Kommentar
09:30 Uhr, 05.07.2021

Wie weit geht die Sommerkorrektur am Aktienmarkt?

Sommermonate sind schwierige Monate für Aktien. Zugleich droht dem Markt, dass Notenbanken einen Ausstiegsplan aus der ultralockeren Geldpolitik vorlegen. Wie schlimm wird der Sommer also?

Der seit März 2020 laufende Bullenmarkt hat bisher etwas vollbracht, was nur wenige Bullenmärkte geschafft haben. Es ging fast ohne Rücksetzer nach oben. Rücksetzer von 4 % waren die „Korrekturen“, die Anleger für Einstiege nutzen mussten. Im Normalfall kann man sich auf regelmäßige Rücksetzer von 7-10 % verlassen. Darauf warten Anleger in diesem Trend vergeblich. Ein so langer Aufwärtstrend ohne Korrektur (sowohl in Prozent als auch zeitlich) ist ungewöhnlich. Spätestens nach einem Jahr lässt der Trend für gewöhnlich nach. Selbst bei herben Rückschlägen wie vergangenes Jahr oder nach der Finanzkrise ist der Käufernachschub irgendwann erschöpft. Gemessen an den meisten Bullenmärkten und auch dem nach der Finanzkrise, wäre es für eine Korrektur höchste Zeit. Nach der Finanzkrise dauert es 13 Monate, bis Anleger einen größeren Rücksetzer zum Einstieg nutzen konnten. Aktuell befinden wir uns bereits im sechszehnten Monat.Da kommt der Sommer gerade recht...

Sommermonate sind schwierige Monate. Das Handelsvolumen ist aufgrund der Urlaubssaison geringer als sonst. In der Eurozone reagiert die Notenbank auf das geringere Volumen, das nicht nur für den Aktien-, sondern auch für den Anleihemarkt gilt. Es werden weniger Anleihen gekauft als sonst üblich, um den Markt nicht zu stark zu verzerren.


Der US-Aktienmarkt kommt in den Sommermonaten nicht vom Fleck (Grafik 2). Der Jahresauftakt ist für gewöhnlich leicht positiv. Im März und April folgt eine Rallye, die bis Juni anhalten kann. Von Juli bis September geschieht unterm Strich nichts. Erst im Oktober legt der Markt mit der Jahresendrallye wieder zu.

Eine Korrektur mag überfällig sein, doch bisher hält sich der S&P 500 ziemlich exakt an den zu erwartenden saisonalen Fahrplan. Bleibt es dabei, kommt der Markt im Sommer zwar nicht vorwärts, aber eine Korrektur ist ebenfalls nicht zu erwarten.

Dafür, so argumentieren einige Analysten, droht die US-Notenbank bereits bei ihrer nächsten Sitzung im Juli mit einer ersten Konkretisierung des QE-Ausstiegs. Immer mehr Notenbanker äußern sich öffentlich dazu und befürworten einen baldigen Ausstieg aus den Wertpapierkäufen. Die Diskussion darüber im offiziellen Gremium lässt sich nicht mehr lange unterdrücken.

Wenn dem Markt sonst nichts schadet, dann vielleicht die Geldpolitik. Darauf würde ich mich nicht verlassen. Trotz aller Darstellungen, dass ein Herunterfahren der Wertpapierkäufe schädlich ist, gibt es dafür keinen Halt. Das Taper Tantrum (Angst vor dem Herunterfahren und dann tatsächlicher Reduktion der Käufe) im Jahr 2013 steckt Analysten noch in den Knochen. Der Aktienmarkt lief in dieser Zeit trotzdem hervorragend (Grafik 3).


Plötzliche Veränderungen können immer eine Korrektur auslösen. Ohne eine solche Veränderung ist eine Korrektur nicht absehbar. Dünnes Handelsvolumen im Sommer kann spontan zu kleineren Rücksetzern führen. Mehr ist aktuell nicht wahrscheinlich.

Clemens Schmale


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4 Kommentare

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  • Market Impact
    Market Impact

    Es gibt Finanzprofis die sagen der Bullenmarkt lief von 03/2009 bis 03/2020 , und jetzt hat ein neuer begonnen.

    18:31 Uhr, 05.07. 2021
  • Dr. Bull
    Dr. Bull

    Ich kann mir im Spätsommer schon einen größeren Rücksetzer vorstellen. Die Markttechnik warnt schon auf diversen Zeitebenen, was natürlich keine Garantie für einen größeren Rücksetzer ist, aber man sollte es im Hinterkopf behalten. Dann läuft der Bullenmarkt schon seit 12 Jahren, was natürlich auch keine Garantie ist für einen größeren Rücksetzer oder einen Crash. Dann haben wir es mit einem 1er Jahr zu tun, was auch keine Garantie ist und da gibt noch einige weitere Punkte, die dafür sprechen. Aber insgesamt bedeuten alle Punkte zusammen "Vorsicht".

    11:27 Uhr, 05.07. 2021
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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