Wie groß ist die Crash-Gefahr durch Indexfonds?
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Steigt die Wahrscheinlichkeit für einen Börsenabsturz, weil mehr Anleger in Indexing-Produkte investieren?
Der Dachfondsmanager Eckhard Sauren nennt „Geld in ETFs dummes Geld“ (1), weil Anleger mit ETFs mit dem Markt steigen und fallen.
Eine Studie der Credit Suisse hat das analysiert und fand heraus, dass aktive Fonds ca. 20 % des US-Aktienmarktes, ETFs 13 % halten. (2)
Bei „Large Caps“ (z.B. Apple, Bayer, Siemens) liegt die ETF-Quote im Durchschnitt bei 2,6 % je Aktie. Bei kleineren Aktien (genannt „Small Caps“) beträgt die ETF-Quote 2,2 %.
ETFs keine Gefahr für die Preisbildung
Professor Steffen Meyer für Geld und Internationale Finanzwirtschaft an der Leibnitz Universität Hannover sagt: „Für jeden Euro, der heute in ETFs steckt, werden acht Euro aktiv gemangt. Und ich erwarte nicht, dass ETFs perspektivisch eine Größenordnung erreichen, die sie zu einer Gefahr für die Preisbildung machen.“ (3)
Bei einigen Aktien kann es dennoch zum Klumpenrisiko durch ETFs kommen. Ursache sind Strategie- ETFs (oder auch „Smart-Beta“ genannt). Wenn mehrere Dividenden-, Value- und Small Cap-ETFs eine Aktie kaufen, kann der ETF-Anteil am Unternehmen über 20 % ansteigen.
Nebenwerte-ETFs sind in einem Crash daher riskanter. Das liegt nicht an den Fonds, sondern am „Liquiditätsrisiko“, das mit abnehmender Marktkapitalisierung eines Unternehmens ansteigt. Das Liquiditätsrisiko von Small Caps erzeugt einen Teil der Renditeprämie, die Anleger verdienen (sonst könnten sie auch Blue Chips kaufen). Ob Nebenwerteinvestoren dieses Risiko als Einzelaktionäre, in aktiven Fonds oder ETFs eingehen, ist zweirangig. Ausschließen kann es der Anleger nicht (oder anders gesagt, wer sich in steigenden Märkten über höhere Renditen freut, soll nicht klagen wenn es stärker abwärts geht).
Fazit
ETFs sind keine Nischenprodukte mehr. So hat sich die Anzahl der ETFs auf den US-Aktienmarkt in den letzten 10 Jahren verdoppelt, der Anteil von Indexfonds in Einzelaktien ist im Vergleich noch klein geblieben. Ein Markteinfluss durch ETFs ist daher nicht ableitbar.
Wer in große Marktindizes wie DAX, S&P 500 oder den MSCI World investiert, braucht sich um die „Gefahr“ von ETFs nicht kümmern. Diese Märkte sind zu liquide, um Schaden vom Herdentrieb der passiven (und aktiven) Fondsanleger zu nehmen.
Investoren in Strategie- und Sektoren-ETFs sollten prüfen, welche Titel ihre ETFs besitzen (einfach über Factsheets oder Anbieterwebseite). Direktanleger in Small Caps mit hohem ETF-Exposure sollten bei fallenden Kursen mit mehr Volatilität als in vorhergehenden Krisen rechnen.
Viele Grüße
Jakob Penndorf
--
(1) Geld in ETFs ist dummes Geld. Beitrag der Wirtschaftswoche vom 19.04.2016, abgerufen am 31.10.2016.
(2) Despite Their Popularity ETFs Aren’t Swaying Stocks They Hold. Barron's-Onlineartikel vom 28.10.2016, abgerufen am 31.10.2016.
(3) Privatanleger, die ETFs nutzen, verbessern ihre Rendite nicht. FAZ-Interview vom 20.10.2016, abgerufen am 31.10.2016.
Folgen Sie mir auf Guidants! Ich veröffentliche dort regelmäßig Beiträge zu allgemeinen Finanzthemen
Bravo für die Quellenangaben., Bei diesem Thema ist auf GodmodeTrader oft noch viel "Luft nach oben" vorhanden.