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13:25 Uhr, 04.08.2017

Wie die asiatische Finanzkrise die Schwellenländer verändert hat

Einige der einst unbeliebtesten Lokalwährungsmärkte bieten nach Einschätzung von Michael Hasenstab, CIO von Templeton Global Macro, mittlerweile mit die spannendsten Chancen.

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San Mateo (GodmodeTrader.de) - Vor zwanzig Jahren stand die asiatische Finanzkrise kurz bevor. Michael Hasenstab, CIO von Templeton Global Macro, beleuchtet in einem aktuellen Marktkommentar, wie die Reaktion der Politik vor Ort in den folgenden zwei Jahrzehnten die Schwellenländer allgemein beeinflusst hat. Und er erläutert, warum nach seiner Auffassung einige der einst unbeliebtesten Lokalwährungsmärkte mittlerweile mit die spannendsten Chancen bieten.

„Die asiatische Finanzkrise, deren Beginn sich in diesem Monat zum 20. Mal jährt, wirkte sich bis weit in das Jahr 1998 hinein aus und warf mehrere Jahre lang dunkle Schatten auf viele Länder der Region. Seitdem spielen die Lehren aus dieser Krise bei der umfassenden Umgestaltung der Schwellenländer insbesondere in Asien, aber auch rund um den Globus eine wesentliche Rolle“, so Hasenstab.

Auf dem Höhepunkt der Krise habe er in Asien gelebt und habe ihre verheerenden Folgen für die dortigen Länder beobachten können. Länder wie Indonesien, Südkorea, Thailand, Malaysia und die Philippinen seien von den massiven Abwertungen ihrer Währungen, durch die ihre externe Anfälligkeit rasch vergrößert worden sei, schwer in Mitleidenschaft gezogen worden, heißt es weiter. „Einige Länder arbeiten seit mittlerweile zwei Jahrzehnten hart daran, ihre Widerstandskraft gegenüber externen Schocks zu erhöhen. Viele der heutigen Politiker, die diese Krise erlebten und daraus lernten, sind darum bemüht, die Gefahren, dass sich dies wiederholen kann, zu verringern“, so Hasenstab.

Einige dieser Länder hätten über Jahre hinweg ihre Devisenpolster verstärkt. Zudem hätten sie bei ihren Leistungsbilanzen einen Überschuss oder nahezu ein Gleichgewicht erreicht, ihre Staatshaushalte saniert und ihre Verbindlichkeiten in US-Dollar abgebaut, indem sie einheimische Finanzierungsquellen nutzten. Diese Anpassungen hätten tiefgreifende Auswirkungen auf ihre Wirtschaft gehabt. Mittlerweile gebe es eine Gruppe von Schwellenländern, deren Wachstum stärker und deren Leistungsbilanzen gesünder seien als in vielen Industrieländern, heißt es weiter.

„An den lokalen Währungsmärkten, und insbesondere in den Ländern, die aus dieser Krise unmittelbar ihre Lehren zogen und über Jahrzehnte an der Stärkung ihrer Volkswirtschaften gegenüber künftigen Schocks arbeiteten, sehen wir einige unterbewertete Anlagechancen“, so Hasenstab.

Eine der wichtigsten Entwicklungen, die viele Schwellenländer im vergangenen Jahrzehnt vollzogen hätten, sei die Erweiterung ihrer inländischen Finanzmärkte. In der Vergangenheit habe es oft an einer starken Anlegerbasis im Inland gefehlt, sodass die Auswirkungen von Finanzvolatilität oft noch verstärkt worden seien. Dagegen seien inländische institutionelle Anleger an vielen inländischen Märkten mittlerweile viel präsenter und wirkten häufig als stabilisierende Kraft, wenn die Kurse von Vermögenswerten einbrächen, indem sie einsprängen und Vermögenswerte kauften, wenn ausländische Anleger daraus flöhen, heißt es weiter.

Insgesamt habe der Übergang zu inländischen Finanzierungsquellen die finanzielle Widerstandsfähigkeit in vielen Ländern erhöht. Ferner seien u. a. auch folgende Maßnahmen getroffen worden:

  • Beibehaltung flexibler Wechselkurse, so dass rasche Anpassungen an exogene Schocks möglich seien
  • Aufrechterhaltung umfangreicher Bestände an Devisenreserven
  • Umsetzung einer umsichtigen Fiskalpolitik über längere Zeiträume, die die unmittelbare Anfälligkeit verringere und gleichzeitig mehr Spielraum schaffe, um Schocks mit fiskalischen Stabilisatoren abzufedern
  • Unterstützung einer ausgewogeneren makroökonomischen Politik mit unabhängigen, glaubwürdigen Zentralbanken, die besser in der Lage seien, die Inflation festzuzurren und das Wachstum in Koordination mit der Fiskalpolitik zu unterstützen
  • Stärkung der Bilanzen, vor allem auf der Ebene von Regierungen und Finanzsektor, wobei sich der Schuldenstand der Unternehmen in manchen Ländern dennoch erhöht habe
  • Aufbau eines robusten und stabilen Bankensektors mit einem besser regulierten Umfeld.

„Insgesamt haben mehrere Schwellenländer in Asien und rund um den Globus ihre Abhängigkeit von externen Finanzierungsquellen deutlich verringert und ihre generelle Finanzstabilität erhöht. Für einige dieser Länder sehen wir eine vielversprechende Zukunft. Während die asiatische Finanzkrise vor 20 Jahren schmerzhafte Auswirkungen hatte, haben die Lehren aus dieser Krise vielen Länder mittlerweile den Weg zu viel besseren Lösungen aufgezeigt“, so Hasenstab.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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