Kommentar
11:09 Uhr, 10.04.2009

Wirtschaftsdaten: Endlich alles überstanden?

Die Nachrichten aus der Konjunktur bleiben weiterhin schwach. Das hindert die Börsen jedoch nicht daran, weiter anzusteigen. Das Fatale daran: Je weiter die Kurse jetzt nach oben klettern, desto größer wird der Performance-Druck bei den institutionellen Anlegern. Dies könnte dazu führen, dass die Rallye trotz schwachem Fundament noch ein ganzes Stück weiter geht.
Montag:

Das Absatzvolumen im europäischen Einzelhandel ist nach vorläufigen Angaben des Statistikamtes Eurostat im Februar 2009 geschrumpft. Im Vormonatsvergleich fiel der saison- und arbeitstäglich bereinigte Absatz in der Eurozone um 0,6 Prozent und in der EU27 um 1,2 Prozent. Im Januar war der Einzelhandelsindex in den beiden Gebieten hingegen um 0,1 bzw. 0,7 Prozent angewachsen. Binnen Jahresfrist sank der arbeitstäglich bereinigte Einzelhandelsumsatz in der Eurozone um 4,0 Prozent, nach einem Minus von 1,7 Prozent im Vormonat. In der gesamten Union (EU27) wurde 3,4 Prozent weniger verkauft als im Februar 2008, während der Absatz im Januar 2008 um 0,7 Prozent unter dem Vorjahresniveau gelegen hatte.

Die Erzeugerpreise haben sich in der europäischen Industrie im Februar 2008 reduziert. Dies gab das EU-Statistikamt Eurostat am Montag bekannt. Binnen Monatsfrist gingen die Preise in der Eurozone um 0,5 Prozent und in der gesamten Union (EU27) um 0,3 Prozent zurück. Zuvor hatten sich die Preise im Januar in den beiden Gebieten um 1,1 bzw. 0,7 Prozent reduziert. Im Vorjahresvergleich verringerten sich die Industrie-Erzeugerpreise in der Eurozone um 1,8 Prozent und in der EU27 um 0,8 Prozent. Im Januar hatte die Jahresteuerungsrate noch bei -0,7 bzw. +0,1 Prozent gelegen.

Unser Kommentar:

Vielfach ist derzeit von den Gefahren einer heraufziehenden Inflation die Rede. Die Realität sieht jedoch vollkommen anders aus: Die Inflation ist weiter auf dem Rückzug. Das heißt: Die massiven Maßnahmen der Notenbanken mit einer historisch einmaligen Liquiditätsschwemme dem Wirtschaftseinbruch zu begegnen und die Inflation wieder anzuheizen, haben die gewünschte Wirkung bislang völlig verfehlt. Das Problem ist: Die Wahrscheinlichkeit, dass es wegen der Flutung der Märkte mit billigem Geld irgendwann doch noch zu einem starken Preisanstieg kommt, ist groß. Wann das passiert, kann heute leider niemand sagen.

Dienstag:

Das Bruttoinlandsprodukt in der Euro-Zone ist im vierten Quartal 2008 um 1,6 % gesunken. Im vorangegangenen Quartal hatte das Quartalswachstum bei -0,3 % gelegen. Im Jahresvergleich liegt das Wachstum bei -1,5 % nach 0,6 % im Quartal zuvor.

Die US-amerikanischen Verbraucherkredite haben sich im Februar um -7,48 Mrd. US-Dollar verringert. Erwartet wurde ein Rückgang um 1,5 bis 3,0 Mrd. US-Dollar. Zuvor war ein Anstieg um rund 8,14 Mrd. US-Dollar zu verzeichnen gewesen. Damit wurde der Vormonatswert von 1,8 Mrd. US-Dollar nach oben revidiert.

Unser Kommentar:

Die US-Bürger fahren die Kredite weiter zurück. Was in „normalen“ Zeiten eigentlich zu begrüßen wäre, das dürfte der Fed zunehmend Sorgen bereiten: Da die US-Konjunktur zu 70 Prozent von den Ausgaben der Verbraucher abhängt, erhöht jeder gesparte Dollar das Risiko einer weiteren Ausdehnung der Wirtschaftskrise. Um das zu verhindern, wurden die Zinsen auf fast null Prozent gesenkt. Bislang ohne Erfolg, wie man sieht.

Mittwoch:

Die deutsche Handelsbilanz weist für Februar einen Überschuss in Höhe von 8,7 Mrd. Euro aus nach 7,0 Mrd. Euro (revidiert von 8,5 Mrd. Euro) im Vormonat und 17,1 Mrd. Euro ein Jahr zuvor. Aufgelaufen sind im aktuellen Jahr bereits 15,6 Mrd. Euro, verglichen mit 34,4 Mrd. Euro im Vergleichszeitraum im Vorjahr.

