Weitere Währungsverluste der Schweizerischen Nationalbank?
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Zürich (BoerseGo.de) - Die Aufwertung des Frankens hat im Dezember erneut an Fahrt gewonnen. Die Folge: Die Devisenreserven der Schweizerischen Nationalbank (SNB) verlieren zunehmend an Wert. In den ersten drei Quartalen 2010 hatte die SNB währungsbedingte Verluste in der Höhe von 21 Milliarden verzeichnet und nach Berechnungen der Bank Sarasin sind im vierten Quartal zusätzliche Devisenverluste von über 10 Milliarden angefallen.
Einige Experten vermuten bereits eine Bedrohung der Solvenz der SNB, sollte sich die Eurokrise weiter verschärfen. "Diese Ängste sind übertrieben. Selbst ein negatives Eigenkapital würde die SNB nicht zum Bankrott treiben", beruhigt Ursina Kubli, Ökonomin bei Sarasin. Schließlich könne die Zentralbank im Gegensatz zu Geschäftsbanken zur Tilgung ihrer Verbindlichkeiten zusätzliche Liquidität schaffen. Außerdem sei die SNB international gesehen nach wie vor überdurchschnittlich mit Eigenkapital ausgestattet. "Der handelsgewichtete Franken müsste um weitere 30 Prozent steigen, bevor die Währungsverluste zu einem negativen Eigenkapital führen würden", schlussfolgert Kubli.
Dennoch bleiben Marktbeobachter gegenüber den Deviseninterventionen der SNB sehr kritisch gestimmt. Mit einem Blick auf den aktuellen Eurokurs vom 11. Januar 2010 bei rund 1,25 tun einige die Deviseninterventionen der SNB als Misserfolg ab. Schließlich habe sich die SNB noch im Mai 2010 bei einem Wechselkurs von 1,43 heftig gegen eine weitere Aufwertung des Frankens gewehrt. "Die Zentralbanken haben alle möglichen Instrumente ergriffen, um ein Abgleiten in eine gefährliche Deflationsspirale zu verhindern", sagt Sarasin-Expertin Kubli. "Der Beschluss der SNB Euros zu kaufen, war keine Anlageentscheidung. Im kritischen Moment, als die Schweizer Wirtschaft inmitten der Rezession steckte, waren die Interventionen sehr erfolgreich und der Euro-Schweizerfranken konnte bis Ende 2009 gar über 1,50 gehalten werden".
Die Kritik an der Währungspolitik der SNB dürfte jedoch noch andauern, da ist sich die Sarasin-Ökonomin sicher. Die Euroängste werden ihrer Auffassung nach erst Ende 2011 abklingen, wenn erste Ergebnisse der Sparanstrengungen der defizitären Euroländer vorliegen. "Kann das Vertrauen in die europäische Gemeinschaftswährung gefestigt werden, rücken bei Anlageentscheidungen die Bewertung der Währungen wieder in den Vordergrund", so Kubli. "Die Berechnungen der Kaufkraftparitäten zeigen, dass der Franken gegenüber dem Euro, Dollar und Pfund über seinen fairen Wert gestiegen ist. Diese Übertreibungen dürften sich im Verlaufe des Jahres 2011 korrigieren. Damit dürften auch die Währungsverluste teilweise aus den Büchern der SNB verschwinden".
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