Kommentar
15:56 Uhr, 19.02.2021

Wie die Globalisierung ein Problem in der Pandemie verhinderte

Globalisierungskritiker sehen in der Pandemie den Beweis: Globalisierung ist schlecht. So einfach ist es nicht.

Für Globalisierungskritiker steht fest, dass es ohne die Globalisierung die Pandemie nicht gegeben hätte. Ist die Welt nicht vernetzt, kommt es auch zu keiner globalen Ausbreitung. So bestechend das klingen mag, es ist falsch. Pandemien gab es schon immer. Der Schwarze Tod (die Pest) reduzierte die Bevölkerung im 14. Jahrhundert in Europa, Nordafrika und Asien um ein geschätztes Drittel. Die Ausbreitung dauerte zugegebenermaßen länger. Während sich Covid innerhalb von Wochen überall auf der Welt ausbreitete, waren es damals Jahre. Geringere Vernetzung und Handel haben die Pandemie allerdings nicht verhindert. Das ist natürlich kein Argument, um die Nachteile der Globalisierung zu ignorieren. Globale Lieferketten waren zeitweise unterbrochen. Man merkte, dass es vielleicht doch nicht geschickt ist, wenn man die Produktion bestimmter medizinischer Güter in andere Teile der Welt verlagert. Ein Exportstopp in diesen Ländern sorgt dann im eigenen Land dafür, dass z.B. Masken fehlen. Hier soll es aber nicht um die generellen Vor- und Nachteile der Globalisierung gehen, sondern um einen ganz bestimmten Fall.

Durch die Lockdowns sind die Menschen in ihrem Konsumverhalten stark eingeschränkt. Für Dienstleistungen kann kaum noch Geld ausgegeben werden. Die Restaurants sind geschlossen, ebenso sind Urlaubsreisen derzeit geradezu exotisch.

Durch diese Einschränkungen haben die Menschen begonnen, sehr viel mehr Güter zu konsumieren. In den USA explodierte die Nachfrage nach Gütern (Grafik 1). Das war auch in Deutschland bzw. ganz Europa und vielen anderen Regionen so. Der Konsum wurde von Dienstleistungen in Güter umgelenkt.


Das hat dazu geführt, dass sich die Industrie überraschend schnell erholt hat. Die Kapazitätsauslastung ist in vielen Ländern inzwischen wieder dort, wo sie vor Krisenbeginn war. In einigen Ländern ist die Auslastung sogar höher (Grafik 2). China ist der mit Abstand größte Produzent von Gütern, die derzeit nachgefragt werden. Ohne chinesische Kapazitäten hätte es einen enormen Engpass gegeben.

Derzeit muss man auf bestimmte Güter länger warten. Es konnte aber verhindert werden, dass viele Güter gar nicht mehr verfügbar sind. Da sich die Pandemie global in unterschiedlichen Geschwindigkeiten ausbreitete und der Fortschritt unterschiedlich ist, konnten leere Regale bei Konsumgütern größtenteils vermieden werden.

Darüber wird zu Unrecht kaum berichtet. Die meisten Menschen haben Knappheit nie erlebt und können sich das gar nicht vorstellen. Die Welt stand jedoch so kurz vor einer Knappheit wie seit 70 Jahren nicht mehr. Man stelle sich vor, alles ist geschlossen und Amazon geht nicht mehr. Was dann losgewesen wäre...

Dank eines relativ freien Handels konnten freie Kapazitäten in anderen Teilen der Welt genutzt werden. Ohne Globalisierung wäre so etwas nicht möglich. So oder so, die Welt ist, ohne dass es viele bemerkt hätte, ziemlich knapp an einem Zusammenbruch des Güternachschubs vorbeigeschrammt.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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