Kommentar
02:07 Uhr, 18.04.2009

Wirtschaftsdaten: Die Lage trübt sich wieder ein...

Nachdem es bis vor Kurzem noch nach einer länger andauernden Erholung ausgesehen hat, trübt sich das Bild schon wieder ein: Wichtige Zahlen vom US-Immobilienmarkt sind in dieser Woche schlechter ausgefallen als befürchtet.
Montag:

Ostermontag

Dienstag:

Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist der Gesamtumsatz im verarbeitenden Gewerbe in Deutschland im Februar um 23,3 % gesunken. Im Vormonat hatte das Minus 19,9 % betragen (revidiert von -20,0 %). Der Inlandsumsatz ist im Januar-Jahresvergleich um 19,5 % gefallen, der Umsatz mit dem Ausland um 28,5 %.

Im Saison- und arbeitstäglich bereinigten Vergleich zum Vormonat fiel der Umsatz-Volumenindex im Januar um 4,3 % zu nach -6,6 % im Vormonat. Im Inlandsgeschäft sank der Index dabei um 4,6 %, im Auslandsgeschäft fiel er um 3,8 %.

Der US-amerikanische Umsatz im Einzelhandel ist im März um 1,1 % zurückgegangen. Erwartet wurde ein leichter Umsatzanstieg von 0,3 %. Im Vormonat war der Umsatz des Einzelhandels in den Vereinigten Staaten noch um 0,3 % gestiegen (revidiert von -0,1 %).

Ohne die Autoverkäufe ist der Einzelhandelsumsatz in den USA ebenfalls um 0,9 % zurückgegangen. Gerechnet wurde mit eine Veröffentlichung im Bereich um 0,1 %. Einen Monat zuvor war noch ein Anstieg um 1,0 % zu verzeichnen gewesen (revidiert von 0,7 %).

Die US-amerikanischen Erzeugerpreise sind im März um 1,2 % gesunken. Erwartet wurde ein Gleichbleiben im Bereich von 0,0 %. Im Monat zuvor waren die Preise der Erzeuger um 0,1 % gestiegen.

Die Kernrate der US Produzentenpreise ist mit 0,0 % gleichgeblieben. Erwartet wurde hier ein Bereich von +0,1 % nach zuletzt noch +0,2 %.

Unser Kommentar:

Die Konjunkturdaten werden wieder schlechter – und die Inflation ist weiter auf dem Rückzug. Für die Börsen ist beides kein gutes Zeichen. Schon bald dürften all jene, die jetzt eifrig den Boden ausrufen, erkennen, dass die Weltwirtschaftskrise doch noch nicht ausgestanden ist. Bis es soweit ist, wird das Prinzip Hoffnung regieren: In der Vorwegnahme einer Wirtschaftserholung im Sommer dürften viele Börsianer noch eine Weile Aktien kaufen. Die Bärenmarktrallye hat daher noch etwas Luft. Doch Anleger mit Weitblick sollten allmählich wieder vorsichtiger werden.

Die US-amerikanischen Lagerbestände sind im Februar um 1,3 % zurückgegangen. Erwartet wurde ein Rückgang um 1,2 % nach zuvor -1,3 % (revidiert von 1,1 %).

Die Umsätze sind gleichzeitig um 0,2 % gestiegen.

Das Verhältnis Lagerhaltung zum Umsatz (Inventories/Sales Ratio) liegt in den USA bei 1,43.

Mittwoch:

Die deutschen Großhandelspreise sind im April gegenüber dem Vormonat um 0,9 % gesunken nach -0,1 % im Vormonat. Im Jahresvergleich ist der Preisindex des Großhandels in Deutschland um 8,0 % gefallen nach zuvor -5,7 %.

Die US-amerikanischen Verbraucherpreise sind im März um 0,1% gesunken. Erwartet wurde ein Anstieg um 0,0 bis 0,2 %. Im Monat zuvor waren die Preise der Konsumenten noch um 0,4 % geklettert. Auf das Jahr gesehen sanken die US Verbraucherpreise um 0,4 %.

