEMBERGISCHE – Der Fels in der Brandung

Trotz des herausforderndem Umfelds hat der Bauspar- und Versicherungskonzern W&W im abgelaufenen Geschäftsjahr ein durchaus respektables Zahlenwerk abgeliefert.

Erwähnte Instrumente

  • Wüstenrot& Württembergische AG - WKN: 805100 - ISIN: DE0008051004 - Kurs: 16,280 € (XETRA)

Mit einem Jahresüberschuss von 261,5 (Vorjahr 352,2) Mio. EUR übertrafen die Schwaben die Prognose von 250 Mio. EUR deutlich. Dies lag an einem starken Schlussquartal, in dem W&W über 100 Mio. EUR verdient hat! Der Bereich Schaden- und Unfallversicherung steuerte 69 Prozent zum Ergebnis bei, auf den Bereich Personenversicherung entfielen 14 Prozent und auf das Segment Wohnen 24 Prozent. Aus der Konsolidierung ergab sich Beitrag von minus 7 Prozent.

Das Ergebnis je W&W-Aktie stellte sich auf 2,77 (VJ 3,74) Euro. Die Dividende soll stabil bei 0,65 Euro bleiben. Der Rückgang ist vor allem auf die niedrigere Bewertung von Finanzanlagen aufgrund des gestiegenen Zinsniveaus und der volatilen Aktienmärkte zurückzuführen. Folglich ging das Finanzergebnis deutlich auf 0,13 (VJ 2,51) Mrd. EUR zurück.

Das Konzern-Gesamtergebnis ging erwartungsgemäß auf minus 1,10 (VJ minus 0,15) Mrd. EUR zurück. In dieser Kennziffer ist auch das Sonstige Ergebnis enthalten, welches auch die erfolgsneutral direkt mit dem Eigenkapital verrechneten Gewinne und Verluste aus der IFRS-Bilanzierung abbildet. In meinem letzten Bericht zu W&W bin ich darauf detaillierter eingegangen. Über die operative Ertragskraft sagt das Gesamtergebnis somit wenig aus. Das Eigenkapital ging auf 3,7 (VJ 4,9) Mrd. EUR zurück.

Bauspargeschäft auf Rekordniveau

Im Geschäftsfeld Wohnen steigerte die Bausparkasse Wüstenrot das Brutto-Neugeschäft um 59 Prozent auf 18,72 (11,75) Mrd. EUR. Dabei handelt es sich um den besten Wert der Unternehmensgeschichte. Wüstenrot wuchs damit deutlich stärker als der Markt. Wachstumstreiber waren die steigenden Hypothekenzinsen, die das Bausparen wieder attraktiver machen, so wie die Zunahme der Nachfrage nach energetischen Sanierungen. Trotz der steigenden Verunsicherung der Verbraucher legte auch das Neugeschäft bei Baufinanzierungen im vergangenen Jahr zu. Die Summe lag mit 4,80 (VJ 4,57) Mrd. EUR um knapp 5 Prozent höher als im Vorjahr.

Solides Versicherungsgeschäft

Die Württembergische verzeichnete bei den Sachversicherungen einen Zuwachs der gebuchten Bruttobeiträge um 6,6 Prozent auf 2,34 (VJ 2,19) Mrd. EUR zu. Besonders erfreulich war dabei die Entwicklung des Firmenkundengeschäfts mit einem Plus von knapp 19 Prozent. Aufgrund geringerer Einmalbeiträge im Lebensversicherungsgeschäft gingen die gebuchten Bruttobeiträge in der Personenversicherung um ca. 15 Prozent auf 2,17 (VJ 2,54) Mrd. EUR zurück. Die Schaden-Kosten-Relation in der Schaden-/Unfallversicherung – neudeutsch auch Combined Ratio genannt – verbesserte sich auf beachtliche 87,1 (VJ 87,7) Prozent. Zum Vergleich: Die Allianz Gruppe erreichte im letzten Jahr einen Wert von 94,2 Prozent.

Für das laufende Jahr geht man bei W&W davon aus, dass die Inflation überdurchschnittlich hoch bleiben wird. Zudem dürfte die Lage auf dem Wohnimmobilienmarkt weiter angespannt bleiben und sich eher noch verschärfen, sollte es zu weiteren Zinserhöhungen kommen. Deshalb erwartet der W&W-Vorstand, dass sich der Konzerngewinn zwischen 220 und 250 Mio. EUR einpendeln wird.

Fazit: Die Zahlen der W&W AG für 2022 haben positiv überrascht. Trotz Gegenwind von mehreren Seiten wurde die Marktposition ausgebaut und ein beachtlicher Jahresgewinn erwirtschaftet. Mit 16,30 Euro konnte sich die seit kurzem wieder im SDAX notierte W&W-Aktie zwar etwas von ihren Tiefstkursen erholen, ist aber immer noch äußerst günstig bewertet. Die Skepsis gegenüber Finanztiteln kommt hier deutlich zum Ausdruck. Die Kursziele der Analysten liegen zwischen 23 und 25 Euro, was ich für durchaus angemessen halte.

Jahr 2022 2023e* 2024e*
Umsatz in Mrd. EUR 6,55 6,66 6,79
Ergebnis je Aktie in EUR 2,77 2,63 2,70
KGV 6 6 6
Dividende je Aktie in EUR 0,65 0,65 0,70
Dividendenrendite 3,99 % 3,99 % 4,29 %

*e = erwartet

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Über den Experten

Reinhard Hock
Reinhard Hock
Finanzmarktanalyst

Reinhard Hock ist seit über 25 Jahren an der Börse aktiv. Sein Interesse für die Finanzmärkte wurde während der Ausbildung zum Bankkaufmann geweckt. Später arbeitete er mehrere Jahre an der Börse Stuttgart und war dann jahrelang als freiberuflicher Redakteur mit dem Schwerpunkt Berichterstattung über Hauptversammlungen tätig. Dabei hat er sich ein umfassendes Wissen im Nebenwertebereich aufgebaut. Seit Oktober 2022 ist er bei stock3 für Fundamentalanalysen zuständig.

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