Kommentar
15:50 Uhr, 03.03.2020

Wieso versagt Gold als sicherer Hafen?

Gold und andere Edelmetalle gehen plötzlich mit dem Rest des Marktes in den Sturzflug über. Genau davor sollte Gold eigentlich bewahren. Was ist da los und wie geht es nun weiter?

Erwähnte Instrumente

  • Gold
    ISIN: XC0009655157Kopiert
    Kursstand: 1.603,01001 $/oz. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Silber
    ISIN: XC0009653103Kopiert
    Kursstand: 16,78800 $/oz. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Gold - WKN: 965515 - ISIN: XC0009655157 - Kurs: 1.603,01001 $/oz. (FXCM)
  • Silber - WKN: 965310 - ISIN: XC0009653103 - Kurs: 16,78800 $/oz. (FXCM)
  • Platin - WKN: 966554 - ISIN: XC0009665545 - Kurs: 865,45 $/oz. (FOREX)
  • Palladium - WKN: 966552 - ISIN: XC0009665529 - Kurs: 2.533,15 $/oz. (FOREX)

Goldanleger hatten es im Vergleich zu Anlegern, die auf andere Edelmetalle gesetzt haben, noch gut. Gold verlor in der zurückliegenden Woche lediglich 4,5 %. Bei Silber und Palladium waren es 10 % und Platin verlor sogar 15 %. Diese Kursverluste machen aus zwei Gründen stutzig. In Krisenzeiten sollten sichere Häfen wie Gold gewinnen. Es ist nun aber nicht nur so, dass Edelmetalle nicht steigen konnten, sondern dass manches Metall genauso viel wie der Markt oder sogar noch mehr an Wert verlor.

Sichere Häfen machen nur Sinn, wenn sie zumindest weniger verlieren als der Markt. Das ist nicht der Fall. Man kann die Rolle von Gold als sicheren Hafen demnach hinterfragen. Das ist aber nur auf den ersten Blick der Fall.

Edelmetalle nützen im Moment der Panik wenig. Tatsächlich gehen die größten Tagesverluste von Gold mit denen des S&P 500 einher (Grafik 1). Verliert der Aktienmarkt stark, verliert häufig auch Gold. Bedingung dafür ist Panik. Panik differenziert nicht. Alles, was liquidiert werden kann, wird liquidiert.

Wieso-versagt-Gold-als-sicherer-Hafen-Kommentar-Clemens-Schmale-GodmodeTrader.de-1

Der Grund dafür ist schnell gefunden. Anleger brauchen Geld, um Margin Calls zu bedienen oder anderweitige Löcher zu stopfen. Edelmetalle sind der erste sichere Hafen, der liquidiert wird. Auch Staatsanleihen werden verscherbelt, wenn es richtig brenzlig wird. In den letzten Tagen war das nicht der Fall – ganz im Gegensatz zu 2008.

Als Lehman bankrottging, stieg die Rendite 10-jähriger US-Anleihen von 3,4 % auf 4 %. Also selbst US-Anleihen, der sichere Hafen schlechthin, kam unter Druck. Dass das aktuell noch nicht der Fall ist zeigt, dass es auch noch schlimmer kommen kann.

In Krisenzeiten ist Gold dennoch interessant. Selbst wenn die Aktienkurse weiter fallen, tun sie das nach kurzer Zeit nicht mehr im Panikmodus. Sobald wieder Vernunft einkehrt, wird Gold auch wieder gekauft. Das zeigen vergangene Krisenzeiten (Grafik 2). Oftmals wurde Gold zu Beginn eines Bärenmarktes oder einer Korrektur verkauft. Während Aktien weiter fielen, konnte sich Gold erholen und deutlich steigen.

Wieso-versagt-Gold-als-sicherer-Hafen-Kommentar-Clemens-Schmale-GodmodeTrader.de-2

All das braucht Zeit. Ist die aktuelle Krise in wenigen Wochen wieder vorüber, dürfte Gold mittelfristig nicht profitieren. Alles hängt davon ab wie lange die Krise andauert. Die US-Notenbank dürfte bei einer weiteren Eskalation die Zinsen senken. Da gleichzeitig die Produktion runtergefahren wird und weniger Güter vorhanden sind, könnte die Inflation deutlich ansteigen.

Beides zusammen führt zu fallenden Realzinsen. Fällt der Realzins, steigt Gold (Grafik 3). Je länger die Krise dauert, desto wahrscheinlicher werden Zinssenkungen und Inflation. Gold und anderen Edelmetallen stehen dann erst am Beginn der Rally.

Wieso-versagt-Gold-als-sicherer-Hafen-Kommentar-Clemens-Schmale-GodmodeTrader.de-3

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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