Kommentar
18:01 Uhr, 28.01.2019

Wird der Brexit verschoben oder abgesagt?

Vergessen Sie alles, was Sie über den Brexit gelesen oder gehört haben: Großbritannien wird die EU zum 29. März 2019 NICHT verlassen. Der Wettmarkt scheint sich in dieser Hinsicht jedenfalls ziemlich sicher zu sein.

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Eigentlich ist die Sache sonnenklar: Das Vereinigte Königreich aus Großbritannien und Nordirland wird die Europäische Union (EU) zum 29. März 2019 verlassen. Und zwar auch dann, wenn sich EU und britische Regierung vorher nicht auf die Modalitäten des Brexits einigen können. Das sieht jedenfalls der EU-Vertrag so vor. Ohne Einigung auf die Modalitäten des Austritts würde es zum sogenannten "harten Brexit" kommen.

Doch der Wettmarkt sieht die Sache entschieden anders. In Großbritannien kann man auf praktisch alles wetten und britische Buchmacher bieten häufig auch Wetten zu politischen Themen an. So auch auf den Brexit. Und die Wettquoten behaupten, dass ein Austritt Großbritanniens aus der EU zum 29. März 2019 unwahrscheinlich ist.

Die auf der Seite Matchbook.com angebotenen Wettquoten zum Brexit zeigen aktuell nur eine Wahrscheinlichkeit von 20,2 Prozent, dass Großbritannien die EU tatsächlich per 29. März verlassen wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu diesem Zeitpunkt nicht zum Brexit kommt, wird hingegen auf 79,8 Prozent taxiert. Nach Einschätzung des Wettmarktes ist ein Austritt zum 29. März 2019 also ziemlich unwahrscheinlich.

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Prinzipiell gibt es zwei Möglichkeiten, wie ein Brexit zum 29. März 2019 noch verhindert werden könnte. In Artikel 50 des EU-Vertrags ist geregelt, dass ein EU-Staat die EU automatisch zwei Jahre nach der Mitteilung über den Austrittswunsch verlässt, falls keine andere Vereinbarung getroffen wurde. Absatz 3 sieht dabei ausdrücklich vor, dass der Europäische Rat "im Einvernehmen mit dem betroffenen Mitgliedstaat einstimmig" eine Verlängerung dieser Frist beschließen kann. Der Europäische Rat besteht aus den Staats- und Regierungschefs aller EU-Staaten. Diese müssten also einstimmig einer Verlängerung zustimmen.

Es gibt aber eine weitere Möglichkeit, wie ein EU-Austritt noch verhindert werden könnte: Die britische Regierung könnte einseitig ihren Austrittswunsch zurückziehen. In diesem Fall würde es am 29. März ebenfalls nicht zum Brexit kommen. Erst im Dezember 2018 hatte der Europäische Gerichtshof entschieden, dass Großbritannien einseitig und ohne Zustimmung der übrigen EU-Länder den Brexit auf diese Weise stoppen kann.

Würde der Brexit nun tatsächlich noch verhindert werden, müsste man das aber wohl tatsächlich als völlige Bankrotterklärung sowohl der europäischen als auch der britischen Politik werten. Immerhin hatten beide Seiten zwei Jahre Zeit, sich auf die Modalitäten zu verständigen.

Dass die britischen Wettanbieter allerdings mit ihren Einschätzungen auch gehörig daneben liegen können, hat nicht zuletzt das Brexit-Referendum im Juni 2016 gezeigt. Damals wurde die Wahrscheinlichkeit, dass die Brexit-Befürworter das Referendum gewinnen, im Vorfeld nur auf rund 25 Prozent geschätzt – obwohl die Umfragen im Vorfeld ein Kopf-an-Kopf-Rennen beider Seiten prognostiziert hatten.

Der Finanzmarkt scheint unterdessen die Ansichten des Wettmarktes mehr oder weniger zu teilen. Das britische Pfund hat gegenüber Euro und US-Dollar zwar zuletzt nachgegeben, aber keinesfalls so stark, wie man es im Falle eines harten Brexit eigentlich befürchten würde. Auch an den Finanzmärkten scheint aktuell die Hoffnung zu überwiegen, dass der Brexit noch abgeblasen wird.

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8 Kommentare

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  • Sascha Huber
    Sascha Huber Experte für Kryptowährungen

    Gestern Abend jemand "hart aber fair" gesehen? Immerhin einen vernünftigen Gast hatten sie dort ja, den Dr. Daniel Stelter. Lustig, um nicht zu schreiben absurd, wurde es, als die SPD-Tante diesem studierten Ökonomen die Wirtschaft erklären wollte. ;)

    13:32 Uhr, 29.01. 2019
  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Man erinnere sich auch einmal daran, wie "sicher" die Buchmacher im Herbst 2016 waren, dass Donald Trump NICHT US-Präsident werden würde. Wer damals auf dieses "unmögliche Ereignis" gewettet hatte, der konnte satte Gewinne einfahren.

    https://www.welt.de/sport/arti...

    Mit dem Brexit könnte es so ähnlich werden. Die Masse will sich das lieber gar nicht erst vorstellen, entsprechend sind jetzt die Wettquoten...

    12:06 Uhr, 29.01. 2019
  • Chamäleon
    Chamäleon

    ein auch nicht erwartetes Szenario ist, dass die Schotten - die 2/3 mehrheitlich in der EU bleiben und schon lange sich von den Würgegriff der geliebten Engländer befreien wollen - denen in die Suppe spucken .....vieles ist möglich, auch das unmögliche.....😎

    19:31 Uhr, 28.01. 2019
  • Trendtracker
    Trendtracker

    Es gibt immer noch das alternative Szenario, dass die Entscheidung bis Mai verschoben wird, bis kurz vor der EU-Wahl. Das wurde von beiden Seiten immer wieder genannt.

    18:17 Uhr, 28.01. 2019
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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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