Wie sich Anleger auf einen Aktiencrash vorbereiten können
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Mit diesen Worten beschrieb zuletzt Marc Faber, der aus unserer Artikelserie bekannte Crash-Prophet, die Lage an den Finanzmärkten in einem TV-Interview. (1) Auch der Ex-Banker Oswald Grübel, heute aktiver Verwalter seines dreistelligen Millionenvermögens, warnte jüngst vor dem Zusammenbruch der weltweiten Börsen.
Die Warnungen sind nachvollziehbar. Die Zentralbanken manipulieren die Börsenkurse und einen Ausstieg aus der Politik des billigen Geldes würden die Märkte nicht verkraften. Da die nächste Zinserhöhung in den USA bereits im Dezember erwartet wird, sei es nur eine Frage der Zeit bis die Kurse einbrechen. Marc Faber rechnet mit einer Abwärtsbewegung von bis zu 50 % für den US-Aktienmarkt.
Was also tun, wenn die Warnungen sich bewahrheiten?
Die Lösung liegt eigentlich auf der Hand. Anleger sollten nun ihre Aktien verkaufen und in Gold und sichere Papiere wie Staatsanleihen umschichten, so jedenfalls die Empfehlung der Kritiker. (2)
Erfahrene Anleger wissen jedoch, dass das in der Praxis nicht immer ganz so einfach ist.
Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass ein häufiges Umschichten des Portfolios im Durchschnitt zu schlechten Ergebnissen führt. (3) Der Grund dafür: die Crash-Propheten liegen einfach zu häufig falsch. Marc Faber warnte bereits 2012:
„Die Fed wird die Welt zerstören.“ (4)
Und so stehen Privatanleger immer wieder vor einem Dilemma: Verkaufen sie ihr Portfolio und verpassen wohl möglich weitere gute Jahren an den Börsen oder behalten sie ihre Aktien und riskieren so einen Absturz der Kurse.
Eine neue Art zu investieren
Gerd Kommer, Autor des mit dem Finanzbuchpreis 2016 ausgezeichneten Werkes „Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs: Wie Privatanleger das Spiel gegen die Finanzbranche gewinnen“, hat dazu eine Lösung. Statt immer wieder, aufgrund von Einschätzungen verleitet, das eigene Portfolio zwischen risikobehafteten Anlagen (z.B. Aktien) und risikofreien Anlagen (z.B. kurzlaufende Staatsanleihen oder Liquidität) hin- und herzudrehen, sollten Anleger gleichermaßen ihr Vermögen sowohl in risikofreie und risikobehaftete Anlagen investieren.
Der risikofreie Teil des Portfolios dient dabei als Sicherheit, wohingegen der risikobehaftete Teil für die Rendite zuständig ist. Wie hoch der Anteil des Risikoteils ist, ergibt eine Einschätzung der eigenen Risikotoleranz. Konservative Anleger sollten einen hohen Anteil Sicherheit, in Form von Anleihen und Liquidität, besitzen. Offensive Investoren halten einen hohen Anteil in Risikoanlagen. Die einfachste Formel lautet dabei:
Aktienquote = 100 – Lebensalter
Die Logik dahinter ist so einfach wie verblüffend. Ein junger Mensch geht mit meist noch geringem Einkommen und kleinem Vermögen höhere Risiken ein und wird durch die entsprechend höhere Rendite beim Vermögensaufbau belohnt. Gleichzeitig hat er bei Crashs an den Aktienmärkten immer genügend Lebenszeit, bis sich das in risikobehafteten Anlagen gehaltene Vermögen wieder mehrt. Soweit die Theorie.
Die Experten der Deutschen Vermögensberatung haben ermittelt, dass Fondsanleger mit einer Haltedauer von länger als 20 Jahren eine historische Verlustwahrscheinlichkeit von 0 % haben. (5)
Sprich, im Laufe der Zeit haben sich die Kurse immer wieder erholt.
Menschen in späteren Lebensphasen verfügen meist über ein höheres Einkommen oder größere Sparguthaben. Sie sollten daher nicht unbedingt hohe Risiken eingehen. Ein 60jähriger Investor ist demnach mit einer Risikoquote, z.B. in Aktien und Edelmetallen, in Höhe von 40 % seines Vermögens sehr gut aufgestellt.
Diese neuartige Methode zu investieren hat sogar noch einen weiteren, sehr großen Vorteil.
Der Charttechnik-Experte Christian Kämmerer hat jüngst gezeigt, dass die Kurse der im S&P 500 gelisteten Aktien im Durchschnitt alle 7 Jahre einbrechen. Für Anleger mit einer „Sicherheitsreserve“ eröffnen sich dann im Falle eines Crashs große Chancen. Sie können Teile ihres risikofreien Portfolios investieren und günstige Einstiegskurse nutzen.
Kurz nach dem Börsencrash von 2008 gab es folgende Wertpapiere zu „Schnäppchen-Kursen“ zu kaufen.
Daimler AG: < 18,00 EUR (heute 64,10 EUR)
Siemens AG: < 40,00 EUR (heute 105,35 EUR)
Coca Cola Co.: < 20,00 USD (heute 41,67 USD)
DAX-ETF (DBX1DA): < 40,00 EUR (heute 103,39 EUR)
Fazit
Zahlreiche Untersuchungen haben gezeigt, dass es auch professionellen Anlegern wie Fondsmanagern sehr schwer fällt, bessere Renditen als der Markt zu erzielen. Statt also permanent zwischen Risiko und Liquidität hin- und herzuspringen, sollten Anleger ihr Vermögen einfach gleichzeitig in Chancen und Sicherheiten investieren. Je nach Marktlage eröffnen sich dann ganz von alleine Handlungsmöglichkeiten, ohne auf Expertenprognosen vertrauen zu müssen.
