Wer behält recht - der Markt oder die Fed?
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Die Fed hält einen Leitzins von 1,9 % für möglich, während die Futures-Märkte lediglich 0,75 % (?) prognostizieren.
Eine der beteiligten Parteien wird für ihre Vorhersage zahlen müssen, denn es steht viel Glaubwürdigkeit beziehungsweise Geld auf dem Spiel, und möglicherweise liegen sogar beide falsch..
2017: Amerika brummt, der Nahe Osten brennt, die Ölproduktion sinkt, die Inflation steigt und liegt Anfang des Jahres schon 50 Basispunkte über der Fed-Prognose von 1,8 %. Was wäre in diesem hypothetischen Fall die Reaktion der amerikanischen Notenbank?
Janet Yellen hat vor vier Jahren eine Rede gehalten, in welcher sie unter anderem betonte, dass sie die Taylor Rule für einen nützlichen Benchmark zur Standortbestimmung in der Geldpolitik hält.
Über die von John Taylor ermittelte Formel ist es möglich, die Zinspolitik von Notenbanken nachzuzeichnen und grob zu ermitteln, wo der optimale Leitzins stehen sollte. Die Taylor Rule hat viele Schwachstellen, wurde oft kritisiert, ist am Zero Lower Bound (wo wir aktuell sind) wenig aussagekräftig, liefert aber eine nützliche Daumenregel die besagt, dass für jeden Prozentpunkt, den die Inflation überschießt, der Leitzins um das 1,5-fache angehoben werden sollte.
Im Ausgangsszenario (Inflation 50 Basispunkte über dem Zielwert von 1,8 %) würde dies bedeuten, dass Yellen die Federal Funds Rate im nächsten Jahr um 0,75 % über den bevorzugten Satz von 1,9 % hinaus anheben müsste.
Ein Zins von 2,65 % wäre nur über 6-8 Zinschritte erreichbar und würde bedeuten, dass vor allem das kurze Ende der Zinskurve eine dramatische Schieflage kontern müsste.
Für die Finanzmärkte wäre in derartiger Ruck natürlich eine Riesenkatastrophe und die Zinskurve würde sich nicht zuletzt aufgrund der momentan prekären Angebotssituation am langen Ende möglicherweise sogar invertieren.
Würde die Fed also wirklich so eiskalt handeln?
Janet Yellen hat in der Vergangenheit öfter vor einer zu mechanischen Geldpolitik gewarnt und würde sich wahrscheinlich hüten. Trotzdem illustriert das Beispiel, warum es für die Fed so unheimlich wichtig ist, auf ihrem Pfad voranzuschreiten, um nicht irgendwann eingeboxt zu werden.
Von diesem Hintergrund aus betrachtet, kann man die gegenwärtige Rechnung der Märkte nur als fahrlässig bezeichnen, oder?
Am Ende wird wie eigentlich immer, Mr. Market recht behalten. Die FED sitzt in der Falle, genauso wie die EZB und die BoJ. Die Wahrscheinlichkeit das Mrs. Yellen im lfd. Jahr noch einen Zinsschritt verkündet, dürfte eher als gering eingeschätzt werden. Zu schwach ist die Konjunktur in den USA und wer sägt sich schon freiwillig den Ast ab auf dem er sitzt? Hinzu kommen Probleme in Japan, China und nicht zuletzt in der EU.
Die Finanzmärkte senden unzweideutig Signale aus, die den Damen und Herren Notenbankern die gute Laune vermiesen dürften. Auch das nicht zinstragende gelbe Metall, für die einen ein urzeitliches Relikt, für JP Morgan das einzige echte Geld hat zu seiner Funktion als Save Haven und Fieberthermometer für das Geldsystem zurückgefunden. Gold wird auch gerne mit dem Kanarienvogel in der Kohlengrube verglichen, inzwischen beginnt er unüberhörbar zu zwitschern. Sollte uns das zu denken geben?