Wilhelm Hankel (†): Totgeschwiegen...
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
In der vergangenen Woche ist Professor Wilhelm Hankel gestorben. Das Land verliert einen seiner fähigsten Volkswirte. Und es verliert einen Mann, der mutig genug war, entgegen zahlreicher Widerstände aufrecht zu stehen und kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Einen Streiter für Gerechtigkeit, ausgestattet mit brillantem ökonomischen Sachverstand. Doch bei aller Kritik, die Wilhelm Hankel unermüdlich äußerte, blieb er stets freundlich und sachlich, wurde nie ausfallend, war von bewundernswerter Geduld.
Und die wichtigsten deutschen „Qualitätsmedien“ verlieren über seinen Tod keine Silbe...
Dass Wilhelm Hankel die gegenwärtigen Politiker und Wirtschaftsfachleute „mit Links“ in die Tasche gesteckt hat, das wurde nicht nur in seinen zahllosen Interviews, Vorträgen und Kommentaren immer wieder deutlich. Zentrale Stationen aus dem Leben Wilhelm Hankels sind geeignet, die Aussage zu unterstreichen:
1953, mit erst 24 Jahren, verfasst Wilhelm Hankel seine Dissertation zur Theorie der volkswirtschaftlichen Kontierung unter besonderer Berücksichtigung der monetären Aspekte. Europapolitiker können dort zentrale Antworten auf die aktuellen Fragen der Zeit nachlesen. 1967 wird er unter Wirtschaftsminister Karl Schiller Leiter der Abteilung Geld und Kredit im Bundeswirtschaftsministerium, ab 1972 Vorstandschef der Hessischen Landesbank.
1969 ruft Wilhelm Hankel die Bundesschatzbriefe ins Leben, die zu einem durchschlagenden Erfolg bei den Kleinsparern in Deutschland werden. Bei den Banken macht sich der Ökonom damit keine Freunde: „Bundesschätze“ sind so sicher wie das Sparbuch, bieten aber höhere Erträge. Risiken, die sonst mit einem Anleihepapier verbunden sind, etwa Kursschwankungen und das Auf und Ab der Börsenkonjunktur, werden vermieden.
Einen wichtigen Grund für den Widerstand der Finanzbranche gegenüber den „Bundesschätzen“ lassen wir Wilhelm Hankel selbst erklären: „Mit dem Bundesschätzchen war zugleich ein Einbruch in die Erbhöfe des deutschen Kapitalmarkts verbunden. Denn das damals fast allmächtige Bundesanleihekonsortium, in dem die Großbanken den Ton angaben und die Finanzbedürfnisse des Bundes gleichsam im Kartell-Club regelten, bekam auf einmal Konkurrenz. Bis dahin hatte jeder seine Quote, und die Banken bestimmten die Konditionen, zu denen der Bund Geld bekam. Natürlich gewährten sie sich einen entsprechenden eigenen Nutzen in Gestalt der Marge. Und in diesen gehegten Kapitalmarkt brach das Bundesschätzchen ein“.
http://www.faz.net/aktuell/finanzen/wilhelm-hankel-mein-bundesschaetzchen-ist-tot-11813285.html
Doch bei aller Geduld und bemerkenswerter Gelassenheit war Wilhelm Hankel auch unbequem: Staatlicher Willkür und europäischen Bestrebungen nach Währungssozialismus und Gleichmacherei ist er stets vehement entgegengetreten. Zusammen mit seinen Professorenkollegen Joachim Starbatty, Karl Albrecht Schachtschneider und Wilhelm Nölling hatte Hankel deshalb mehrfach vor dem Bundesverfassungsgericht gegen die Eurorettungspolitik geklagt.
Unbequem, um nicht zu sagen gefährlich, war Professor Wilhelm Hankel daher vor allem für jene, die über seinen Tod jetzt kein Sterbenswörtchen verlieren:
Die Handlanger der Finanzindustrie, „Qualitätsmedien“, wie ARD, ZDF, der Spiegel oder die Süddeutsche Zeitung, die sonst keine Gelegenheit auslassen, jeden „Hühnerschiss“ zu kommentieren, fanden die Nachricht von Hankels Tod nicht erwähnenswert. Lediglich die Frankfurter Allgemeine brachte eine kurze Meldung.
Ein nasser Waschlappen...
Manche Menschen brauchen einen nassen Waschlappen, den man ihnen mit voller Wucht ins Gesicht schleudert, damit sie endlich aufwachen. Die Tatsache, dass die wichtigsten Massenmedien in Deutschland den Tod eines der verdientesten Köpfe der deutschen Nachkriegsgeschichte einfach unter den Teppich kehren, ist so ein nasser Waschlappen. Die Gründe für das peinliche und beschämende Schweigen sind nur zu offensichtlich:
Willhelm Hankel war einer der schärfsten Kritiker der aktuellen Eurorettungspolitik.
Die Redaktion des Antizyklischen Börsenbriefs wird Professor Wilhelm Hankel in der Erinnerung bewahren als einen der menschlichsten und kompetentesten Köpfe der deutschen Nachkriegsgeschichte...
Anmeldemöglichkeit (1) : Das Drei-Monats-Abo des Antizyklischen Börsenbriefs
Anmeldemöglichkeit (2) : Das Jahres-Abo des Antizyklischen Börsenbriefs
Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de
Danke Andreas für diesen Artikel. Es macht wütend und traurig, daß Dr. Hankels Tod in den großen Medien mit keinem Wort erwähnt wird, während Meldungen über die neueste Djungelcamp-Staffel und Fußballer-Skandale sich dort gegenseitig den Rang ablaufen. Aber die Massen bekommen halt, was sie verlangen...
Deine kritische und weitsichtige Berichterstattung schätze ich deswegen umso mehr.
Lieber Herr Hoose, wie Sie und wohl viele Andere auch, bin ich sehr betroffen über diese Meldung. Ich danke ihnen sehr, dass sie sozusagen den Medienersatz übernommen haben und eine angemessene Würdigung des verstorbenen Prof. Hankel vorgenommen haben. Den Worten, die sie über die verlieren, die solche Meldungen unterdrücken, muss man nichts hinzufügen. Man kann solche Handlungsweisen und die dafür Verantwortlichen eigentlich nur noch verachten. Leider stört das die Betroffenen wenig, sie werden fortfahren mit ihrer Nachrichtenselektion und leider hat auch die letzte Wahl gezeigt, dass die Manipulation der "Main Stream Media" beim Wähler noch nicht angekommen ist, sonst wären die Ergebnisse andere gewesen. Um so wichtiger, dass Menschen wie Sie zu Feder greifen und Klartext sprechen. Vielen Dank Herr Hoose Klaus-J. Kraemer