Fundamentale Nachricht
16:35 Uhr, 15.03.2018

Wie geht‘s weiter nach dem Katastrophenjahr 2017?

Der Markt für Katastrophenanleihen dürfte nach Einschätzung von John Seo, Manager von Cat-Bond-Strategien für GAM, im Jahr 2018 um 20 Prozent wachsen.

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Zürich (GodmodeTrader.de) - 2017 war ein Jahr voller Naturkatastrophen: Drei große Hurrikans in schneller Abfolge in der Karibik, Puerto Rico und den USA, schwere Erdbeben in Mexiko und Waldbrände in Kalifornien verursachten enorme Schäden und bedrohten das Leben und die Existenzgrundlagen von Millionen von Menschen. Darunter litt auch die Versicherungsbranche: Die Verluste der Sachversicherungen 2017 werden weltweit auf eine Gesamtsumme von über 100 Milliarden US-Dollar geschätzt, wie John Seo, Manager von Cat-Bond-Strategien für GAM, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

„Dies stellt einen der bisher größten Verluste für die Branche dar. Der Versicherungsmarkt alleine kann diese nicht stemmen. Das bedeutet, dass die Kosten des nicht versicherten Anteils der Verluste vom Staat, von Unternehmen und von Privatpersonen getragen werden müssen“, erklärt Seo. Insurance Linked Securities (ILS) bewiesen an dieser Stelle ihren Wert, da sie ein strukturiertes Investmentinstrument für fehlende Gelder in der (Rück-) Versicherungsbranche darstellten. „Nach den Erfahrungen im vergangenen Jahr sind wir davon überzeugt, dass der Markt, zu dem auch die recht bekannten Cat Bonds gehören, in diesem Jahr deutlich wachsen wird“, so Seo weiter.

2017 habe verdeutlicht, dass der Versicherungsmarkt sowohl in Schwellen- als auch in Industrieländern mangelhaft sei und dass die (Rück-) Versicherungsbranche nur sehr unzureichend auf die enormen Kosten potenziell schwerwiegender Katastrophen vorbereitet sei. „Die sogenannte ‚Katastrophenlücke‘ ist groß und wächst weiter“, sagt Seo. Dies werde anhand einer Analyse von Fermat Capital Research deutlich: Die gesamte weltweite Rückversicherungskapazität von 350 Milliarden US-Dollar sei ungefähr gleichmäßig über verschiedene versicherte Risiken verteilt, sodass rund 20 bis 30 Milliarden an Rückversicherungskapital für eine gegebene Gefahr bereitstünden. Dagegen klaffe eine strukturelle Katastrophenlücke von schätzungsweise 500 Milliarden zwischen der traditionellen Rückversicherungskapitalbasis und dem globalen Exposure gegenüber Katastrophenrisiken. „Diese globale Lücke dürfte sich alle zehn Jahre verdoppeln“, schätzt Seo. Grund dafür seien die steigenden Wiederbeschaffungskosten und eine Konzentration der versicherten Sachwerte auf Hochrisikozonen wie Küstenregionen mit großer Bevölkerungsdichte.

„Der zusätzliche Kapitalbedarf zur Deckung dieser wachsenden Lücke zwischen der Versicherungsdeckung und den erwarteten Verlusten aus Katastrophen ist größer als das derzeit verfügbare Kapital der Rückversicherungsbranche. Dies erfordert eine Lösung außerhalb des traditionellen Rückversicherungsbereichs“, erklärt Seo. Kapitalmarktlösungen in Form von Insurance Linked Securities (ILS) könnten die Lücke stopfen.

ILS böten Anlegern strukturierte Investmentmöglichkeiten in Anlagen, die Kapital für den (Rück-) Versicherungsmarkt bereitstellten. Einige der bekannteren Unterkategorien von ILS umfassten verbriefte Rückversicherungsverträge, Sidecars, Industry Loss Warranties (ILW) und Katastrophenanleihen (Cat Bonds). „ILS haben eine ähnliche Funktion wie traditionelle Rückversicherungen, auch wenn sie sich in ihrer Form unterscheiden. Dazu bieten sie Anlegern in der Regel attraktive Renditen im Gegenzug für die Inkaufnahme eines Verlustrisikos, wenn bestimmte Ereignisse eintreten sollten. Das Risikoniveau ist dabei mit dem von Hochzinsanleihen vergleichbar“, erklärt Seo. Cat Bonds zum Beispiel dienten in erster Linie dazu, (Rück-) Versicherungsunternehmen bei der Bewältigung von sehr selten eintretenden beziehungsweise extremen Verlustszenarien zu unterstützen. Unternehmen und Staaten griffen zunehmend auf diese Anlageklasse zurück, um diese Risikoereignisse abzudecken.

Ein entscheidender Grund für die Aufnahme von ILS in breit diversifizierte Portfolios bestehe jedoch darin, dass sich ihre Renditetreiber fundamental von denen traditioneller Anlagen unterschieden: „Durch die Fokussierung des Risiko-Exposures auf einen begrenzten Aspekt des zugrunde liegenden versicherten Risikos werden breitere Markt- oder operative Risiken ausgeschaltet, die mit der Anlage in Eigenkapitaltitel von (Rück-) Versicherungsunternehmen verbunden wären“, so Seo. ILS böten somit nicht nur eine echte Diversifikation gegenüber traditionelleren Anlagen, sondern würden Anleger mit einer grundsätzlich stabilen Rendite belohnen, sofern keine große Katastrophe eintrete.

„Nachdem ILS im Jahr 2017 ihren Wert bewiesen haben, stellen sie eine dauerhafte und wachsende Kapitalquelle für die Bewältigung weltweiter Risiken dar. Nach Verlusten dürfte der ILS-Markt weiter expandieren. Wir erwarten, dass allein der Cat-Bonds-Markt im Jahr 2018 um 20 Prozent wächst“, schließt Seo.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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