Kommentar
01:00 Uhr, 10.01.2009

Wirtschaftsdaten: Deutsche Exporte brechen ein...

Eine Woche weiterer Hiobsbotschaften liegt hinter uns: Hervorzuheben sind die Zahlen zum deutschen Export, die einen historischen Einbruch verzeichneten. Die Experten hatten sich (wieder einmal) total verrechnet...
Montag:
Die US-amerikanischen Bauausgaben sind im November um 0,6 % gesunken. Erwartet wurde ein Rückgang um 1,3 %. Im Vormonat waren die Bauausgaben in den USA nur um 0,4 % zurückgegangen. Ursprünglich war der Rückgang im letzten Monat mit -1,2 % angegeben worden.

Der sentix-Gesamtindex für Deutschland steigt im Januar auf -34,4, von -42,25 im Vormonat. Damit kletterte der Index so stark wie seit August 2005 nicht mehr. Erwartet wurde für die aktuelle Veröffentlichung sogar mit einem weiteren Rückgang auf -44.

Dienstag:

Der deutsche Dienstleistungsindex für Dezember notiert bei 46,6. Erwartet wurde der Index bei 46,4. Im Vormonat hatte er noch bei 45,1 gestanden.

Der Dienstleistungsindex für die Eurozone notiert in der zweiten Veröffentlichung für Dezember bei 42,1. Damit wurde die offizielle Vorabschätzung von 42,0 leicht nach oben revidiert. Im Vormonat hatte der Index noch bei 42,5 gestanden.

Der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone notiert in der zweiten Veröffentlichung für Dezember insgesamt bei 38,2. Die Vorabmeldung wurde damit leicht von 38,3 nach unten revidiert. Gerechnet wurde in der aktuellen revidierten Fassung mit einem unveränderten Stand von 38,3. Im Vormonat hatte er bei 38,9 gelegen.

Die offizielle Vorabschätzung für die Inflation in der Eurozone für Dezember geht von einer Jahresteuerung von 1,6 % aus. Im Monat zuvor hatte die Jahresteuerung bei 2,1 % gelegen.

Die US-amerikanischen Industrieaufträge sind im November um 4,6 % eingebrochen. Erwartet wurde ein Rückgang im Bereich von 2,5 %. Im Vormonat waren die Industrieaufträge bereits um 6,0 % gesunken. Damit wurde der Vormonatswert von -5,1 % weiter nach unten revidiert.

Der US-amerikanische ISM Non-Manufacturing Index (NMI) für Dezember notiert bei 40,6 %. Erwartet wurde der NMI im Bereich 37,0 % nach zuvor 37,3 %.

Unser Kommentar:

Es ist sicherlich zu früh, beim ISM Non-Manufacturing Index von Entspannung zu sprechen. Immerhin konnte der Indikator ganz leicht zulegen. Ein erster leiser Hoffnungsschimmer – dem jetzt allerdings weitere Signale folgen müssen.

Mittwoch:

Die Zahl der Erwerbstätigen mit Wohnort in Deutschland liegt im November in Deutschland gemäß der ILO-Arbeitsmarktstatistik bei 40,83 Mio. und damit um 1,2 % über dem Vorjahresniveau. Zum Vormonat kletterte die Zahl der Erwerbstätigen um 12.000. Auch saisonbereinigt blieb ein Plus von 19.000 Personen. Die Zahl der Erwerbslosen lag im November bei 3,08 Mio. und damit 0,1 % unter dem Oktober-Stand. Im November 2007 waren es noch 3,44 Mio. gewesen, ein Rückgang somit um 10,6 %.

Der deutsche Großhandelsumsatz ist im November gegenüber dem Vorjahresmonat um nominal 4,1 % gefallen, real gleichzeitig um 3,2 % gesunken nach zuvor +4,1 % bzw. +0,7 %. Im kalender- und saisonbereinigten Vergleich zum Vormonat ist der Umsatz des Großhandels nominal um 1,9 % gefallen, real hat er um 0,4 % gewonnen, nach -3,1 % bzw. -1,3 % im Vormonat.

Die Zahl der Arbeitslosen ist in Deutschland im Dezember um 114.000 auf 3,102 Mio. gestiegen. Das sind jedoch 304.000 weniger als noch vor einem Jahr. Damit klettert die Arbeitslosenquote im Dezember um 0,3 Punkte auf 7,4 %. Vor einem Jahr hatte sie noch bei 8,1 % gelegen.

Unser Kommentar:

Da die Konjunktur in Deutschland der Entwicklung in den USA um zehn bis zwölf Monate hinterherläuft, haben die aktuellen Zahlen vom deutschen Arbeitsmarkt nur wenig Bedeutung. In den USA schwinden die Arbeitsplätze derzeit mit rasender Geschwindigkeit. Ähnliches ist in Deutschland gegen Ende 2009 zu erwarten. Fünf Millionen Arbeitslose ist eine Zahl, die sich im Moment niemand vorstellen kann. Wie so vieles, das in dieser Krise unvorstellbare Ausmaße annimmt...

