Kommentar
14:14 Uhr, 15.03.2018

Wie wäre es mit einem Short auf Netflix?

Es war schon leichter an der Börse Geld zu verdienen als jetzt. Der Markt dreht schön im Tagestakt. Aktuell heißt es schon wieder abwärts. Ein Short kann da helfen.

Erwähnte Instrumente

Am vergangenen Freitag hat der Markt nach der Terminkurve der Volatilität ein Kaufsignal geliefert. Am Mittwoch ist das schon wieder passé. Man sollte streng genommen wieder aus dem Markt draußen sein. Das ist etwas mühsam, aber wäre an der Börse alles kinderleicht, müssten alle nur so im Geld schwimmen.

Wer nicht tradet und einen mittelfristigen Zeithorizont hat, muss wegen eines schlechten Tages nicht gleich in Unruhe geraten. Tagesschwankungen sind für Investoren irrelevant, für Trader sind sie es nicht. Für mittel- und langfristig orientierte Anleger stellt sich trotzdem die Frage, ob der Markt nun dreht oder nicht.

Ich habe schon mehrfach darauf hingewiesen, dass ich noch gute Chancen für ein neues Allzeithoch sehe, bevor die große Trendwende kommt. Der Nasdaq hat dieses neue Allzeithoch schon Anfang der Woche erreicht. Andere Indizes wie der S&P 500 bleiben uns dies noch schuldig.

Es ist auch kein Zufall, dass gerade die Technologiebörse Nasdaq zuerst ein neues Allzeithoch erreichen konnte. Technologieaktien sind nach wie vor heiß begehrt. Dazu gehört auch die Aktie von Netflix. Die Aktie konnte allein seit Jahresbeginn fast 70 % zulegen. Inzwischen fragt man sich, ob Anleger wahnsinnig geworden sind.

Netflix ist zweifellos eine Erfolgsstory. Der Umsatz steigt kometenhaft an (Grafik 1). Dazu konnte Netflix im vergangenen Jahr über 500 Mio. USD Gewinn ausweisen. Bis 2020 dürfte der Gewinn auf 2,5 Mrd. USD steigen und der Umsatz bei 22 Mrd. USD liegen. Netflix ist an der Börse fast 150 Mrd. USD wert. Ob das in Einklang zu bringen ist, muss jeder selbst entscheiden.

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Persönlich halte ich die Aktie für maßlos überbewertet. Netflix weist zwar Gewinne aus, doch der operative Cashflow ist tiefrot. Im vergangenen Jahr brauchte Netflix fast 2 Mrd. USD mehr Cash als es eingenommen hat. In diesem Jahr hat die Firma selbst angekündigt, dass das Minus bei 4 Mrd. USD liegen könnte. Grafik 2 zeigt den historischen Verlauf und eine Prognose.

Wie-wäre-es-mit-einem-Short-auf-Netflix-Kommentar-Clemens-Schmale-GodmodeTrader.de-2

Bereits für 2017 wurden 2,5 Mrd. USD negativer Cashflow in Aussicht gestellt. Am Ende war es nicht ganz so schlimm. Ich vermute daher, dass die Zahlen in diesem Jahr auch nicht so schlecht sein werden. Sie bleiben trotzdem erschreckend. Obwohl Netflix einen Gewinn ausweist, hat das Unternehmen in seiner Geschichte 8 Mrd. USD mehr an Geld gebraucht, als es eingenommen hat.

Netflix verbrennt die Millionen schneller als man zählen kann. Dass trotzdem ein Gewinn ausgewiesen wird, liegt am Accounting. Inhalte wie Serien werden heute produziert und kosten heute Geld, doch die Einnahmen daraus erstrecken sich über Jahre. Die Ausgaben für die Produktion von Inhalten werden daher über die Jahre verteilt. Müssten sie sofort zu 100 % in der Gewinn- und Verlustrechnung anerkannt werden, würde Netflix anstatt eines Gewinns einen Milliardenverlust ausweisen.

Der Inhalt, den Netflix kreiert, ist viel wert. Ist er aber 150 Mrd. USD Marktkapitalisierung wert, also fast so viel wie bei Walt Disney, die seit knapp 100 Jahren Inhalte produzieren und einen sehr viel größeren Schatz angehäuft haben? Ich denke nicht.

Netflix muss natürlich wie wild investieren. Es ist ein globales Wettrennen. Wer am meisten Inhalte bietet, hat die besten Chancen, eine starke Marke aufzubauen und Kunden zu binden. Es geht um nicht viel weniger als eine Art Monopolstellung zu erreichen.

Netflix-Aktie (Wochenchart)
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Anderen Unternehmen gelang dies (Facebook, Google). Ob das bei Medieninhalten gelingt, bezweifle ich. Gegen ein Momentum wie bei Netflix zu wetten, ist riskant. Ich rate explizit davon ab. Mir scheint allerdings, dass Anleger übersehen, wie viel Geld Netflix verbrennt. Die Aktie ist zu einem KGV von fast 70 bewertet, wenn man der Gewinnprognose für 2020 traut. Mich würde es nicht wundern, wenn sich der Aktienkurs als Kartenhaus herausstellt, welches früher oder später in sich zusammenfällt.

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2 Kommentare

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  • awsx
    awsx

    @Hugo123 genau, dann verbrennen Anfänger u.U. ihr Geld mit einer Megaaktie short in Scheinen. Danch bekommt Herr Schmale den Zorn zu spüren. Lernen sie über Optionen, und suchen sie dann selbst. Dann tragen auch sie "ihre" Verantwortung.

    @ Herr Schmale Das alte Spiel bei Burnercharts. Vor einer klaren Reaktion (evtl. 2. Hoch) ist sowas immer eine geile Wette. Es geht aber halt oft auch brutal schief.

    11:14 Uhr, 17.03.2018
  • Hugo123
    Hugo123

    Hallo, es wäre nicht schlecht für Anfänger einige in Frage kommende Scheine zu empfehlen.

    18:53 Uhr, 15.03.2018

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Clemens Schmale
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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