Fundamentale Nachricht
16:19 Uhr, 21.10.2022

Wege aus der Energiekrise: Gasverbrauch um 30 Prozent drosseln

Die Industrie, kleinere Unternehmen und Privathaushalte sollen ein Drittel weniger Gas verbrauchen, erklären die Forscher des Kopernikus-Projekt Ariadne. So ließen sich Energiesicherheit und Klimaschutz vereinbaren.

Die Menschen in Deutschland müssen ihren Verbrauch von Gas künftig noch deutlich stärker als bisher drosseln. Das ist das Ergebnis einer Energiestudie von 30 Forschern aus dem vom Bund geförderte Kopernikus-Projekt Ariadne. „Deutschland braucht nicht nur einen Weg durch den nächsten Winter, sondern auch Wege zu langfristiger Energiesouveränität und Klimaneutralität. Diese Wege zeigen wir jetzt auf“, erklärte Gunnar Luderer, Vize-Leiter des Ariadne-Projekts vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung PIK.

Zentraler Dreh- und Angelpunkt seien dabei Einsparungen beim Gasverbrauch. „Unsere Berechnungen zeigen: 30 Prozent Reduktion beim Gasverbrauch sind möglich und wichtig, um nicht nur eine Gasmangellage mit Lieferunterbrechungen zu vermeiden, sondern auch die Gaspreise und verbleibenden Importabhängigkeiten auf ein erträgliches Maß zu begrenzen“. Kurzfristig sei das der wichtigste Baustein, um Deutschlands Energiesouveränität und geopolitische Resilienz wieder zu erhöhen, so Luderer.

Die Fachleute hatten in der Analyse verschiedene Modelle und Szenarien durchgerechnet, wie Deutschland einen Weg aus der Gaskrise finden kann. Die Studie zeige, dass Energiesicherheit und Klimaschutz dabei miteinander vereinbar seien. Allein die Verringerung des Gasverbrauchs führe zu einer CO2-Minderung von 50 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr im Vergleich zu dem Mittelwert aus den Jahren 2017 bis 2021. Ein Teil der Gasminderung gehe zwar mit einem Brennstoffwechsel auf Kohle oder Heizöl einher. Die dadurch entstehenden Mehremissionen seien jedoch durch den europäischen Emissionshandel gedeckelt.

Das größte Potenzial für die kurzfristige Senkung des Gasverbrauchs im Gebäudesektor liegt laut der Analyse in einer Anpassung des Heizverhaltens in den eigenen vier Wänden. Die Wissenschaftler sprachen sich für das Absenken der Raumtemperatur um ein oder zwei Grad, die Nutzung der Heizung nach Bedarf statt im Dauerbetrieb und intelligente Heizungsregler aus. Christoph Kost, Ko-Leiter des Ariadne-Arbeitspakets Wärmewende am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE erläutert: „Zusammen mit einem beschleunigten Hochlauf von Wärmepumpen, dem Anschluss an Fern- und Nahwärmenetze und einer stärkeren energetischen Sanierung des Gebäudebestands ließen sich im Gebäudesektor kurzfristig gut 30 Prozent des Gasbedarfs einsparen. Die beschleunigte Wärmewende senkt auch langfristig den Gasbedarf und bringt den Sektor auf Kurs für die Klimaneutralität.“