Kommentar
16:16 Uhr, 11.07.2023

Dreht der DAX mit dem Arbeitsmarkt?

Der Anstieg der deutschen Arbeitslosenrate lässt sich nicht mehr allein durch Geflüchtete aus der Ukraine erklären. Was bedeutet der Anstieg der Arbeitslosenrate für den Dax?

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  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 15.797,30 Pkt (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • DAX - WKN: 846900 - ISIN: DE0008469008 - Kurs: 15.797,30 Pkt (XETRA)

Dem DAX ist etwas Sonderbares gelungen. Obwohl sich Deutschland seit fast drei Quartalen in der Rezession befindet und die Arbeitslosenrate steigt, konnte der DAX zulegen. Die Kursgewinne sind allerdings weniger spektakulär als sie vielleicht auf den ersten Blick aussehen. Die Rally der letzten Monate führte den DAX auf ein neues Allzeithoch. Ohne Berücksichtigung der Dividenden (DAX Kursindex) hat der Leitindex das Hoch von Ende 2021 noch nicht wieder überschritten.

Der DAX schiebt sich stattdessen unter größeren Schwankungen seit 2015 seitwärts. Bei Rezession und steigender Arbeitslosigkeit stellt sich automatisch die Frage, ob der DAX nun wieder an die untere Grenze der Bandbreite tendiert. Die Rezession hat der DAX bisher offenkundig gut überstanden. Das dürfte zum Teil daran gelegen haben, dass es kaum Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt gab.

Zwar steigt die Arbeitslosenrate seit über einem Jahr, doch der erste Anstieg ist auf die aus der Ukraine Geflüchteten zurückzuführen. Erst seit Kurzem wirkt die Rezession effektiv auf die Arbeitslosenrate, wenn Sonderfaktoren herausgerechnet werden. Auf den ersten Blick muss das für den DAX kein Schaden sein. Die Arbeitslosenrate stieg z.B. auch zwischen 2002 und 2006. Der DAX konnte sich nach dem Platzen der Internetblase dennoch kräftig erholen. Der DAX scheint unabhängig von der Arbeitslosenrate steigen und fallen zu können (Grafik 1).

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Das macht den DAX noch nicht zum Sonderfall. Auch in den USA ist der Zusammenhang nicht sofort ersichtlich (Grafik 2). Das ändert sich erst, wenn man die Veränderung gegenüber dem Vorjahr betrachtet. Grafik 3 zeigt die Veränderung der US-Arbeitslosenrate und die Performance des S&P 500 auf Jahressicht. Steigt die Arbeitslosenrate, fällt der Aktienmarkt und umgekehrt. Die Korrelation ist nicht perfekt, aber sehr hoch.
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Die Korrelation der DAX-Performance zur Veränderung der deutschen Arbeitslosenrate ist gemischt (Grafik 4). Bis in die späten 90er Jahre schien die Korrelation überhaupt nicht zu passen. Der DAX stieg, wenn auch die Arbeitslosenrate stieg. In den vergangenen 20 Jahren waren DAX und Arbeitsmarkt kongruenter. Eine so schöne Korrelation wie in den USA findet sich aber nicht.
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Stattdessen korreliert der DAX mit der US-Arbeitslosenrate besser als mit der deutschen (Grafik 5). Das zeigt, wie wichtig die wirtschaftliche Entwicklung im Ausland und wie gering der Einfluss des heimischen Konsums ist. In den USA stagniert die Arbeitslosenrate. Der nächste Trend dürfte ein Anstieg sein. Aktuell widersetzen sich noch sowohl der DAX als auch der S&P 500 dem Trend. Früher oder später dürften sie jedoch der Veränderungsrate der Arbeitslosenrate folgen.
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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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