Kommentar
09:20 Uhr, 31.05.2021

Was bedeutet ein neuer Atom-Deal mit dem Iran für den Ölmarkt?

Der Iran hat die Kapazitäten, zum fünftgrößten Ölproduzenten aufzusteigen, wenn es einen neuen Atom-Deal gibt. Je nachdem, wen man fragt, ist ein Deal in greifbarer Nähe. Was würde ein solches Abkommen für den Ölmarkt bedeuten?

Erwähnte Instrumente

  • WTI Öl
    ISIN: XC0007924514Kopiert
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  • WTI Öl - WKN: 792451 - ISIN: XC0007924514 - Kurs: 66,83000 $/bbl. (FXCM)

Alle beteiligten Parteien sitzen wieder am Verhandlungstisch und Medienberichten zufolge ist ein Deal greifbar. Beide Seiten wollen grundsätzlich ein Abkommen. Der Westen will garantieren, dass der Iran keine Atombombe bauen kann und der Iran leidet wirtschaftlich unter den Sanktionen. Eine Aufhebung dieser Sanktionen ist dringend notwendig. Damit sind die Parteien wieder dort, wo sie auch schon 2015 waren, als das erste Abkommen erzielt wurde. Man hätte es auch einfacher haben können, doch das Abkommen wurde von Trump einseitig beendet. Eine Politik des „maximalen Drucks“ sollte den Iran zum Einlenken bringen. Dieser Druck funktionierte schon vor 2015 nicht. Wieso er plötzlich unter Trump hätte funktionieren sollen, weiß wohl nur er. Tatsache ist: Der Iran lenkte nicht ein und ertrug die Sanktionen. Wie beharrlich ein Regime aushalten kann, zeigt Nordkorea seit Jahrzehnten. Ein Problem von US-Alleingängen ist China. China nahm dem Iran auch nach Sanktionsbeginn weiterhin Öl ab, wenn auch in geringerem Ausmaß.

Nun ist absehbar, dass der Iran zukünftig wieder Öl in alle Welt exportieren kann. Als potentiell fünftgrößter Produzent der Welt sollte das den Ölmarkt eigentlich in Aufruhe versetzen. Tut es aber nicht. Dafür gibt es gute Gründe.

Den Ton geben andere an. Russland, die USA und Saudi-Arabien sind die mit Abstand größten Produzenten. Zusammen mit anderen relativ verlässlichen Produzenten machen sie weit mehr als die Hälfte der globalen Fördermenge aus (Grafik 1).


Der globale Markt muss seit vielen Jahren mit volatilen Förderländern umgehen. Zu diesen gehören etwa Libyen, Venezuela oder Nigeria (Grafik 2). Jedes dieser Länder hat in kurzen Zeitabständen bereits für Veränderungen von mehr als einer Million Barrel am Tag gesorgt. Den Ölmarkt hat das lediglich tageweise beeinflusst.

Der Iran hat derzeit eine theoretische Förderkapazität von 4,5 Mio. Barrel. Seit einigen Monaten steigt die Produktion bereits wieder. Die freie Kapazität liegt bei ca. 1 Mio. Barrel pro Tag. Das ist immerhin 1 % der globalen Fördermenge. Es ist aber nicht so, dass der Markt plötzlich maßlos überversorgt wäre, wenn der Iran wieder ohne Einschränkungen exportieren kann.

Viel relevanter sind die Fördermengen der übrigen OPEC Staaten und ob sie sich weiterhin an die Mengenbegrenzung halten. Diese Begrenzungen bestimmen den Ölpreis, nicht der Iran. Bisher hat das überraschend gut funktioniert. Selbst US-Produzenten haben eingesehen, dass ungezügelte Produktion in einer Pandemie sinnlos ist. Der Output stagniert seit Pandemiebeginn bei 11 Mio. Barrel.

Inzwischen investieren US-Firmen wieder mehr. Die Bohraktivität hat deutlich zugenommen. Wenn dem Ölmarkt eine Gefahr droht, dann aus den USA. Jegliche Marktreaktion auf ein Abkommen mit dem Iran dürfte sich als kurzfristig erweisen und den Ölpreis nicht nachhaltig beeinflussen.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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