Wer wird der „Sieger“ im Schuldenrennen?
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Antizyklisch agierende Anleger wissen, dass die größten Gefahren (wie auch die größten Chancen) immer dort zu finden sind, wo niemand hinsieht. Im Jubel um die scheinbar unaufhaltsam steigenden Aktienkurse ist in dieser Woche völlig untergegangen, dass einer der größten Volkswirtschaften der Welt plötzlich scharfer Wind ins Gesicht weht:
Die Ratingagentur Standard & Poor's hat die Kreditwürdigkeit Japans um eine Note von zuvor "AA" auf "AA-" gesenkt. Grund sei die anhaltend hohe Staatsverschuldung. Das japanische Defizit ist derzeit doppelt so hoch wie das Bruttoinlandsprodukt, ein Abbau der Schulden nicht in Sicht. Standard & Poor's erwartet in den kommenden Jahren einen weiteren Anstieg der japanischen Staatsverschuldung.
http://www.manager-magazin.de/politik/weltwirtschaft/0,2828,741941,00.html
Wir alle haben uns an solche Dinge derart gewöhnt, dass kam noch jemand hinhört. Japan herabgestuft? Was macht das schon? Doch solche Ereignisse können dramatische Konsequenzen nach sich ziehen: Ratingagenturen bewerten die Kreditwürdigkeit von Unternehmen, Banken oder Staaten. Je schlechter die Bonität beurteilt wird, desto teurer wird es für die Betroffenen, sich Geld an den Kapitalmärkten zu beschaffen. Das ist logisch, denn wenn die Kreditwürdigkeit sinkt, dann verlangen die Investoren einen höheren Zins als Ausgleich für das höhere Kreditausfallrisiko.
In Zeiten einer boomenden Wirtschaft ist so etwas leichter zu verkraften als in Phasen einer Stagnation. Zu einem großen Problem kann eine Herabstufung allerdings dann werden, wenn ein Land ohnehin schon hoch verschuldet ist. In Japan kommen nun gleich mehrere Dinge zusammen: Die Wirtschaft ist in einer Deflation gefangen und kommt seit Jahren nicht mehr auf die Beine. Zusätzlich ist kein anderes Land der Welt so hoch verschuldet wie Japan.
In solchen Situationen kann ein negatives Rating wie ein Brandbeschleuniger wirken. Die Herabstufung der Kreditwürdigkeit kostet die betroffenen Staaten Milliarden. Der Ausstieg der institutionellen Investoren, die gezwungen sind, bei Unterschreiten einer bestimmten Ratingstufe ihre Anleihen zu verkaufen, sorgt für fallende Anleihekurse. Dies wiederum lässt die Zinsen steigen. Die betroffenen Regierungen fürchten diesen Effekt, weil sie dann für neue Schulden immer höhere Zinsen bezahlen müssen.
Die Hoffnung, die Herabstufung könnte sich als „Weckruf“ für die Japaner erweisen, könnte sich deshalb als trügerisch erweisen. Das Problem ist nämlich, dass mit einer ersten Herabstufung oftmals ein Teufelskreis beginnt, der zu immer weiteren Abstufungen führt.
Aus genau diesem Grund waren die Ratingagenturen im Verlauf der europäischen Staatsschuldenkrise auch schon mehrfach ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Vielleicht ist es ja gar kein Zufall, dass es jetzt Japan erwischt. Man könnte sich ja einmal die Frage stellen, warum die US-amerikanische Ratingagentur Standard & Poor`s ausgerechnet jetzt die Kreditwürdigkeit Japans herabstuft.
Vielleicht, um von den Problemen im eigenen Land abzulenken, und um zu erreichen, dass nicht die Vereinigten Staaten den weltweiten Schuldenturm zum Einsturz bringen? Denn dort, und auch das wird im Jubel um die angebliche Erholung der Wirtschaft völlig übersehen, sucht man gerade nach Wegen, wie man die anstehenden Zahlungsausfälle diverser Bundesstaaten auf die Allgemeinheit abwälzen kann.
Konkret geht es um die Frage, wie sich der Staat seiner Zahlungsverpflichtungen gegenüber Rentnern und Pensionären entledigen kann. Die gigantische Summe von umgerechnet bis zu 2,3 Billionen Euro fehlt in den Kassen der Bundesstaaten. Das Geld steht den Rentnern zwar zu, ist aber leider nicht da. Die jetzt offenbar angestrebte „Lösung“ sieht vor, dass sich die Bundesstaaten durch eine Bankrotterklärung ihrer Zahlungsverpflichtungen entledigen könnten.
http://www.nytimes.com/2011/01/21/business/economy/21bankruptcy.html?_r=4&src=busln
Was los wäre, hätte Standard & Poor`s vor diesem Hintergrund in dieser Woche nicht Japan, sondern die USA herabgestuft, das kann man sich leicht ausrechnen.
Wie wir die Börsenlage einschätzen und was wir unseren Lesern raten, das lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die in wenigen Tagen erscheint.
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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de
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