Aktienmärkte weisen prinzipiell große Risiken auf und panikartige Verkäufe sind eher die Regel, als die Ausnahme. Ein Crash ist demnach nichts ungewöhnliches. Möglicherweise steht so ein Abverkauf in Kürze bevor.
Wir müssen aber auch erkennen, dass eine Prognose darüber, wann genau dieser Zeitpunkt sein wird, den besten Experten der Finanzwelt nur unzureichend gelingt.
Diese Erkenntnis ist im Übrigen nicht neu – sie wird nur gerne unter den Teppich gekehrt. Der Gründer des 1928 eröffneten Pioneer Fund, Philip L. Carret wird mit folgendem Satz zitiert:
Ich habe nicht genug Gefühl dafür, wann ich Bargeld anlegen soll, deshalb ist unser gesamtes Vermögen immer in Aktien angelegt.
Privatanleger, die dem Katz- und Mausspiel der Börsenschwankungen entgehen wollen, sollten sich daher die Portfoliokonzepte von Gerd Kommer und des passiven Investierens einmal genauer anschauen. Die meisten werden überrascht sein, welche cleveren Möglichkeiten sich hinter dem „langweiligen“ Konzept des Kaufen-und-Haltens verbergen.
PS: Buchtipp Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs: Wie Privatanleger das Spiel gegen die Finanzbranche gewinnen von Gerd Kommer, erschienen 2011 im Finanzbuchverlag. ISBN-10: 3593395428.
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(1) Marc Faber: Investors are on the Titanic but there's still a few days to travel. Video-Beitrag auf CNBC.com vom 29.06.2016, abgerufen am 16.10.2016.
(2) Erhöhen Sie den Goldanteil auf 30 Prozent. Online-Beitrag des Manager-Magazins vom 05.10.2016, abgerufen am 16.10.2016.
(3) Anlagefehler vermeiden: Nicht zu viel umschichten. Stiftung-Warentest vom 18.11.2014, abgerufen am 16.10.2016.
(4) Das grandiose Scheitern der Crash-Propheten. Welt-Artikel vom 18.08.2014, abgerufen am 16.10.2016.
(5) Crash? Online-Beitrag der DVAG vom 24.08.2015, abgerufen am 16.10.2016.
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....das ganze Jahr über eine Crash-Warnung nach der anderen - lächerlich !!!
Wäre interessant zu wissen ob der Kondratieff-Winter noch kommt, könnte 2020 vorbei sein.
2017 könnte auch im Oktober der Crash-Monat sein. Vielleicht hat man sich ein Jahr zu früh darauf eingestellt.
Im Falle eines Crashes (kein normaler Rücksetzer von 10-20%) sollte man mit mindestens einer Halbierung des Aktienwertes rechnen. Das heißt dann bei einer 50:50 Aufteilung und sagen wir mal 200.000 Euro Depot muß man aushalten können 100.000 Euro (unrealisierten) Verlust zu haben. Das können wohl die wenigsten.
Zudem werden in dem Artikel die Risiken vernachlässigt, die von ETFs selber ausgehen. Wie wohl fühlt man sich mit SWAPs der Deuba? Was passiert mit dem NAV, wenn es zu erheblichen Mittelabflüssen kommt (siehe Fonds 2008/2009)?
Staatsanleihen bieten nicht mehr den Schutz wie in der Finanzkrise. Eventuell geht die Krise sogar von diesen Papieren aus. Cash ist defacto auch nur eine "Anleihe" an die jeweilige Bank. Die 100.000-Garantie sind Schall und Rauch, wenn es darauf ankommt (siehe Zypern).
"Die Experten der Deutschen Vermögensberatung haben ermittelt, dass Fondsanleger mit einer Haltedauer von länger als 20 Jahren eine historische Verlustwahrscheinlichkeit von 0 % haben. (5)
Sprich, im Laufe der Zeit haben sich die Kurse immer wieder erholt."
Der japanische Aktienmarkt zeigt uns, dass das nicht immer stimmen muss. Man ist bis heute noch meilenweit von den Kursen von 1989/1990 entfernt. Das sind mittlerweile 26 Jahre.
DEN Aktiencrash gibt es genauso wenig wie DIE Krankheit. Es ist immer eine Frage der Ursachen und genauen Hintergründe. Dementsprechend müssen auch die Strategien angepasst werden. Ich glaube, dass Marc Faber von einem Systemcrash spricht und in diesem Falle sind wohl das einzig Wertvolle die glänzend-metallischen Freunde. Auf Staats- und Unternehmensanleihen würde ich mich nicht verlassen ... auch nicht auf Immobilien, nur eine mit Garten :-)
So einfach wird es beim nächsten Crash nicht mehr. Wenn der Crash einhergeht mit dem Platzen der Anleihenblase habe ich beim obigen Portfolio 90% Risiko und 10% Gold als Absicherung. Zudem können ETFs die Situation noch verschlimmern, wenn einzelne Titel innerhalb eines ETFs aufgrund der jahrelangen starken Performance überproportional gewichtet sind.
Oswald Grübel, versucht die Stimmung etwas anzuheizen...meiner Meinung nach logisch,
wenn man bedenkt, das er mit seinem dreistelligen Millionenvermögen leerverkauft!