Kommentar
07:10 Uhr, 30.05.2017

Was macht die EZB mit dem Euro?

Der Euro wertet seit Ende letzten Jahres auf. Das macht der EZB einen Strich durch die Rechnung. Was wird sie tun?

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So langsam steht außer Frage, dass die EZB ihr QE Programm bald anpassen muss. Die Ungeduld in den nördlichen Ländern, einschließlich Deutschland, wird immer größer. Gleichzeitig verbessert sich die Lage in vielen anderen Ländern und die Inflation ist wieder nahe des 2 %-Ziels.

Bisher hat sich die EZB geweigert auch nur andeutungsweise über einen Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik zu reden. Mario Draghi sagt zu dem Thema immer das gleiche: es wurde nicht diskutiert. Vorstellen kann ich mir das nicht. Es wäre geradezu fahrlässig mit den Diskussionen nicht frühzeitig zu beginnen. Ein Ausstieg kann nicht so von heute auf morgen stattfinden. Er muss lange Zeit vorbereitet werden.

Trotzdem will die EZB nicht einmal den Hauch einer Andeutung auf ein Ende ihrer bestehenden Geldpolitik geben. Der Grund dafür ist einfach: solange sie nichts anderes sagt, gilt die aktuelle Politik. Sobald sie einen Ausstieg andeutet, wird der Markt reagieren und eine neue Geldpolitik einpreisen.

Das geschah etwa in den USA 2013 mit dem „Taper Tantrum.“ Anleger gerieten in Panik, weil sie alle auf eine weiterhin lockere Geldpolitik vorbereitet und positioniert waren. Als ihnen gesagt wurde, dass der Ausstieg vorbereitet wird, wurde die Positionierung angepasst. Dadurch stiegen die Zinsen sprunghaft an, obwohl die Geldpolitik noch immer ultralocker war.

Die EZB möchte ihr eigenes Taper Tantrum vermeiden. Sobald sie aber das Ende von QE ankündigt, werden Anleger ihre Positionen anpassen. Will die EZB z.B. in einem Jahr ihr QE Programm beenden, kündigt dies aber heute an, dann steigen die Zinsen sofort auf das Niveau, welches eigentlich erst bei Ausstieg in einem Jahr erreicht werden sollte.

Am besten wäre es unter diesen Umständen den Ausstieg nicht von langer Hand vorzubereiten und den Markt immer wieder verbale Andeutungen zu machen, sondern relativ plötzlich die Bremse zu ziehen. Die Zinsen steigen dann natürlich auch sprunghaft an, allerdings zum gewünschten Zeitpunkt und nicht schon ein Jahr vor der Tatsache.

Ob sich die EZB zu einer solchen Aktion hinreißen lassen wird, ist offen. Vermutlich wird sie sich eine solche Vorgehensweise nicht zutrauen. Zu groß ist die Angst vor einem Schock auf dem Finanzmarkt. Ein Kompromiss könnte die Ankündigung des QE-Endes sein, aber gleichzeitig mit einer neuen Forward Guidance. Diese würde z.B. garantieren, dass nach dem QE Ausstieg der Leitzins mindestens 2 weitere Jahre dort bleibt, wo er gerade ist.

So oder so, die EZB kommt nicht umhin, demnächst einmal dem Markt gegenüber eine Kommunikation zu lancieren. Nicht zuletzt deswegen dürfte sich der Euro zuletzt überraschend stark gezeigt haben. Der Währungskurs wird am Ende des Tages durch die Realzinsdifferenz bestimmt. In der Erwartung höherer Zinsen in der Eurozone und einer US-Notenbank, die im Schneckentempo agiert, kann der Euro fast nur in eine Richtung gehen: nach oben.

Kurse von 1,20 oder 1,30 sind jedoch nicht zu befürchten. Anleger (siehe Grafik) sind bereits wieder stark long positioniert. Der Widerstand bei 1,15 wird eine harte Nuss. Höchstwahrscheinlich wird der Euro dort wieder nach unten drehen – vorerst. Mittel- bis langfristig sehe ich den Euro vor einer weiteren Aufwertung.

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Solange die EZB keinen Politikwechsel ankündigt, sollte der Euro in der bisherigen Range um 1,10 herum zu finden sein. Die EZB muss aber irgendwann ihre Politik ändern. Aller Voraussicht nach spätestens Ende 2017. Dem Euro wird das nachhaltigen Aufwind geben – genau das, was die EZB nicht will. Der Euro kann nur schwach bleiben, wenn die EZB ihre Politik nicht ändert. Das ist jedoch das unwahrscheinlichste Szenario. Mir fehlt aktuell die Fantasie mir vorzustellen, welches geldpolitische Kaninchen die EZB aus dem Hut zaubern könnte, um eine Euroaufwertung zu verhindern.

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5 Kommentare

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  • thomas84
    thomas84

    der Euro wird heute erstmal bisschen kalbaieren auf 1,0980 weil es die Big Boys gegenüber USd so herzaubern

    12:37 Uhr, 30.05. 2017
  • Market Impact
    Market Impact

    Ich wette : der Euro bleibt. Weil die Politik es so will.

    11:53 Uhr, 30.05. 2017
  • Sascha Huber
    Sascha Huber Experte für Kryptowährungen

    Ich bleibe bei meiner Meinung, dass es den Bitcoin länger als den Euro geben wird. Denn für den ist spätestens 2035 Schluss!! ;)

    09:43 Uhr, 30.05. 2017
    2 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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