Warum steigt der Preis des konjunktursensiblen Kupfers, wenn es der Wirtschaft schlecht geht?
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Erwähnte Instrumente
Krisenstimmung in der Weltwirtschaft: Exporte brechen ein, Banken gehen pleite, weltweit gehen Millionen Arbeitsplätze verloren. Und der Kupferpreis steigt Jahresbeginn um fast 50 Prozent. Nicht wenige Anleger mögen sich in diesen Tagen fragen, wie das zusammenpasst. Vor allem vor dem Hintergrund, dass technische Analysten sogar noch weiteres Steigerungspotenzial sehen. Vom Tief im Dezember bei 2850 US-Dollar/Tonne könnte der Kupferpreis in den kommenden Monaten bis auf 5000 US-Dollar/Tonne klettern, glaubt Harald Weygand, Head of Trading bei dem Finanzportal Godmode-Trader.de. Damit hätte sich der Preis des konjunktursensiblen Metalls fast verdoppelt.
Die Preisaufschläge beim Kupfer sind unserer Meinung ein Signal dafür, dass die Märkte der Möglichkeit einer lang anhaltenden Deflation in der Weltwirtschaft eine geringere Wahrscheinlichkeit beimessen. Eine Abwendung von Deflationsgefahren entspricht einer Hinwendung zu Inflationsgefahren - dies eskomptieren die Märkte als Ergebnis des „quantitative easing“ der Zentralbanken und der Neuverschuldung der Regierungen. Außerdem meldeten Großbanken aus den USA, dass sie im Kerngeschäft wieder hohe Gewinne schreiben. Dies deutet auf eine Stabilisierung des Finanzsystems hin. Dies steigert auch die Hoffnungen auf eine Umkehr der die Krise charakteristierenden Kausalkette: Ursprünglich führte eine Eiszeit am Geldmarkt zu einer dramatischen realwirtschaftlichen Eintrübung. Nun steigt die Hoffnung, dass eine Normalisierung am Geldmarkt wieder die Konjunktur stützt.
Neben diesen Hoffnungen gibt es auch ganz handfeste Maßnahmen, die zu einer steigenden Kupfernachfrage führen. Ein großer Teil der weltweit verabschiedeten Konjunkturprogramme sieht Infrastrukturinvestitionen vor, für die in den nächsten Jahren Kupfer in großen Mengen benötigt wird. Ganz unmittelbar hat sich der Aufbau strategischer Vorräte in China ausgewirkt. 300,000 Tonnen des Halbedelmetalls erwarb die chinesische Regierung seit Jahresbeginn, was die Kupferimporte des Landes um über 50 Prozent über das Vorjahr hob. Die Lagerbestände an der Londoner Metallbörse LME sind seither spürbar zurückgegangen – von 550,000 Tonnen Mitte Februar bis auf knapp unter 500,000 Tonnen.
Ein drittes Puzzleteil zur Erklärung der Preissteigerungen beim Kupfer liegt in der Entwicklung des US-Dollars. Dieser wurde durch die Ankündigung der Fed, Staatsanleihen der eigenen Regierung aufkaufen zu wollen, um diese weiterhin mit Kapital zu versorgen, spürbar geschwächt. Da Kupfer weltweit in US-Dollar gehandelt wird, führte diese Abwertung dazu, dass Kupfer für ausländische Käufer günstiger wurde. Dies wiederum beflügelte die Nachfrage erneut.
Ob die jetzige Bewegung lediglich eine Zwischenerholung ist, auf die neue Tiefstpreise beim Kupfer folgen, bleibt allerdings abzuwarten.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.