Fundamentale Nachricht
11:51 Uhr, 03.03.2017

Wie die Banken uns in die Tasche greifen

Zwei aktuelle Beispiele zeigen, wie manche Banken ihre Kunden ausnehmen. Ganz besonders empörend: Höhere Gebühren für Obdachlose und andere unerwünschte Kunden.

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„Der Bankraub ist eine Initiative von Dilettanten. Wahre Profis gründen eine Bank.“ Dieses Zitat stammt von Bertolt Brecht und ist heute wohl noch so aktuell wie zu seiner Entstehungszeit, wenn man sich das Geschäftsgebahren mancher in Deutschland ansässigen Kreditinstitute vor Augen führt. Aktuell zeigen zwei Beispiele ganz besonders, wie die Kunden von den Banken ausgenommen werden.

Flatex führt Strafzinsen ein

Als erster Online-Broker in Deutschland führt Flatex zum 15. März Negativzinsen für seine Kunden ein. „Wir führen zum 15. März einen Negativzins von 0,4 Prozent für all unsere Kunden ein. Das gilt unabhängig davon, wie viel Einlagen sie bei Flatex haben", sagte der Chef des Flatex-Mutterunternehmens Fintech Group, Frank Niehage, am Donnerstag.

Auf den ersten Blick sind die Strafzinsen nur folgerichtig, schließlich verlangt die Europäische Zentralbank (EZB) ja ebenfalls Strafzinsen von den Banken in gleicher Höhe. Bei genauerer Betrachtung ist der Strafzins trotzdem nicht fair, schließlich können sich die Banken bei der EZB auch vollkommen kostenlos verschulden - der Leitzins liegt schließlich bei 0,0 Prozent. Folgerichtig und fair wäre die Einführung von Strafzinsen für Bankkunden nur, wenn auch die Zinsen für besicherte Kredite auf null gesenkt würden. Doch davon ist Flatex weit entfernt.

Banken verlangen besonders hohe Gebühren von Obdachlosen und Flüchtlingen

Noch empörender als das Verhalten von Flatex ist allerdings das Gebaren vieler anderer Banken. Seit dem 19. Juni 2016 haben alle Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland den Anspruch auf ein sogenanntes Basiskonto. Das gilt auch für Menschen ohne festen Wohnsitz, geduldete Flüchtlinge ohne Aufenthaltstitel in Deutschland sowie Geringverdiener und Sozialhilfeempfänger. Ein Basiskonto ist dabei nichts anderes als ein Girokonto, das auf Guthabenbasis geführt wird. Das Konto kann also nicht überzogen werden, bietet sonst aber die gleichen Funktionalitäten wie ein normales Girokonto, also insbesondere die Teilnahme am bargeldlosen Zahlungsverkehr.

Doch klar ist auch: Die Banken haben überhaupt kein Interesse daran, mittellose Menschen mit schlechter Bonität als Kunden zu gewinnen. Kein Wunder, dass die Banken mit allen Mitteln versuchen, die neue Kundengruppe abzustoßen. Da die Banken gesetzlich zur Gewährung von Basiskonten verpflichtet sind, bleibt ihnen dabei nur ein Weg: Sie drehen an der Kostenschraube. Obwohl ein Basiskonto für die Banken mit geringeren Risiken verbunden ist als ein normales Girokonto (schließlich kann ein Basiskonto nicht überzogen werden), verlangen sie für das Basiskonto oftmals höhere Gebühren als für ein normales Girokonto. Die Absicht ist klar: Obdachlose, Flüchtlinge und andere "unerwünschte Personen" sollen möglichst davon abgehalten werden, ein Konto zu eröffnen.

Der Bundesverband der Verbraucherzentralen hat nun Klage eingereicht gegen die Deutsche Bank, die Postbank und die Sparkasse Holstein. Die Entgelte dieser Banken für Basiskonten seien unangemessen hoch, weil Verbraucher bei Basiskonten mehr zahlen müssten als für vergleichbare Konten, teilte der Bundesverband der Verbraucherzentralen mit. Der höhere Grundpreis gelte sogar, wenn das Basiskonto als reines Onlinekonto geführt werde.