Die Erzeugerpreise der Industrie sind in der Euro-Zone im November zum Vormonat um 1,9 % gefallen nach zuvor -0,8 %. Im Jahresvergleich sind die Preise der Erzeuger in der Industrie um 3,3 % geklettert nach zuvor +6,3 %.

Die US-amerikanischen Rohölvorräte (Crude Oil Inventories) sind in der vorangegangenen Woche um 6,7 Mio. Barrel gestiegen, ein Plus in Höhe von 2,1 % zur Vorwoche.

Die Benzinvorräte (Gasoline Inventories) haben sich in den USA im Wochenvergleich um 3,3 Mio. Barrel ausgeweitet, ein Wochenplus in Höh evon 1,6 %.

Die Vorräte an Destillaten (Distillate Inventories), die auch das Heizöl beinhalten, sind gegenüber der Vorwoche in den Vereinigten Staaten um 1,8 Mio. Barrel geklettert, ein Plus von 1,3 % zuvor Vorwoche.

Die deutsche Handelsbilanz weist für November einen Überschuss in Höhe von 9,7 Mrd. Euro aus nach 16,4 Mrd. Euro im Vormonat und 19,4 Mrd. Euro ein Jahr zuvor. Aufgelaufen sind im aktuellen Jahr bereits 169,0 Mrd. Euro, verglichen mit 184,9 Mrd. Euro im Vergleichszeitraum im Vorjahr.

Die Leistungsbilanz in Deutschland zeigt im November per Saldo ein Plus in Höhe von 8,6 Mrd. Euro. Im Vormonat lag der Überschuss bei 14,3 Mrd. Euro (revidiert von 15,0 Mrd. Euro), im Vorjahr bei 19,7 Mrd. Euro. In den ersten elf Monaten 2008 lag der Überschuss bei 148,0 Mrd. Euro, im Vorjahr zur gleichen Zeit betrug das Plus 164,2 Mrd. Euro.

Donnerstag:

Die Ausfuhren sind im November zum Vorjahr um 11,8 % auf 77,1 Mrd. Euro gefallen. Die Einfuhren nach Deutschland sind gegenüber dem Vorjahres-November um 0,9 % auf 67,4 Mrd. Euro gestiegen.

Unser Kommentar:

Neue Hiobsbotschaft für die Konjunktur: Die deutschen Exporte erlebten wegen der weltweiten Wirtschaftskrise einen historischen Einbruch. Im November sank der Wert im Vorjahresvergleich um 11,8 Prozent. Es ist der stärkste Rückgang seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1991. Analysten hatten lediglich ein Minus von 2,8 Prozent erwartet.

Die Zahlen, insbesondere Vorabschätzungen der Experten, verdeutlichen, wie sehr selbst berufsmäßige Prognose-Spezialisten von dieser Krise überrascht werden. Einbrüche in dieser Dynamik hat fast niemand auf der Rechnung. Sicherheitshalber sollte man sich darauf vorbereiten, dass es in diesem Stil weitergehen wird.

Der Gesamtindex für die Euro-Zone notiert im Dezember bei 67,1 nach zuvor 74,9. Erwartet wurde hingegen ein Stand von 72. Das Industrievertrauen liegt im Berichtsmonat bei -33 nach zuvor noch -25. Gerechnet wurde mit einem Rückgang auf nur -30. Das Verbrauchervertrauen notiert zur gleichen Zeit bei -30 nach -25 im Vormonat. Hier lagen die Erwartungen bei -26.

Der Geschäftsklimaindex für die Eurozone notiert im Dezember bei -3,17. Gerechnet wurde im Vorfeld hingegen mit einem Rückgang auf -2,8. Im Vormonat hatte der Geschäftsklimaindex bei -2,10 notiert. Die erste Veröffentlichung für November ist damit von -2,14 leicht revidiert worden.

Die Arbeitslosenquote in der Euro-Zone steigt im November auf 7,8 %. Im Vormonat hatte sie bei 7,7 % gelegen, ein Jahr zuvor hatte sie noch 7,2 % betragen.

Das Bruttoinlandsprodukt in der Euro-Zone ist im dritten Quartal 2008 um 0,2 % gesunken. Im vorangegangenen Quartal hatte das Quartalswachstum bei -0,2 % gelegen. Im Jahresvergleich liegt das Wachstum bei 0,6 % nach 1,4 % im Quartal zuvor.

Der Auftragseingang ist im November in Deutschland auf Monatssicht saison- und preisbereinigt um 6,0 % gegenüber Vormonat gesunken. Erwartet wurde hingegen ein Rückgang um nur etwa 1,6 %.

Die Bank von England senkt die Zinsen um 50 Basispunkte auf nun 1,5 %. Damit war im Vorfeld mehrheitlich gerechnet worden. Seit Gründung der Notenbank im Jahre 1694 hatte der Zinssatz niemals niedriger gestanden.

Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist in den USA auf 467.000 gefallen. Erwartet wurden 540.000 neue Anträge nach zuvor 491.000 (revidiert von 492.000).

