Wie die Globalisierung ein Problem in der Pandemie verhinderte
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Für Globalisierungskritiker steht fest, dass es ohne die Globalisierung die Pandemie nicht gegeben hätte. Ist die Welt nicht vernetzt, kommt es auch zu keiner globalen Ausbreitung. So bestechend das klingen mag, es ist falsch. Pandemien gab es schon immer. Der Schwarze Tod (die Pest) reduzierte die Bevölkerung im 14. Jahrhundert in Europa, Nordafrika und Asien um ein geschätztes Drittel. Die Ausbreitung dauerte zugegebenermaßen länger. Während sich Covid innerhalb von Wochen überall auf der Welt ausbreitete, waren es damals Jahre. Geringere Vernetzung und Handel haben die Pandemie allerdings nicht verhindert. Das ist natürlich kein Argument, um die Nachteile der Globalisierung zu ignorieren. Globale Lieferketten waren zeitweise unterbrochen. Man merkte, dass es vielleicht doch nicht geschickt ist, wenn man die Produktion bestimmter medizinischer Güter in andere Teile der Welt verlagert. Ein Exportstopp in diesen Ländern sorgt dann im eigenen Land dafür, dass z.B. Masken fehlen. Hier soll es aber nicht um die generellen Vor- und Nachteile der Globalisierung gehen, sondern um einen ganz bestimmten Fall.
Durch die Lockdowns sind die Menschen in ihrem Konsumverhalten stark eingeschränkt. Für Dienstleistungen kann kaum noch Geld ausgegeben werden. Die Restaurants sind geschlossen, ebenso sind Urlaubsreisen derzeit geradezu exotisch.
Durch diese Einschränkungen haben die Menschen begonnen, sehr viel mehr Güter zu konsumieren. In den USA explodierte die Nachfrage nach Gütern (Grafik 1). Das war auch in Deutschland bzw. ganz Europa und vielen anderen Regionen so. Der Konsum wurde von Dienstleistungen in Güter umgelenkt.
Das hat dazu geführt, dass sich die Industrie überraschend schnell erholt hat. Die Kapazitätsauslastung ist in vielen Ländern inzwischen wieder dort, wo sie vor Krisenbeginn war. In einigen Ländern ist die Auslastung sogar höher (Grafik 2). China ist der mit Abstand größte Produzent von Gütern, die derzeit nachgefragt werden. Ohne chinesische Kapazitäten hätte es einen enormen Engpass gegeben.
Derzeit muss man auf bestimmte Güter länger warten. Es konnte aber verhindert werden, dass viele Güter gar nicht mehr verfügbar sind. Da sich die Pandemie global in unterschiedlichen Geschwindigkeiten ausbreitete und der Fortschritt unterschiedlich ist, konnten leere Regale bei Konsumgütern größtenteils vermieden werden.
Darüber wird zu Unrecht kaum berichtet. Die meisten Menschen haben Knappheit nie erlebt und können sich das gar nicht vorstellen. Die Welt stand jedoch so kurz vor einer Knappheit wie seit 70 Jahren nicht mehr. Man stelle sich vor, alles ist geschlossen und Amazon geht nicht mehr. Was dann losgewesen wäre...
Dank eines relativ freien Handels konnten freie Kapazitäten in anderen Teilen der Welt genutzt werden. Ohne Globalisierung wäre so etwas nicht möglich. So oder so, die Welt ist, ohne dass es viele bemerkt hätte, ziemlich knapp an einem Zusammenbruch des Güternachschubs vorbeigeschrammt.
Clemens Schmale
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