Der Bundesverband der Verbraucherzentralen forderte außerdem die Finanzaufsicht BaFin auf, gegen die hohen Entgelte für Basiskonten vorzugehen. Den Menschen, denen eigentlich durch die Einführung des Basiskontos geholfen werden solle, könne schließlich nicht zugemutet werden, mehrere Jahre auf ein höchstrichterliches Urteil zu warten. Dass die Banken sich rechtswidrig verhalten, ist dabei ziemlich offensichtlich. Schließlich erlaubt das Gesetz nur "angemessene" Entgelte für ein Basiskonto. Die Banken verlangen aber oft bei der Einrichtung ein Vielfaches der Kosten für ein normales Girokonto.

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9 Kommentare

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  • flotri
    flotri

    Aber hallo Herr Börsenpumper, ich habe leider keine Ahnung wie viel Geld sich Banken von der EZB täglich ausleihen müssen ? Ihr Beispiel mit dem Supermarkt hinkt schon etwas gewaltig ! Da gibt es Die Kontoführungsgebühr , Kartengebühr, kräftige Überziehungszinsen Automatische Buchungen, Händische Buchungen usw. und jetzt soll der Kunde der Guthaben auf dem Konto hat, noch dafür bezahlen ? Guthaben das Die Bank verleihen kann ohne dafür etwas zu bezahlen ? Bei ihrer Bank keine Kreditwürdigen Kunden die eventuell mal einen Barkredit brauchen ? gut bei Hypothekenkrediten sind die % ja nicht so hoch dafür aber die Summen- die in der Regel verliehen werden !

    Sagen wir mal so : Mehr verdienen ist gut aber viel mehr verdienen ist besser !

    14:58 Uhr, 04.03. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • Et kütt wie et kütt
    Et kütt wie et kütt

    Erst hat Flatex sich aus dem Einlagensicherungsverband verabschiedet.

    Jetzt reichen Sie die Gebühren weiter...

    Als die biw noch Geld für Ihre Einlagen der Kunden bekam, war das für sie selbstverständlich ( natürlich den Kunden nicht teilhabenlassen auch!).

    Ich habe heute den Depotwechsel eingeleitet. Bei meinen jährlichen Ordergebühren, welche ich bei Flatex bezahlt habe, fragt es sich, ob sie sich damit nicht ein Eigentor geschossen haben. Ich wünsche denen viele Depotwechselanträge.

    Wer es billig mag kann zu DeGiro wechseln. Wer es günstig mag, kann zu OnVista oder Cap Trader wechseln. Es gibt "Alternativen"!!!

    Es ist Schade um Flatex. Ein Versuch das Letzte für seine Aktionäre herauszuholen.

    17:14 Uhr, 03.03. 2017
  • alpenbert
    alpenbert

    Geld abgehoben bei flatex - fertig... jetzt muss es ein anderer nehmen :-)

    14:32 Uhr, 03.03. 2017
  • Börsenpumper
    Börsenpumper

    Hallo Herr Baron,

    ich finde mit Ihrem ersten Argument tun Sie den Banken einen wenig Unrecht.

    Wenn man sich die Zinsspannen, bzw. die Differenz zwischen Soll- und Habenzinssatz anschaut, dann erkennt man, dass diese im Vergleich zur Vergangenheit auf einem extrem niedrigen Niveau sind.

    Mit einer Zinsspanne von 0,4% - wie in Ihrem Artikel vorgeschlagen - könnte m.E. keine Bank auch nur ansatzweise überleben, da das Zinsgeschäft die klassische Haupteinnahmequelle der Banken darstellt.

    Außerdem sind die Zinssätze für Darlehen ebenfalls schon sehr stark gesunken. Wo man früher noch 8% für einen Wohnbaukredit bezahlt, bezahlt man jetzt nur noch ca. 2% (je nach Bonität).

    Freundliche Grüße und einen schönen Tag noch

    13:48 Uhr, 03.03. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • Protheus
    Protheus

    Sie sehen das falsch. Wieso sollte der Markt, d.h. die Banken, Kunden unter den Arm greifen, die nicht erwünscht sind?

    Wenn der Staat will, dass die illegal eingereisten Flüchtlinge, die teilweise schon ausgewiesen wurden aber noch geduldet sind, ein Konto haben, dann soll der Staat das finanzieren. Fertig.

    Links/Kommunistische Gedanken auf einer Handelsplattform - weit ist man gekommen in Deutschland!

    12:48 Uhr, 03.03. 2017
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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