Was wäre, wenn es morgen Krieg gibt?
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Die Antwort auf die Frage, ob Kriege und Konflikte einen Crash auslösen, ist: manchmal ja – oft aber nicht.
Schauen wir in die Geschichtsbücher und auf die für die Aktienmärkte bedeutenden militärischen Konflikte, dann ergibt sich ein unklares Bild.
Kriege und regionale Konflikte können die Aktienkurse drücken, müssen es aber nicht.
Nehmen wir nochmal Nordkorea. Passiert ist bisher nichts, aber in den täglichen Börsenberichterstattungen wird der drohende Konflikt zwischen den USA und Nordkorea immer wieder als Grund für einen stagnierenden oder fallenden DAX herangezogen.
Der Grund dafür ist, dass die Preise an den Märkten aufgrund massenpsychologischer Phänomene zustande kommen. Selbsterfüllende Prophezeiungen und das Sentiment bestimmen, wohin sich die Kurse kurzfristig bewegen. Die Reaktion der Anleger auf ein Event ist abhängig von dem Informationsfluss, dem Kontext und den handelnden Personen, die einen Konflikt bestimmen.
Dazu weiterlesen: Diese Theorie sollte jeder Anleger kennen.
Anders lässt sich nicht erklären, warum die Börsen auf die Terroranschläge von Paris 2015 - einem direkten Angriff im Herzen Europas - nicht reagierten, dafür aber bei der Besetzung der Krim durch Russland 2014 in die Knie gingen.
Nicht das Ereignis ist wichtig für die Märkte, sondern wie die Anleger seine Auswirkungen bewerten.
Sprunghafte Bewegungen an der Börse entstehen immer dann, wenn die Marktteilnehmer bei einem Event ihre Zukunftserwartungen dynamisch anpassen, z.B. als es im März 2011 zur Kernschmelze im Atomkraftwerk Fukushima kam.
Sind die möglichen Konsequenzen jedoch schon überwiegend bekannt, dann hat der Markt alle Auswirkungen bereits eingepreist und reagiert kaum oder (im verblüffenden Fall) mit einer völlig anderen und „unlogischen“ Reaktion.
So stiegen US-Aktien im Jahr 1941 um 18,74 Prozent. In dem Jahr, als sich der Krieg in Europa zu einem Weltkrieg entwickelte (Pearl Harbor, Überfall der Sowjetunion durch Hitlerdeutschland, Kriegseintritt USA).
Im Jahr 1961, als die Berliner Mauer gebaut wurde, in der Zuspitzung sich US-amerikanische und sowjetische Panzer in Berlin gegenüberstanden und der Kalte Krieg weltweit neue Konfliktherde (Vietnam, Kuba) entstehen ließ, stiegen US-Aktien um 20,78 Prozent.
Möglicherweise hatten die Anleger an der Wall Street damals die Risiken dieser Konflikte bereits einkalkuliert. Da die Kurse dadurch nicht mehr fielen, konnten sie nicht anders, als wieder zu steigen.
Das ist übrigens auch der Grund, warum Aktien auf schlechte Unternehmensnachrichten hin manchmal steigen. Wenn die Erwartungen im Vorfeld bereits negativ waren, haben zum Zeitpunkt des Eintreffens der Nachricht bereits alle verkauft, die verkaufen wollten. Wenn es dann keine Verkäufer mehr gibt, vice versa mehr Käufer als Verkäufer, müssen die Kurse wieder steigen.
Es ist der einfache Zusammenhang von Angebot und Nachfrage, der viele Marktbeobachter so oft ungläubig die Augen reiben lässt.
Für den aktuellen Nordkorea-Disput heißt das für mich, dass die Märkte nun schon so lange darüber diskutieren, dass eine harsche Abwärtsreaktion, selbst beim unerwarteten Ausbruch eines militärischen Konflikts, sehr unwahrscheinlich geworden ist.
Fazit für rationale Privatanleger: Unvorhergesehene Ereignisse haben durchaus das Potenzial die Märkte zu verunsichern. Da sie jedoch genau das – unvorbereitet – sein müssen (um einen Einfluss zu haben), macht es für mich keinen Sinn über Dinge nachzudenken, die ich nicht wissen kann.
Viele Grüße
Jakob Penndorf
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Die Alternativlosigkeit der Geldanlage gepaart mit dem sprudelnden Notenbankgeld überwiegt derzeit jeden potentiellen Auslöser für sinkende Aktienkurse. Wie ließe sich sonst z.B. eine zukünftige Regierungsbeteiligung der Grünen mit dem Ausbleiben fallender DAX-Notierungen vereinbaren? Ich denke, ein Scharmützel auf der koreanischen Halbinsel wäre gerade einmal für zwei bis drei Prozent Bewegung nach unten gut - und ist dann ein paar Tage später wieder negiert. Nie war es sicherer, auf steigende Kurse zu setzen als heute, insbesonders solange es Kleinmichel noch nicht peilt und niemand (BILD, Taxifahrer, Friseur etc.) die Euphorie-Keule auspackt.
Zum Rocketman noch ne Meinung. Der ist nicht so blöd und greift Amerika oder irgendeinen verbündeten an. Er weiß ganz genau das das sein Ende wäre.
Die Nordkorea Armee hat noch nicht mal mitbekommen das vor Ihrer Küste die Amis Schleifen geflogen sind :))
Oder dem "Markt" sind politische Ereignisse und Fundamentals ganz einfach egal. Wie Sie richtig sagen, werden die Kurse ganz simpel aus Angebot und Nachfrage gebildet.
Signifikantes Angebot und signifikante Nachfrage werden heutzutage von den gleichen Teilnehmern erzeugt. Die wenigen Kleinanleger, die sich noch auf den Märkten tummeln, bewirken nichts mehr.
Solange alle "Gruppenmitglieder" bei dieser Stillhaltetaktik mitgehen und nicht das Gros zum Spielverderber (massiv verkauft) wird, kann das noch ewig so weitergehen.
Wie wollen Sie wissen wie die Anleger die Folgen eines möglichen Krieges beurteilen? So wie Sie es eben schreiben würde nach Ihrer Meinung gar nichts passieren. Wenn Sie schon in die Geschichtsbücher schauen, dann würde ich noch ein paar andere Beispiele nennen, wo dann etwas anderes passiert ist mit den Aktienkursen. Ich finde Ihre Analysen zu Oberflächlich.
Ganz genau german2. Ein Krieg ist demnach nie und nimmer in den Kursen eingepreist.
Komisch, wir sehen das aber Herr Penndorf nicht und er ist doch der Spezialist. Dann meint also Herr Penndorf tatsächlich, im Dax würde es nicht krachen, wenn tatsächlich ein Krieg ausbricht. Seine Analysen geben langsam aber sicher zu Denken.