Die Kernrate ist in den USA um 0,2 % gestiegen. Es war mit einem leichten Anstieg im Bereich 0,1 % gerechnet worden. Bereits im Vormonat hatte die Kernrate um 0,2 % zugelegt. Gegenüber dem Vorjahresmonat ist die Kernrate um +1,8 % geklettert.

Der New York Empire State Index der New York Fed notiert im April bei -14,65 und damit deutlich über den Erwartungen. Im Vormonat hatte er noch bei -38,23 gestanden. Erwartet wurde der April im Bereich -35 bis -34.

Die US-amerikanische Kapazitätsauslastung liegt im März bei 69,3 %. Im Monat zuvor hatte sie noch bei 70,3 % gelegen. Damit wurde der zuletzt veröffentlichte Wert von 70,2 % nach oben revidiert.

Die US-amerikanische Industrieproduktion ist im März um 1,5 % gefallen. Erwartet wurde ein Rückgang im Bereich 0,9 bis 1,0 %. Im Vormonat war die Industrieproduktion in den Vereinigten Staaten ebenfalls um 1,5 % zurückgegangen. Damit wurde der im letzten Monat veröffentlichte Wert bestätigt.

Die US-amerikanischen Rohölvorräte (Crude Oil Inventories) sind in der vorangegangenen Woche um 5,6 Mio. Barrel gestiegen, nach zuvor +1,645 Mio. Barrel.

Die Benzinvorräte (Gasoline Inventories) haben sich in den USA im Wochenvergleich um 900.000 Barrel verringert, nach zuletzt einem Plus in Höhe von 0,7 Mio. Barrel.

Die Vorräte an Destillaten (Distillate Inventories), die auch das Heizöl beinhalten, sind gegenüber der Vorwoche in den Vereinigten Staaten um 1,2 Mio. Barrel gefallen, nach zuvor -3,5 Mio. Barrel.

Der US-amerikanische Housing Market Index notiert im April bei 14 und damit auf dem höchsten Niveau seit Oktober 2008. Erwartet wurde der Index im Bereich von 10. Im Vormonat hatte er noch bei 9 gestanden. Der aktuelle Anstieg war der größte seit Mai 2003.

Donnerstag:

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Beschäftigten im Bereich des verarbeitenden Gewerbes ingesamt im Februar um 0,3 % auf 5,2 Mio. gefallen. Gleichzeitig wurden 11,1 % weniger, nämlich insgesamt 618 Mio., Arbeitsstunden registriert. Die Entgelte fielen im selben Zeitraum um 2,6 % auf 16,2 Mrd. Euro.

Die Kfz Neuzulassungen sind im Bereich der EU und der EFTA im März verglichen mit dem Vorjahr um 9,0 % gefallen nach -18,3 % im Vormonat und -27 % im Monat davor.

Im Vergleich Januar bis März mit dem entsprechenden Vorjahreszeitraum sind die Neuzulassungen bei den Pkws um 17,2 % zurückgegangen.

Die Industrieproduktion in der Euro-Zone ist im saisonbereinigten Monatsvergleich im Februar um 2,3 % gesunken. Erwartet wurde ein Rückgang um 18 %. Im Vormonat war die Produktion der Eurozonen-Industrie um 2,4 % (revidiert von -17,3 %) gefallen. Im Jahresvergleich hat die Produktion in der Industrie um 18,4 % abgenommen nach zuvor -16,0 %.

Die Jahresteuerung in der Eurozone liegt im März bei 0,6 %. Die offizielle Vorabschätzung war ebenfalls von 0,6 % ausgegangen. Im Vormonat lag die jährliche Inflationsrate bei 1,2 %. Ein Jahr zuvor hatte die Rate bei 3,6 % gelegen. Der Monatsvergleich wird mit 0,4 % angegeben.

Die Jahresteuerung für den gesamten Bereich der EU liegt im Berichtsmonat bei 1,3 % nach 1,8 % im Vormonat und 3,8 % im Jahr zuvor. Auf Monatssicht liegt die Inflationrate bei 0,3 %.

