Kommentar
14:30 Uhr, 05.08.2021

Wie tief können die Megacap FANG-Aktien fallen?

Ob Apple, Microsoft, Netflix oder Alphabet: Anleger sind sich ziemlich sicher, dass man mit diesen Aktien nur gewinnen kann. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass sich Anleger gewaltig irren.

Erwähnte Instrumente

  • Meta Platforms Inc
    ISIN: US30303M1027Kopiert
    Kursstand: 358,920 $ (Nasdaq) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • Amazon
    ISIN: US0231351067Kopiert
    Kursstand: 3.354,720 $ (Nasdaq) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Meta Platforms Inc - WKN: A1JWVX - ISIN: US30303M1027 - Kurs: 358,920 $ (Nasdaq)
  • Amazon - WKN: 906866 - ISIN: US0231351067 - Kurs: 3.354,720 $ (Nasdaq)
  • Netflix Inc. - WKN: 552484 - ISIN: US64110L1061 - Kurs: 517,350 $ (Nasdaq)
  • Alphabet Inc. (Class C) - WKN: A14Y6H - ISIN: US02079K1079 - Kurs: 2.720,570 $ (Nasdaq)

Kritik an Megacap-Technologieaktien wird nicht gern gehört. Die Aktien sind in den letzten Jahren sehr gut gelaufen. Durch die Pandemie haben sie einen zusätzlichen Schub erhalten. Die Pandemie beschleunigte lediglich das, was ohnehin geschehen wäre. Den Trend zu mehr Digitalisierung gab es bereits vor der Pandemie, die Coronakrise hat den Trend lediglich beschleunigt. Was sonst Jahre gedauert hätte, passierte innerhalb von Monaten. Damit stehen die Megacap-Technologieaktien auf solidem Fundament und haben weiterhin gute Wachstumsaussichten. Es gibt (noch) keinen Index, der diese Unternehmen umfänglich abbildet. Vereinfacht nenne ich sie hier FANG-Aktien. Im Original gehörten nur Facebook, Amazon, Netflix und Alphabet (Google) dazu. Inzwischen ist klar, dass weitaus mehr Unternehmen die Charakteristika haben, die zählen. Man kann mindestens Microsoft, Zoom, Nvidia, Apple, AMD und PayPal dazuzählen. Sie alle sind der Inbegriff des vorherrschenden Trends.

Nun sind diese Aktien nicht gerade Schnäppchen. Je nach Aktie zahlt man mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 27 bis 100. Wer daran Kritik übt, wird gleich belehrt. Die Unternehmen wachsen schneller als der Gesamtmarkt. Es sind grundsolide Unternehmen, Felsen in der Brandung. Diese Unternehmen wird es auch in 30 oder 50 Jahren noch geben. Erfolg ist vorprogrammiert. Das KGV spielt daher keine Rolle. Wer nur lang genug hält, wird einen Gewinn erzielen. Die Unternehmen wachsen in ihre Bewertung problemlos hinein.

Diese Argumentation ist nicht neu. Die Beschreibung könnte aus dem Jahr 1971 stammen und die Nifty Fifty Aktien beschreiben. Es handelte sich um 50 grundsolide, Megacap-Wachstumsaktien. Auf heute übertragen: FANG-Aktien.

Auch die Nifty Fifty waren teils sportlich bewertet (Grafik 1). So manches KGV lag über 50, z.B. auch das von Walt Disney. Anleger waren der Überzeugung, dass kein KGV zu hoch ist. Mit der Zeit würden die Firmen in die Bewertung hineinwachsen. Heute wissen wir, dass das nicht überall der Fall war. Kodak ging bankrott, ebenso wie JC Penney und viele andere.


Lange bevor es zu Insolvenzen kam, platzte die Blase. Das war 1973. Die ausgeprägte Outperformance der Nifty Fifty verschwand innerhalb von anderthalb Jahren. Wer die Nifty Fifty im Jahr 1971 kaufte, hatte 1980 nicht mehr als beim Kauf eines Indexfonds auf den S&P 500 (Grafik 2). Wieso aber korrigierten diese so sicher geglaubten Megacaps überhaupt um 66 %?

Die einfache Antwort: Die Bewertung war einfach zu hoch. Anleger hatten die Wachstumsaussichten falsch eingeschätzt. Oftmals ist die einfache Erklärung auch die richtige. In diesem Fall stimmt das vermutlich nicht. Betrachtet man die Nifty Fifty, die es auch heute noch in ihrer ursprünglichen Form gibt, zeigt sich ein klares Bild (Grafik 3). Die Performance hinkte dem Markt ab 1973 bis 1980 hinterher. Über einen längeren Zeitraum haben die Nifty Fifty den Markt trotz hoher Bewertung jedoch geschlagen.

Mit zeitlichem Abstand kann man überprüfen, ob die Unternehmen in ihre Bewertung hineingewachsen sind. Gemessen an dem Wachstum in den Jahren nach der Blase Anfang der 70er Jahre kann man berechnen, wie hoch das KGV hätte sein dürfen. Rückblickend wissen wir ja, wie schnell die Unternehmen in der Folge wuchsen.

Dabei stellt sich heraus, dass viele Unternehmen sogar noch höher hätten bewertet werden können (orangene Balken in Grafik 4). Einige Unternehmen waren jedoch hoffnungslos zu hoch bewertet. Im Nachhinein wissen wir, welche Aktie zu tief und welche zu hoch bewertet wurde.


Heute wissen wir das mit Blick auf die FANG-Aktien nicht. In 10 oder 20 Jahren kann sich herausstellen, dass ein KGV von 92 bei Nvidia dumm war und ein KGV von 30 bei Microsoft spottbillig. Insgesamt wuchsen die Nifty Fifty aber wie erwartet. Wenn also die Bewertung am Crash der 70er nicht schuld war, was war es dann?

Es waren Zweifel. 1973 waren sich Anleger plötzlich nicht mehr so sicher, dass die Bewertung korrekt ist und sich das Wachstum auch wirklich materialisiert. Es war eine Vertrauenskrise in die Bewertung. Das kann auch den heutigen FANG-Aktien passieren. Viel Wachstum wurde durch die Pandemie vorgezogen. Früher oder später kommt es zu einer Stagnation, bevor Wachstum wieder aufgenommen wird. Diese Stagnation dürften viele Anleger nicht aushalten und verkaufen.

FANG-Aktien werden unweigerlich stark korrigieren, aber nicht jetzt. Erst muss es überhaupt zu einer Stagnation kommen. Kommt sie, kann man zu attraktiven Preisen zugreifen.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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