Die US-amerikanischen Erdgasvorräte ("Nat Gas Inventories") sind in der letzten Woche um 47 Bcf auf 2.830 Bcf zurückgegangen. Im Vorjahr hatten die Vorräte bei 2.799 Bcf gelegen.

Die US-amerikanischen Verbraucherkredite haben sich im November um 7,94 Mrd. US-Dollar verringert. So stark waren die Konsumentenkredite seit 1943 nicht mehr zurückgegangen. Erwartet wurde hingegen ein Bereich um -0,5 bis +0,5 Mrd. US-Dollar. Der Rückgang des Vormonats wurde auf 2,78 Mrd. Dollar revidiert von zuvor veröffentlichten -3,5 Mrd. US-Dollar.

Unser Kommentar:

Die jüngsten Zahlen zeigen, was unvermeidlich war: Angesichts der Weltwirtschaftskrise fangen die US-Bürger an zu sparen. In normalen Zeiten wäre das eigentlich keine Katastrophe – im Gegenteil. Das Problem ist jedoch, dass die US-Konjunktur mittlerweile sehr stark von den Ausgaben der hochverschuldeten Verbraucher abhängig ist. Denen geht jetzt das Geld aus – und der Konjunktur wird abgewürgt.

Freitag:

Der japanische Frühindikator notiert in seiner vorläufigen Veröffentlichung für November bei 81,5. Im Vormonat hatte der Index bei 85,2 gelegen.

Im Oktober ist die Zahl der Insolvenzen in Deutschland insgesamt im Vergleich zum Vorjahresmonat um 5,3 % auf 13.286 zurückgegangen. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist dabei binnen gleicher Frist um 3,4 % auf 2.457 gesunken. Im Zeitraum Januar bis Oktober 2008 ist die Zahl der Insolvenzen insgesamt verglichen mit dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 8,3 % auf 82.106 gesunken, während die Unternehmensinsolvenzen in Deutschland im Vergleich um 5,5 % auf 24.679 zurückgegangen sind.

Der deutsche Einzelhandelsumsatz ist im November gegenüber dem Vorjahr nominal um 1,8 % gefallen nach zuvor +1,7 % (revidiert von +0,9 %),real war ein Rückgang um 3,0 % zu verzeichnen, nach zuletzt noch -0,8 % (revidiert von -1,5 %). Im kalender- und saisonbereinigten Vergleich zum Vormonat ist der Umsatz des Einzelhandels um nominal 0,1 % geklettert nach zuletzt noch -2,3 %, real um 0,7 % gestiegen nach -2,2 % im Vormonat.

Der Produktionsindex für Großbritannien ist im November auf Dreimonatssicht um 2,7 % gefallen. Im Vormonat lag der Dreimonatsvergleich mit 1,8 % im Minus. Allein im November war die Produktion zum Vormonat um 2,9 % gesunken.

Der Einzelhandelsumsatz ist in der Eurozone im November gegenüber dem Vormonat in der ersten offiziellen Schätzung um 0,6 % gestiegen. Im Jahresvergleich ist der Umsatz des Einzelhandels in der Eurzone im Berichtsmonat um 1,5 % gesunken.

Die Produktion im verarbeitenden Gewerbe ist in Deutschland im November zum Vormonat preis- und saisonbereinigt um 3,1 % gefallen. Im Vormonat war die Produktion um revidierte 1,8 % gesunken. Auf das Jahr gesehen fiel die Produktion nach Bereinigung der Arbeitstage um 5,0 %.

Die Zahl der Beschäftigten (ohne Landwirtschaft) ist in den USA im Dezember um 524.000 zurückgegangen. Erwartet wurde hingegen ein Rückgang um 520.000 bis 525.000 neue Arbeitsplätze. Der Vormonatsrückgang wurde von 533.000 auf nun -584.000 weiter nach unten revidiert.

Die US-amerikanische Arbeitslosenquote liegt im Dezember bei 7,2 %. Erwartet wurde die Quote mit 6,8 bis 7,1 % nach 6,8 % (revidiert von 6,7%) im Vormonat.

Die Zahl der durchschnittlichen Wochenstunden liegt in den USA im Dezember bei 33,3. Gerechnet wurde erneut mit 33,5 Stunden pro Arbeitswoche nach schon 33,5 Stunden in den beiden Monaten zuvor.

Die durchschnittlichen Stundenlöhne sind in den USA im Dezember um 0,05 US-Dollar bzw. 0,3 % gegenüber dem Vormonat auf 18,36 US-Dollar gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg um 0,2 %. Im Vormonat waren die Stundenlöhne um 0,4 % geklettert.

Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die in Kürze erscheint.

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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter [Link "www.antizyklischer-börsenbrief.de" auf www.antizyklischer-b%C3%B6rsenbrief.de/... nicht mehr verfügbar] und [Link "www.antizyklischer-aktienclub.de" auf www.antizyklischer-aktienclub.de%20/... nicht mehr verfügbar]

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