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14:32 Uhr, 13.04.2021

Weltweites Entsetzen nach Tokios Entscheid zu Fukushima-Wasser

In zwei Jahren könnte eine Mio. Tonne verseuchten Wassers aus dem Atomkraftwerk Fukushima ins Meer entleert werden. Massive Kritik an dem Vorgehen ist neben Umweltaktivisten und Fischereiverbänden auch aus den Nachbarländern China und Südkorea zu vernehmen.

Tokio (Godmode-Trader.de) - Die japanische Regierung hat die Entleerung der Wassertanks des Kernkraftwerks Fukushima Dai-Ichi ins Meer genehmigt. Damit können in circa zwei Jahren eine Mio. Tonne verseuchten Wassers aus dem Atomkraftwerk ins Meer entleert werden. Dabei sollen die regulatorischen Standards eingehalten werden. So müsse das Wasser gefiltert und verdünnt werden, um schädliche Isotope zu entfernen und internationalen Standards zu entsprechen.

Das radioaktive Wasser war zunächst in mehr als 1.000 Tanks auf dem Gelände der Atomruine aufgefangen worden, um die Umwelt zu schonen. Noch immer werden die drei Reaktoren, in denen es vor zehn Jahren zu einer Kernschmelze gekommen war, mit Wasser gekühlt. Der Platz für die Tanks sei im Jahr 2022 erschöpft, so der Kraftwerksbetreiber Tokyo Electric Power Company (Tepco). Örtliche Beamte und einige Experten sagen jedoch das Gegenteil. Der gesamte Prozess werde vermutlich Jahrzehnte dauern.

Experten weisen darauf hin, dass radioaktiv verseuchtes Wasser auf dem Gelände zwar behandelt werden, aber das Filtersystem ALPS das Isotop Tritium nicht herausfiltern kann. Die Regierung und auch der Betreiber argumentieren, Tritium sei in geringen Mengen nicht schädlich für die menschliche Gesundheit. Die Bürgerkommission für Nukleare Energie mit Sitz in Tokio betonte, Tritium sei „immer noch radioaktives Material" und sollte nicht in die Umwelt gebracht werden.

Massive Kritik an dem Vorgehen ist neben Umweltaktivisten und Fischereiverbänden auch aus den Nachbarländern China und Südkorea zu vernehmen. „Diese Entscheidung der japanischen Regierung kann nicht akzeptiert werden", sagte der südkoreanische Minister für die Koordinierung der Regierungspolitik, Koo Yun Cheol in Seoul. Koo warf Tokio vor, einseitig entschieden zu haben, ohne sich vorher ausreichend mit den Nachbarländern zu beraten. Die Freisetzung von verstrahltem Wasser bedrohe die Sicherheit dieser Länder und die Meeresumwelt.

Seoul fordere mit Nachdruck von Japan eine transparente Veröffentlichung von Informationen über die Behandlung des kontaminierten Wassers am AKW Fukushima, sagte Koo. Die Regierung werde darüber hinaus die internationale Gemeinschaft einschließlich der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) darum bitten, Tokios Entscheidung objektiv zu prüfen.

Auch China kritisierte Japans Pläne. Außenamtssprecher Zhao Lijian äußerte am Dienstag vor der Presse in Peking die „ernste Sorge“ der chinesischen Seite. „Es ist hoch unverantwortlich und wird sich schwer auf die Gesundheit und die Interessen der Menschen in Nachbarländern auswirken." Taiwans Atomenergierat sprach von einer „bedauerlichen Entscheidung“.

Die Proteste gegen das Vorhaben sind in Japan diesmal ungewöhnlich stark, wie die Nachrichtenagentur dpa schreibt. Aus Sicht von Kommentatoren sei es dennoch schwer absehbar, ob sie das Projekt kippen können. Vor allem Chinas Reaktionen könnten aber großen Einfluss haben, hieß es.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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