Im Januar ist die Zahl der Insolvenzen in Deutschland insgesamt im Vergleich zum Vorjahresmonat um 9,8 % auf 12.668 zurückgegangen. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist dabei binnen gleicher Frist um 0,1 % auf 2.444 gesunken.

Die Leistungsbilanz in Deutschland zeigt im Februar Saldo ein Plus in Höhe von 5,6 Mrd. Euro. Im Vormonat lag der Überschuss bei 2,3 Mrd. Euro (revidiert von 4,2 Mrd. Euro), im Vorjahr bei 16,5 Mrd Euro. In den ersten zwei Monaten 2009 lag der Überschuss bei 7,9 Mrd. Euro, im Vorjahr zur gleichen Zeit betrug das Plus 32,1 Mrd. Euro.

Die Ausfuhren sind im Februar zum Vorjahr um 23,1 % auf 64,8 Mrd. Euro geklettert. Die Einfuhren nach Deutschland sind gegenüber dem Vorjahres-Februar um 16,4 % auf 56,2 Mrd. Euro gestiegen.

Der Auftragseingang ist im Februar in Deutschland auf Monatssicht saison- und preisbereinigt um 3,5 % gegenüber Vormonat gesunken. Erwartet wurde hingegen nur ein Rückgang um etwa 2,7 %. Im Vormonat war der Auftragseingang revidiert um 6,7 % gesunken.

Die US-amerikanischen Lagerbestände im Großhandel sind um -1,5 % gefallen. Erwartet wurde ein Rückgang im Bereich 0,6 % nach zuvor -0,9 %. Damit wurde der Vormonatswert von veröffentlichten -0,7 % nach unten revidiert.

Donnerstag:

Die Verbraucherpreise in der Euro-Zone sind zum Vormonat um 0,1 % gefallen nach zuletzt +0,6 %. Die Jahresteuerung liegt bei 0,5 % nach 0,9 % im Vormonat. Die offizielle Erstschätzung lag bei -0,1 %.

Der für Europa berechnete harmonisierte Verbraucherpreisindex für Deutschland hat sich im März gegenüber dem Vorjahr um 0,4 % erhöht. Im Monatsvergleich sank der harmonisierte Index um 0,2 %. Die Schätzung vom 27. März 2009 lag bei +1,0 %.

Die Produktion im verarbeitenden Gewerbe ist in Deutschland im Februar zum Vormonat preis- und saisonbereinigt um 2,9 % gefallen. Erwartet wurde hingegen ein Rückgang in Höhe von 3,4 %. Im Vormonat war die Produktion um revidierte 6,1 % gesunken (revidiert von -7,5 %).

Die Bank of England belässt die Zinsen unverändert bei 0,50 %. Damit war bereits im Vorfeld gerechnet worden.

Die US-amerikanische Handelsbilanz weist für Februar ein Defizit in Höhe von -26,0 Mrd. US-Dollar aus. Erwartet wurde ein Minus im Bereich 36,5 Mrd. US-Dollar. Im Vormonat hatte das Defizit noch bei -36,2 Mrd. US-Dollar gelegen. Somit wurde der Vormonatswert von zunächst veröffentlichten -36,0 Mrd. US-Dollar revidiert.

Die US-amerikanischen Exportpreise sind im März insgesamt um 0,6 % gefallen nach zuvor -0,3 %. Ohne landwirtschaftliche Erzeugnisse sind die Ausfuhrpreise um 0,3% gefallen nach zuletzt -0,1. Damit wurde der Vormonatswert von zunächst veröffentlichten +0,1 % nach unten revidiert.

Die US-amerikanischen Importpreise sind im März um 0,5 % gestiegen nach zuletzt -0,1 % (revidiert von -0,2 %). Ohne Öl sind die Einfuhrpreise in den Vereinigten Staaten um 0,7 % gefallen nach zuvor -0,7 % (revidiert von -0,6 %).

Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist in den USA auf 654.000 gefallen. Erwartet wurden 664.000 neue Anträge nach zuvor 674.000 (revidiert von 669.000).

Die US-amerikanischen Erdgasvorräte ("Nat Gas Inventories") sind in der letzten Woche um 20 Bcf auf 1.674 Bcf gestiegen. Im Vorjahr hatten sie bei 1.236 Bcf gelegen.

Freitag:

Karfreitag

Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die in Kürze erscheint.

Anmeldemöglichkeit (1) : Das Drei-Monats-Abo des Antizyklischen Börsenbriefs

Anmeldemöglichkeit (2) : Das Jahres-Abo des Antizyklischen Börsenbriefs

Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen