Kommentar
16:49 Uhr, 02.10.2014

Wer stoppt Mario Draghi?

Die EZB will offenbar retten, was es zu retten gibt. Sie mutiert von einer Notenbank zur Bad Bank. Mandatsbrüche frei Haus. Die zweifelsohne enormen Risiken werden völlig ignoriert.

Die EZB will im Rahmen ihres ABS-Programms auch Papiere aus Ländern kaufen, die ein Kreditrating von weniger als "BBB-" (Ramschstatus) haben. Das trifft unter anderem auf Griechenland und Zypern zu. Die Regeln für die Sicherheiten bei Refi-Geschäften sollen aber auch für die Käufe gelten. Demnach müssen die Papiere ein Mindestrating von "A-" haben. Für ABS aus Griechenland und Zypern soll es aber Ausnahmeregeln geben.

Ich bin gespannt, wie die Ausnahmeregeln im Detail aussehen. Klar ist aber, dass die EZB die Banken in Griechenland und Zypern retten will, in dem sie deren Schrottpapiere abkauft und sie damit von Kreditrisiken befreit. Mit einer vermeindlichen Ankurbelung der Kreditvergabe hat das nur noch wenig zu tun. Die EZB mutiert endgültig zur Bad Bank. Käufe von Staatsanleihen sind der nächste folgerichtige Schritt. Mit einer weiteren Lockerungen der Ankaufsbedingungen für ABS und Pfandbriefe muss ebenfalls gerechnet werden.

Wer stoppt Mario Draghi?

Traurig, dass die Bundesregierung nicht den Willen, den Verstand oder die Macht hat, gegen diese Verschwendung von unserem Steuergeld und eindeutigen Mandatsbruch vorzugehen. Denn eins ist klar: Wenn es zu Ausfällen kommt (und das scheint nur eine Frage der Zeit), dann wird der Steuerzahler dafür haften.

49 Kommentare

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  • student
    student

    Lieber Herr Gansneder,

    zu den ABS-Papieren fällt mir ein Name ein: Jörg Asmussen.

    Dieser Herr ist im EZB-RAT von 2012 bis 2020 und war vorher für den Finanzminister tätig. Er ist ein ausgewiesener Spezialist für diese wunderbaren ABC-Finanzwaffen. Mit dem EZB-Mandat war ein Wechsel ins Sozialministerium eher angebracht. Dort ist er gleichzeitig noch für Fragen zur Alterssicherung zuständig.

    Ich fass es so zusammen:

    für Oma und Opa sind Asmussens Asset backed securities eine gute Wahl für den Ruhestand.

    23:26 Uhr, 03.10. 2014
  • student
    student

    ​Würde man nur das Trennbankengesetz wiedereinführen, welches vorsieht, dass das Investmentbanking vom Kreditgeschäft strikt getrennt werden muss, die Spekulation wäre vorbei und die Banken zwangsweise wieder am Kreditgeschäft interessiert.

    Man muss nämlich wissen, ohne das zur Verfügung stehende Kapital im Basisgeschäft funktioniert die Spekulation nicht. Es fehlt da nämlich die Kohle . . . und um die geht es . . und es geht nur um den Jahresbonus .-)))

    Die Behörden mit ihren Rechtsakten laufen den Offshore-Geschäften der global vernetzten Banken 10.000 km hinterher . . .

    23:02 Uhr, 03.10. 2014
    1 Antwort anzeigen
  • student
    student

    ​Reguliert ist gar nichts, was die Banken in ihre Schranken weist und die Spekulation eindämmen könnte.

    Die Banken haben sogar ein spezielles Bilanzierungsrecht, welches ihnen jede vorstellbare Freiheit einräumt, ihre Bilanzpositionen zu bewerten. Das gilt aber nur für Banken.

    Würden andere Unternehmen gleiches Recht anwenden dürfen, gilt das als Konkursverschleppung oder als krimineller Akt.

    So dürfen Banken ihre UnWertpapiere am Bewertungstag wahlweise mit dem Kaufpreis, mit dem irgendwann am Markt erhältlichen Höchstpreis, Tiefstpreis oder jedem anderen Preis dazwischen bilanzieren. So werden aus realen Verlusten am Ende sogar noch Bilanzgewinne. Damit diese erschwindelten Gewinne nicht steuerpflichtig werden, hat man noch das Recht, die wahren Verluste in der GuV-Rechnung gleichzeitig auszuweisen. Besser kann man es doch nicht haben.

    Gleichzeitig gelten alle Banken als systemrelevant und sind damit gegen Verluste immun, solange der Steuerzahler noch irgendwie zahlungsfähig ist. Die Spekulationslust ist heute noch schlimmer als 2007.

    Auf diese Weise wird das Geld und der Machteinfluss der großen Geldgeber garantiert und noch ausgebaut.

    22:28 Uhr, 03.10. 2014
    1 Antwort anzeigen
  • Bradley
    Bradley

    ​Nochmal an Löwe30, bist du nun vom "Saulus zu Paulus" geworden, in deinem vorletztem Artikel lässt du kein gutes Haar an der Finanzpolitik der diversen Beteiligten und nun sagst du das alles in Ordnung ist und eine weitere Regulierung der "Bankster" nicht notwendig ist, verstehe ich nicht, vielleicht habe ich dich auch nur falsch verstanden.

    20:31 Uhr, 03.10. 2014
    1 Antwort anzeigen
  • Bradley
    Bradley

    ​An Löwe30, du hast vollkommen Recht, es gibt nur ein Problem, niemand der amtierenden Regierungschefs in Europa und den USA und der mit ihnen eng verzahnten Eliten ist daran interessiert am derzeitigen Status Quo etwas zu ändern, da keiner den Baum absägt auf dem er gerade sitzt. Daher befürchte ich, dass es wie immer laufen wird, der "Normalbürger" wird die Zeche zahlen (und dies vollkommen zu Recht, da er nicht gegen diesen Schwachsinn rebelliert) und die "oberen 10.000" werden die Champagnerkorken krachen lassen und sich darüber freuen, wie einige wenige die Masse manipulieren und nach ihrem Willen steuern kann.

    19:42 Uhr, 03.10. 2014
  • Lumpazi
    Lumpazi

    Man nenne das Kind doch einmal beim Namen: Was die EZB aufkauft, wird n a c h t r ä g l i c h zu E u r o b o n d s!

    19:13 Uhr, 03.10. 2014
  • student
    student

    ​Hallo, Löwe30

    deine Frage "

    Wer würde unter solchen Bedingungen noch seine Ersparnisse zur Verfügung stellen?

    " ist völlig logisch.

    Kein Mensch würde das tun. Vor dem Euro hat kaum jemand Kredite gegeben, da die Schulden mittels Geldentwertung "bezahlt" worden sind. Und deren Wirtschaft hat 60 Jahre lang so funktioniert.

    Die Banken und Vermögensfonds haben dennoch mit Einführung des Euro 1000e Milliarden in die Südländer gepumpt. Was völlig unproduktiv war, da nur verschwendet wurde und die Schulden bis auf über 10.000 Mrd. angestiegen sind. Alle Akteure haben sich darauf verlassen, dass kein Land aus dem Euroraum aussteigt und A L L E dafür haften. Deutschland als reichstes und sparsames Land zahlt am Ende am meisten. Damit ist es ein völlig risikoloses Geschäft, das dort am meisten Kapital anzieht, wo die höchsten Zinsen locken. Wie in Griechenland oder den anderen Schuldnerländern. Mit dem Euro ist eine auf realwirtschaftlich optimaler Versorgung ausgerichtete Wirtschaftspolitik nicht mehr möglich. Solange die Sparer mit ihrem gesamten Vermögen für die Verschwendung anderer haften, wird deren Ausbeutung weitergehen.

    Deshalb müssen wir unsere Arbeitsleistung durch eigenes Geld schützen. Das ist gut für uns und schlecht für die parasitären Banken und Geldgeber. Deutschland muss deshalb mit gutem Beispiel vorangehen und aus dem Euro aussteigen. Damit ist die Eurokrise mit einem Schlag beendet. Und das ist gut für das Europa der Völker und nur schlecht für das Europa der reichen Geldgeber. Auslandsschulden sind im Übermaß Gift für jede Nation und müssen deshalb gestrichen werden. So wie es Island getan hat. So wie es jede Nation getan hat. Damit es weiter geht.

    Jeder muss auf dieser Grundlage entscheiden, welches Europa man haben will.

    14:06 Uhr, 03.10. 2014
    1 Antwort anzeigen
  • Löwe30
    Löwe30

    Die Party der Zentralisten neigt sich dem Ende zu. Die Bürger rufen: „Befreit uns von der EZB!“

    http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2014/10/03/nervoese-auftritte-von-draghi-und-lagarde-das-finanz-system-steht-auf-der-kippe/

    Das ist auch meine Meinung. Das Erwachen wird schrecklich sein. Leider werden wohl wieder einmal die Verantwortlichen nicht zur Verantwortung gezogen. Der sogenannte "Kleine Mann" wird die Zeche zahlen müssen. Unsägliches Leid wird nicht gesühnt werden.

    11:01 Uhr, 03.10. 2014
  • student
    student

    ​Die Geldpolitik der EZB hat die reale Wirtschaft völlig aus dem Fokus verloren. Die Realwirtschaft dient dazu, die Bedürfnisse der Bevölkerung mit Waren und Diensten zu befriedigen. Dazu bedarf es einer Geldmenge, die von der Notenbank mittels der Banken zur Verfügung gestellt wird. Nicht produktive und damit nicht mehr umlaufend flüssige Kredite werden abgeschrieben.

    Stattdessen werden mit horrenden Summen faule Kredite von Gläubigern zu Lasten des Steuerzahlers bedient.

    10:58 Uhr, 03.10. 2014
    1 Antwort anzeigen
  • student
    student

    ​Sehr geehrter Herr Gansneder, liebe Forumsgäste,

    mich beschäftigt die Frage: wem nützt Draghi durch seine Politik am meisten?

    Profitieren seine italienischen Landsleute und südländischen Leidensgenosseni? Nein, mit dem Euro können sie ihre Schulden nicht abwerten und ein Schuldenschnitt wird gar nicht diskutiert. Stattdessen wird der Bevölkerung Geld durch Spardiktate entzogen, um die wachsenden Zinsen zu bedienen. Schlecht informierte Bürger sehen dabei Merkel als den neuen Diktator.

    Profitieren die mithaftenden wohlhabenden Deutschen, Niederländer, Luxemburger, Österreicher? Eher nicht, sie dürfen gespannt sein, wieviel die "Eurokrise" den bürgenden Bürgern kosten wird. Ein Teil ihres Sparguthabens wurde bereits mittels Bankpapieren wie Rentenfonds, ETFs als "Geldanlage" in die maroden Südländer gepumpt. Bankpapiere sind die wahre BAD BANK für nichtsahnende Kunden, in denen die Bank faule Kredite, verlustbringende Aktien oder Schrottimmobilien einfach und risikolos entsorgen kann.

    Wenn die EZB faule Papiere aufkauft, von wem dann wohl?

    Nicht von den Schuldnern, man könnte die Schulden auch einfach streichen.

    Die Gläubiger können damit ihre eigentlich verlorenen Gelder über die EZB und mit Hilfe der Steuerzahler in Gold verwandeln. Dabei sind gerade sie es, die den Verlust am besten wegstecken können. Also ist die EZB total von deren Wünschen abhängig und muss liefern.

    Und wir sind der EZB gleich doppelt ausgeliefert:

    - als reicher Bürge kann die EZB innerhalb von 7 Tagen 1000 Mrd. Euro verlangen. Wir verarmen.

    - als armer Schuldner müssen wir uns auch dem Spardiktat von EZB und IWF beugen, auch wenn die Bevölkerung durch schlechtere Gesundheitsversorgung, düstere Zukunftsaussichten und niedrige Renten dezimiert wird.

    A L L E Euroländer sind in dieser ausweglosen Schuldenfalle der elitären Gläubiger gefangen.

    Draghi wird und will durch die Zinssenkungen und den Kauf von wertlosen Papieren nur noch Zeit gewinnen und damit den Zusammenbruch der Länder durch Überschuldung manifestieren. Dabei reden doch führende Politiker wie Merkel und Gauck schon lange nicht mehr über Deutschland, sondern ein Europa, das nur eine richtig große Krise braucht, damit die Menschen um eine neue Ordnungsmacht regelrecht bitten. Die EZB hat sich nicht umsonst einen exzellenten Sicherheitsdienst geleistet, der einem strengen Auswahlverfahren unterliegt.

    Es wird eine gut vernetzte und informierte, einflussREICHE Schicht sein, die alle und alles überwacht - was durch unsere Regierung heute schon in skandalöser Weise gebilligt und gefördert wird.

    Diese Macht und Einfluss lässt sich nur brechen, wenn die Schuldenstaaten ihre EIGENE Währung wieder einführen und/oder einfach die Auslandsschulden streichen, um damit Vorrang der eigenen Entwicklung zu geben. Das kleine Island hat es vorgemacht.

    00:40 Uhr, 03.10. 2014
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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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