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11:50 Uhr, 28.04.2011

Weltwirtschaftliche Erholung ist großen Unsicherheiten ausgesetzt

Rotterdam (BoerseGo.de) - Die weltweite wirtschaftliche Erholung ist auf einem guten Wege. Bessere Bedingungen für Unternehmen und die sich erholenden Arbeitsmärkte, die den privaten Konsum fördern sollten, sind der Hauptgrund für den Optimismus. Die meisten Unternehmensbilanzen sehen gesund aus. Doch aufgrund der anhaltenden geopolitischen Spannungen sowie steigenden Rohstoffpreisen sollte bei Investments vorsichtig agiert werden. Diese Einschätzung vertritt Léon Cornelissen, Chefvolkswirt Research von Robeco Asset Management in seinem aktuellen Marktausblick für April. Der Aufschwung sei großen Unsicherheiten ausgesetzt. Beispiel Japan: „Wir können uns nicht vorstellen, dass sich aufgrund des Erdbebens in Japan irgendeine positive Entwicklung ergibt“, so Cornelissen. Japan sei keine junge, dynamische Volkswirtschaft. Es habe auch keine wohlhabende Regierung, die auf die gewaltigen aktuellen Problemen gut situiert reagieren kann. „Aktien sind vielleicht aus der Bottom-up-Perspektive günstig. Aber aus Top-Down-Sicht haben sich die Aussichten für Japan deutlich verschlechtert“.

Zudem trieben die Spannungen im Nahen Osten den Ölpreis weiter nach oben. Laut dem Experten von Robeco aber nicht nur wegen der politischen Unruhen. Bereits vor Ausbruch der Krise sei der Ölpreis aufgrund der anhaltenden Erholung der Weltwirtschaft nach oben tendiert. „Alle Subindizes für Rohstoffe sind höher als im vergangenen Jahr und der Handel hat sogar beinahe ein Zweijahreshoch erreicht. Wir erwarten, dass die Anlageklasse für Rohstoffe weiterhin überdurchschnittlich abschneidet“, befürchtet Cornelissen.

Den Fokus liegt der Robeco-Manager Cornelissen auf die Aktienmärkte. Sein Fazit: „Wie schon letzten Monat bemerkt, ist die Stärke der Aktienmärkte weiterhin beeindruckend. Zwar sind die weltweiten Aktien im Dreimonatsvergleich in Euro gerechnet um 4,1 % zurückgegangen, aber das lässt sich vollkommen auf die Stärkung des Euro zurückführen: der MSCI AC Global Index, in Dollar gemessen, handelt derzeit nahe seinem höchsten Niveau seit 2008. Wenn man bedenkt, dass der Ölpreis seit Beginn des Jahres um 10 % gestiegen ist und derzeit sein höchstes Niveau seit 2008 erreicht hat, der Nikkei seit dem Erdbeben um 8 % gesunken ist und Portugal akzeptiert hat, dass es die Hilfe der EU benötigt, ist das kein kleiner Brocken. Zum Teil kann diese Widerstandsfähigkeit mit der Ausweitung der wirtschaftlichen Erholung in den USA erklärt werden, wo sich der Arbeitsmarkt jetzt deutlich verbessert. Zudem ist Liquidität eine wichtige Antriebskraft, aber es bleibt abzuwarten, ob das so bleibt. Solange die Rohstoffe fast täglich neue Rekorde brechen, bleiben Margendruck und Ertragskorrekturen nach unten deutlich Risiken. Das wird deutlich, da Ertragskorrekturen während des letzten Monats negativ ausfielen. Hinzu kommt die Veränderung der Geldpolitik. Die EZB ist dem Beispiel verschiedener Zentralbanken der Schwellenmärkte gefolgt und hat die Zinsen erhöht, auch wenn es noch zu früh ist, um eine Änderung in den USA zu erwarten. In der Vergangenheit haben sich die Aktien in der ersten Phase finanzieller Einsparungen seitwärts bewegt. Wenn man außerdem die anhaltenden Spannungen im Nahen Osten betrachtet, behalten wir in Bezug auf die Aktienmärkte eine abwartende Haltung bei“.

Im Blick hat Robeco die Schwellenmärkte: „Bei den Aktien schnitten während des vergangenen Monats auf regionaler Ebene die Schwellenmärkte am besten ab. Diese scheinen von einer seltenen Flucht in sichere Anlagen profitiert zu haben“, sagt Cornelissen. Nach den Erfahrungen der Schuldenkrise werden die Schwellenmärkte jetzt als die dynamischste Region angesehen, die im Fall einer Krise die besten Fundamentaldaten vorweist. Wir ziehen die Schwellenmärkte weiterhin Europa und der Pazifikregion vor. Die USA schätzen wir neutral ein“.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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