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13:22 Uhr, 19.08.2011

Was ist los bei Solar Millenium?

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Erlangen/ Frankfurt (BoerseGo.de) – „Wir entwickeln die Zukunft“, heißt der Leitspruch des Solarkraftwerk-Bauers Solar Millenium. Doch danach sieht es im Moment ganz und gar nicht aus. Stattdessen irrlichtert das Unternehmen durch die Gegenwart und hadert mit der Vergangenheit. "Man weiß nicht mehr, wo das Unternehmen hin will", sagte ein Analyst in Frankfurt am Freitag. Die Glaubwürdigkeit sei dahin.

Der gebeutelte Projektierer von solaren Kraftwerkparks wollte die Wende mit einem Prestigeobjekt in Kalifornien schaffen: Nun aber haben die Erlangener den seit Jahren geplanten Bau des größten Solarthermiekraftwerks der Welt abgeblasen. Am Vortag kündigte Solar Millenium an, bei dem Großkraftwerk noch einmal ganz von vorne beginnen zu müssen. Statt wie bislang auf Solarthermie wollen die Erlangener nun auf herkömmliche Photovoltaikmodule setzen. Die ersten beiden 250-MW-Anlagen sollen mit Photovoltaik-Modulen ausgestattet werden.

Ein Grund für den Schwenk ist die fragliche Finanzierung. Photovoltaikprojekte seien deutlich leichter zu finanzieren als die Solarthermie, heißt es bei Solar Millenium. Zudem gebe es deutlich rentablere Aussichten für den Einsatz von Photovoltaik in Solarkraftwerken, vor allem weil man sie in mehreren Etappen bauen könne. Solar Millennium sei bereits im Gespräch mit mehreren Banken. "Wir müssen jetzt die Genehmigungen zum Großteil neu beantragen und die Finanzierung neu auf die Beine stellen", sagte eine Firmensprecherin.

Das Image des Unternehmens war schon zuvor rapide angeknackst: Nachdem der Solarprojektierer vor Jahresfrist wegen des überraschenden Rückzugs des Ex-Vorstands Utz Claassen ins Gerede geraten war, hat nun Anfang dieser Woche Finanzvorstand Oliver Blamberger das Handtuch geworfen. Die strategische Neuausrichtung habe aber nichts mit dem Weggang des Finanzvorstands zu tun, versicherte das Unternehmen umgehend.

Auch die jüngsten Vorwürfe wegen Insiderhandels stünden nicht im Zusammenhang mit Blambergers Abgang, hieß es weiter. Zum Hintergrund: Die Finanzaufsicht ermittelt wegen eines Insidergeschäfts des Firmengründers, Großaktionärs und Aufsichtsrats Hannes Kuhn. Bereits seit dem Frühjahr gehe die Nürnberger Staatsanwaltschaft dem Verdacht gegen den Aufsichtsrat wegen schwerer Untreue und massiver Verstöße gegen das Aktienrecht nach, berichtete die Süddeutsche Zeitung in dieser Woche.

Da der Finanzierungsabschluss für das kalifornische Projekt auf das nächste Geschäftsjahr verlagert wird, sei für 2010/11 mit roten Zahlen zu rechnen, teilte Solar Millenium am Freitag mit. Einen konkreten Ausblick wollte das Unternehmen nicht geben. Im ersten Halbjahr von November 2010 bis Ende April liefen bei dem Erlanger Unternehmen Verluste in Höhe von 44,2 Millionen Euro an.

Die Aktie von Solar Millennium ist am Freitag um zeitweise über 50 Prozent wie ein Stein in die Tiefe gefallen und war bei 3,42 Euro auf dem niedrigsten Stand seit dem IPO. Bereits gestern war der Titel um 25 Prozent abgeschmiert.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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