Analyse
15:45 Uhr, 11.11.2022

WÜSTENROT & WÜRTTEMBERGISCHE - Steigende Zinsen und Verwerfungen an den Kapitalmärkten belasten

Der Finanzkonzern Wüstenrot & Württembergische (W&W) hat im dritten Quartal zwar das bislang beste Quartalsergebnis in diesem Geschäftsjahr erzielt. Unter dem Strich musste allerdings ein deutlicher Gewinnrückgang verzeichnet werden.

Erwähnte Instrumente

  • Wüstenrot& Württembergische AG - WKN: 805100 - ISIN: DE0008051004 - Kurs: 15,500 € (XETRA)

Blickt man auf die vertriebsorientierten Kennzahlen, so stellen sich diese recht erfreulich dar. Das Neugeschäftsvolumen im Segment Wohnen, welches das Kreditneugeschäftsvolumen und das Brutto-Bausparneugeschäft umfasst, stieg um 41,1 Prozent auf 19,11 (Vorjahr 13,55) Mrd. EUR. Im Geschäftsbereich Schaden-/Unfallversicherung erhöhten sich die gebuchten Bruttobeiträge auf 1,97 (VJ 1,85) Mrd. EUR. Der Rückgang der gebuchten Bruttobeiträge bei den Personenversicherungen auf 1,62 (VJ 1,89) Mrd. EUR ist vor allem auf geringere Einmalbeiträge zurückzuführen.

Finanzergebnis verhagelt Gewinn

Mit 64,2 Mio. EUR wurde zwar das beste Quartalsergebnis in diesem Jahr erzielt, dies sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass nach neun Monaten mit 160,2 (VJ 236,9) Mio. EUR ein deutlich geringeres Konzernergebnis ausgewiesen wird als im Vorjahr. Das Ergebnis je W&W-Aktie ging auf 1,72 (VJ 2,51) EUR zurück. Dies lag vor allem am Finanzergebnis, welches mit minus 151,7 Mrd. EUR deutlich in den roten Bereich gerutscht ist, nach 1,73 Mrd. EUR im Vorjahr. Aufgrund des deutlichen Zinsanstiegs in diesem Jahr sowie des Einbruchs an den Aktienmärkten hatte W&W starke Bewertungsverluste bei festverzinslichen Anlagen, Fonds und Aktien zu verzeichnen.

Entlastend auf die Gewinn- und Verlustrechnung wirkte sich hingegen aus, dass die Leistungen aus Versicherungsverträgen ebenfalls deutlich auf 1,89 (VJ 3,73) Mrd. EUR zurückgingen, da die Versicherungsnehmer über die versicherungstechnischen Rückstellungen am rückläufigen Finanzergebnis beteiligt werden.

Interessant ist ein Blick auf das Konzern-Gesamtergebnis. Dieses setzt sich aus dem bereits erwähnten Konzernergebnis in Höhe von 160,2 Mio. EUR und dem Sonstigen Ergebnis zusammen, welches der Abbildung der erfolgsneutral erfassten Gewinne und Verluste gemäß IFRS-Bilanzierung dient. Per 30. September belief sich das Sonstige Ergebnis auf minus 1,38 (VJ minus 0,40) Mrd. EUR, was zur Folge hatte, dass sich das Konzerneigenkapital auf 3,59 (VJ 4,87) Mrd. EUR verringerte. Die gerne von W&W publizierte Kennzahl Eigenkapital je Aktie ging deutlich auf 38,42 (VJ 51,72) EUR zurück.

Hierbei muss fairerweise berücksichtigt werden, dass die momentanen Bilanzierungsstandards vor allem die Zinssensitivität der Aktivseite widerspiegeln, nicht jedoch die der Versicherungstechnik auf der Passivseite. Dies wird sich ab dem kommenden Jahr angleichen, wenn die neuen Standards zur Bilanzierung von Versicherungsverträgen implementiert werden.

Für das Gesamtjahr hält der Vorstand daran fest, dass ein Konzernergebnis in Höhe von etwa 250 Mio. EUR erwirtschaftet werden soll. Dazu muss das vierte Quartal erneut ein Rekordquartal werden, da bis zum Ziel noch etwa 90 Mio. EUR fehlen!

Fazit: Operativ hat W&W brauchbare Zahlen abgeliefert, aber die Zinswende und herausfordernde Kapitalmärkte drücken doch merklich auf das Ergebnis. In diesen Zeiten wird auch eindrucksvoll aufgezeigt, dass die Kennzahl „Eigenkapital je Aktie“ mit Vorsicht zu genießen ist. Dieser Wert wird gerne herangezogen, um aufzuzeigen, wie unterbewertet die W&W-Aktie doch sei. Auf KGV-Basis ist die Aktie sicherlich nicht zu teuer. Aufgrund der Tatsache, dass weiter steigende Zinsen und damit verbundene Turbulenzen an den Märkten nicht ausgeschlossen werden können, drängt sich ein Kauf der W&W-Aktie jedoch nicht unbedingt auf.

Jahr 2021 2022e* 2023e*
Umsatz in Mrd. EUR 7,33 6,55 6,66
Ergebnis je Aktie in EUR 3,74 2,58 2,63
KGV 4 6 6
Dividende je Aktie in EUR 0,65 0,75 0,75
Dividendenrendite 4,21 % 4,85 % 4,85 %
*e = erwartet
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Über den Experten

Reinhard Hock
Reinhard Hock
Finanzmarktanalyst

Reinhard Hock ist seit über 25 Jahren an der Börse aktiv. Sein Interesse für die Finanzmärkte wurde während der Ausbildung zum Bankkaufmann geweckt. Später arbeitete er mehrere Jahre an der Börse Stuttgart und war dann jahrelang als freiberuflicher Redakteur mit dem Schwerpunkt Berichterstattung über Hauptversammlungen tätig. Dabei hat er sich ein umfassendes Wissen im Nebenwertebereich aufgebaut. Seit Oktober 2022 ist er bei stock3 für Fundamentalanalysen zuständig.

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