Kommentar
11:12 Uhr, 26.01.2011

Weltgrößter Gold-ETF verzeichnet Rekordabflüsse

Energie: Die Rohstoffpreise gerieten gestern auf breiter Front unter Druck. Auslöser war eine Zinserhöhung in Indien. Erneut zeigt sich damit, dass Gegenwind für die Rohstoffpreise derzeit vor allem seitens der fortgesetzten monetären Straffung in den asiatischen Schwellenländern kommt. Vor einer Woche hatten die Rohstoffpreise bereits sehr empfindlich auf Zinserhöhungsspekulationen in China reagiert. Diese Debatte dürfte die Rohstoffmärkte angesichts steigender Inflationsrisiken in diesen rohstoffhungrigen Ländern auch in den kommenden Wochen im Griff halten und steigenden Preisen entgegenstehen. Der Ölpreis für Brent fiel gestern im Zuge dessen zeitweise unter die Marke 95 USD je Barrel, konnte sich über Nacht aber wieder etwas erholen. Der WTI-Preis ging dagegen auf dem Tagestief knapp oberhalb von 86 USD aus dem Handel und notiert auch am Morgen nur unwesentlich darüber. Zusätzlich belastend wirkte sich hier der stärker als erwartet ausgefallene Anstieg der US-Rohöllagerbestände von 2,1 Mio. Barrel in der vergangenen Woche aus, welcher vom American Petroleum Institute gestern Abend berichtet wurde. Ausschlaggebend hierfür waren höhere Importe. Bei Benzin kam es ebenfalls zu einem Lageraufbau. Der starke Abbau der Destillatevorräte kann durch die deutlich niedrigere Raffinerieauslastung erklärt werden. Die Daten verdeutlichten somit einmal mehr, dass derzeit keine Angebotsknappheit am Ölmarkt besteht. Das US-Energieministerium veröffentlicht die offiziellen Lagerdaten heute Nachmittag. Ein weiterer Anstieg der Lagerbestände in Cushing könnte zu einer nochmaligen Ausweitung der Preisdifferenz zwischen Brent und WTI beitragen. Diese beträgt derzeit neun US-Dollar.

Edelmetalle: Die Korrektur der Edelmetallpreise setzte sich gestern fort. Gold fiel zwischenzeitlich auf ein 3-Monatstief von 1.322 USD je Feinunze. Begleitet wurde der Preisrückgang von kräftigen ETF-Abflüssen. Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verloren gestern 1 Mio. Unzen (entspricht 31 Tonnen). Dieser Abfluss ging allein auf das Konto des weltgrößten Gold-ETF, SPDR Gold Trust, welcher damit den größten Tagesabfluss aller Zeiten erlitt. Gold als sicherer Hafen ist derzeit offensichtlich weniger gefragt. Stattdessen stürzen sich die Anleger auf andere Anlageformen. So war die Anleiheemission des EU-Rettungsfonds ESFS gestern fast zehnfach überzeichnet, was für eine weitere Entspannung der Schuldenkrise in den Euro-Peripherieländern spricht. Heute steht die Sitzung der US-Notenbank Fed im Mittelpunkt. Eine freundlichere Einschätzung der Konjunkturaussichten nach den zuletzt besseren Daten könnte den Risikoappetit der Anleger weiter steigen lassen und den Goldpreis somit im Umkehrschluss belasten. Dies gilt zumindest solange, wie die Inflationsrisiken nicht deutlich stärker betont werden. Die akute Verschuldungsproblematik in den USA - welche von US-Präsident Obama in seiner Rede in der Nacht thematisiert wurde - aber auch in anderen Industrieländern sowie die zunehmenden Inflationsrisiken rund um den Globus sprechen nach kurzzeitiger Schwäche weiterhin für steigende Goldpreise.

Industriemetalle: Die Industriemetalle gerieten gestern mehrheitlich in den allgemeinen Abwärtssog: Der Index der Londoner Metallbörse LMEX gab um 2,5% nach. Ausnahme war Zinn, das gestern nochmals geringfügig zulegen konnte und auf ein neues Rekordhoch von gut 28 000 USD je Tonne kletterte. Unterstützung gab die jüngste Ausarbeitung des internationalen Zinnverbandes ITRI zur Nachfrageentwicklung am Zinnmarkt. Demnach ist der globale Zinnverbrauch deutlich höher als zunächst gedacht. Die Zahlen für 2009 wurden nach oben revidiert, und im vergangenen Jahr dürfte der Verbrauch um weitere 12,5% auf 360 Tsd. Tonnen zugelegt haben. Triebfeder der Nachfrage sei China, auf das 40% des weltweiten Zinnverbrauchs entfalle. Dagegen konsumiere die übrige Welt sogar 25 Tsd. Tonnen weniger als im Hoch 2006. Auch wenn sich gemäß der Studie die Entwicklung der Sekundärproduktion positiv darstellt, kann diese die Angebotsprobleme bei der Primärproduktion nicht wettmachen. Der Zinnmarkt, der laut WBMS in den ersten elf Monaten 2010 ein Defizit knapp 16 Tsd. Tonnen verbuchte, dürfte also noch enger sein als gedacht. Zur Vorsicht mahnen die seit Oktober steigenden LME-Lagerbestände, die der Rallye den Wind aus den Segeln nehmen könnten.
Zink zählte gestern mit einem Preisrückgang um 3,5% zu den größten Verlierern unter den Industriemetallen. Angesichts des Angebotsüberschusses und der passend dazu steigenden LME Lagerbestände sind die Perspektiven gedämpft.

Agrarrohstoffe: Die Aussicht auf Regen in weiteren Teilen der argentinischen Anbaugebiete für Mais und Sojabohnen in den nächsten Tagen, war gestern neben dem generell belastenden Marktumfeld ein Hauptgrund für nachgebende Notierungen an der Börse in Chicago. Der Preis für Mais sank im Handelsverlauf um 1,7%, der für Sojabohnen um 2,1%. In den Vortagen hatten bereits Teile der Provinz Buenos Aires heiß ersehnten Regen gemeldet. Während bei Mais die lange Trockenheit bereits zum Teil irreversible Schäden angerichtet hat, sollte der Regen die Entwicklung bei Sojabohnen deutlich verbessern helfen. Entsprechend hat letzte Woche die Getreidebörse Buenos Aires ihre Prognose für die Maisernte um 4% auf 19,5 Mio. Tonnen reduziert, die Schätzung für Sojabohnen dagegen bei 47 Mio. Tonnen unverändert gelassen. In beiden Fällen ist sie mit ihren Prognosen deutlich pessimistischer als das US-Landwirtschaftsministerium. Argentinien ist der drittgrößte Exporteur an Sojabohnen weltweit und die Nr. 1 unter den Exporteuren von Sojaöl und -mehl. Die Trockenheit in Argentinien und Brasilien war neben den niedrigen Lagerbeständen in den USA mitverantwortlich für den starken Preisanstieg der letzten Monate bei Sojabohnen. Hohe chinesische Importe taten ihr Übriges. Dazu passt, dass gestern mit 2,74 Mio. Tonnen der größte jemals an einem einzelnen Tag getätigte Kauf von US-Sojabohnen durch China gemeldet wurde - allerdings erst zur Lieferung im kommenden Jahr 2011/12.

Quelle: Commerzbank

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