Die Zahl der Wohnbaubeginne liegt in den USA im März bei 510.000. Erwartet wurden 550.000 bis 560.000 nach noch 572.000 im Vormonat. Damit wurde der Vormonatswert von zuvor veröffentlichten 583.000 leicht nach oben revidiert.

Die Zahl der US-amerikanischen Wohnbaugenehmigungen liegt im März bei 513.000. Erwartet wurden 545.000 bis 550.000. Im Monat davor waren es 564.000 gewesen. Damit wurde der Vormonatswert von ehemals veröffentlichten 547.000 nach oben revidiert.

Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist in den USA auf 610.000 gefallen. Erwartet wurden 645.000 neue Anträge nach zuvor 663.000 (revidiert von 654.000).

Der Philly Fed Index notiert im April bei -24. Erwartet wurde er im Bereich -32. Im Vormonat hatte er bei -35 gestanden.

Unser Kommentar:

Die steigenden Kurse scheinen nicht nur die Börsianer zu blenden: Der Philly Fed Index zeigt, dass die Erwartungen ganz generell wieder positiver sind. Das ist natürlich kein Grund, bereits Entwarnung zu geben. Erst wenn die Erwartungen durch anhaltend positive Nachrichten aus der Konjunktur untermauert werden, ist das Schlimmste überstanden uns. Bislang ist davon allerdings noch nichts zu sehen.

Bedenklich auch, dass die Zahlen vom Immobilienmarkt wieder auf dem Rückzug sind. Die Schwalbe, die kürzlich gesichtet wurde, macht eben noch keinen Sommer: Steigende Arbeitslosigkeit, Rezession und Deflation sind ein schlechtes Umfeld für Immobilien. Ohnehin ist der Häusermarkt einer der Schlüssel zu einer nachhaltigen Erholung der US-Konjunktur. Aktien und Immobilien sind die beiden Standbeine der Alterversorgung vieler Menschen in den USA. Solange eines dieser Beine lahmt, wird das nichts mit einer nachhaltigen Erholung. Und derzeit humpelt der Patient mit beiden Beinen...

Die US-amerikanischen Erdgasvorräte ("Nat Gas Inventories") sind in der letzten Woche um 21 Bcf auf 1.695 Bcf gestiegen. Im Vorjahr hatten sie bei 1.257 Bcf gelegen.

Freitag:

Die Produktion im Baugewerbe ist im Bereich der Eurozone im Februar um 1,8 % gefallen. Die Produktion des Vormonats wurde von 1,3 % auf nun 1,6 % nach oben revidiert. Im Jahresvergleich ist die Bauproduktion um 11,8 % gesunken nach zuletzt -9,0 % (revidiert von -9,1 %)

Die Handelsbilanz der Euro-Zone weist in der ersten Schätzung für Februar ein Defizit von 2,0 Mrd. Euro aus verglichen mit einem Überschuss in Höhe von 1,7 Mrd. Euro ein Jahr zuvor. Das Minus des Vormonats wurde auf -10,9 Mrd Euro revidiert von zuvor veröffentlichten -11,8 Mrd. Euro. Die Ausfuhren sind im Berichtsmonat zum Vormonat saisonbereinigt um 0,5 % gestiegen , die Einfuhren um 0,8 % gefallen.

Der vorläufige Verbraucherstimmungsindex der Uni Michigan für die USA notiert im April bei 61,9. Erwartet wurde er im Bereich 58,5 bis 59,0. Im Vormonat hatte der Index noch bei 57,3 notiert.

Unser Kommentar:

Auch bei den Verbrauchern hinterlassen die steigenden Aktienkurse ihre Spuren: Die Menschen werden wieder zuversichtlicher. Bislang steht das wachsende Vertrauen jedoch auf tönernen Füßen, die Konjunkturdaten sind wieder schwächer als während der vergangenen zwei Wochen.

Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die in Kürze erscheint.

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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de

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