Kommentar
19:18 Uhr, 27.04.2023

Wie sicher sind Dividenden?

Dividenden sind Gold wert, vielleicht sogar mehr. Ohne Dividenden stünde der Dax heute immer noch dort, wo er vor 23 Jahren stand. Aber wie sicher sind Dividenden?

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 15.800,45 Pkt (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • DAX - WKN: 846900 - ISIN: DE0008469008 - Kurs: 15.800,45 Pkt (XETRA)

Der Dax Kursindex, der Dividenden unberücksichtigt lässt, ist in den vergangenen 23 Jahren kaum gestiegen. Seit März 2000 hat der Dax pro Jahr 0,4 % Kursgewinne erzielt. Trotz Nullzinspolitik über viele Jahre war ein Sparbuch in dieser Zeit besser. Das einzige, was Anleger über die Stagnation der Kurse hinwegtröstete, waren die Dividenden.

Der Dax Performanceindex (der Index, den wir kennen), legte seit 2000 pro Jahr 3,2 % zu. Auch das ist nicht wirklich viel, schlägt aber das Sparbuch. Anleger mussten für diese 3,2 % pro Jahr allerdings viele und große Rückschläge hinnehmen. Dividenden hin oder her, nach Platzen der Internetblase und 2008 verlor der Dax mehr als die Hälfte.

Die Rechnung geht nur langfristig auf und beim Dax geht sie nur auf, weil hohe Dividenden gezahlt werden. Gerade beim Dax sind die Dividenden jedoch nur bedingt sicher. Dividenden werden immer gezahlt, unabhängig von der wirtschaftlichen Lage. Schrumpft die Wirtschaft, werden allerdings auch Dividenden gekürzt.

Nach der Jahrtausendwende wurden die Dividendenausschüttungen gleich um 35 % gekürzt. Während der Finanzkrise waren es knapp 28 % und während der sehr kurzen pandemiebedingten Rezession immer noch 11 %. Die Kürzungen sind weit von 100 % entfernt. Es wird immer gezahlt, wenn zum Teil auch weniger.

Ein anderer Markt ist stabiler. Dividenden von US-Unternehmen sind sicherer. Auch hier gehen Rezessionen nicht spurlos an Dividenden vorüber (Grafik 1). Es zeigt sich dabei ein klarer Unterschied zwischen der Zeit bis zum Zweiten Weltkrieg und danach. Vor 1945 wurden Dividenden während Rezessionen stark gekürzt. Seither sind die Kürzungen geringer.


Wie beim Dax gehen Rezessionen an den Kursen selbst weniger spurlos vorüber als an den Dividenden (Grafik 2). Dividenden gleichen den Kursverlust während einer Rezession nicht aus, aber immerhin federn sie den Verlust ein wenig ab.

Seit 1945 kam es nur ein einziges Mal zu einer nennenswerten Kürzung. Das war zur Zeit der Finanzkrise. Am Ende der Rezession lagen die Dividenden 8 % tiefer als davor (Grafik 3). Die Kürzungen sind damit geringer als beim Dax. Dafür ist die Dividendenrendite in Deutschland höher.

US-Unternehmen kaufen Aktien zurück. Diese Rückkäufe werden zuerst beendet, wenn die Zeiten schwieriger werden. Dividenden werden nur im äußersten Notfall angetastet. Betrachtet man Rückkäufe und Dividenden zusammen, liegen die Kürzungen in beiden Ländern auf ähnlichem Niveau. Dividenden mögen während einer Rezession gekürzt werden, aber sie sind relativ sicher. Selbst während der größten Wirtschaftskrise (Große Depression der 1930er Jahre) fielen die Dividenden in den USA nur um 48 %.

Eine Halbierung klingt dramatisch. Die Wirtschaft schrumpfte in dieser Zeit allerdings vier Jahre lang um insgesamt fast 30 %. Angesichts dieser dramatischen Entwicklung ist es ein kleines Wunder, dass es überhaupt noch Dividenden gab.

Clemens Schmale

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Über den Experten

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Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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