Warum gehen Trader pleite?
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Das Ergebnis unseres kleinen Tests sieht wie folgt aus.
Alle Ihre Antworten waren richtig. Keine war falsch.
Denn sie haben alle eine gemeinsame Ursache.
Das größte Problem der meisten Trader ist:
Faulheit.
(Natürlich nicht von Ihnen, die ja hier aktiv auf meinem Desktop mitarbeiten und fleißig meine Artikel lesen.)
Es tut jetzt vielleicht auch etwas weh und einige werden sagen, der Herr Penndorf spinnt.
Aber die meisten Trader, auch unter den Profis, sind faul, chaotisch, phlegmatisch, arbeiten unstrukturiert, ohne Ausdauer, verzetteln sich jeden Tag, sind unkonzentriert und unorganisiert.
Was ist der Grund für fehlendes Moneymanagement? Was ist der Grund, dass wir noch keine erfolgreiche Strategie entwickelt haben, die zu unseren Fähigkeiten und Bedürfnissen passt? Was ist die Ursache für unsere Disziplinlosigkeit?
Sie sehen, all die Dinge, die wir gestern aufgezählt haben, sind Symptome (manche sind Ausreden) einer einzigen Ursache. Nämlich dafür, dass die meisten Trader, die an den Märkten scheitern, nicht bereit sind aus ihrer Lethargie eindimensionaler Erfahrungen auszubrechen, sich etwas mehr anzustrengen und Wissen aufzubauen.
Denn seien wir ehrlich. Wie sieht denn die Anstrengung der meisten Menschen aus? Man probiert ein bisschen rum, hat Erfolge und Misserfolge, liest ein bisschen hier und da, besucht Webinare, bucht Börsenbriefe, die sich als ersehnte Abkürzung erweisen sollen, und sobald Widerstände aufkommen, wird das Abenteuer Börse beendet. Husch zurück ins Körbchen, wo die Börse ein verrückter Ort für Zocker und fiese Banker ist.
25 % der Menschen lesen nie ein Buch. Nur 16 % greifen täglich zu einem Buch. Weniger als 10 % lesen ein Buch jemals zu Ende.
Wer sich als Privatanleger der Börse nähert, ohne den Hintergrund einer professionellen Händlerausbildung, ohne eine Karriere und ein Netzwerk einer internationalen Investmentbank, der kämpft als David gegen Goliath an den Märkten. Eine schlechtere Ausgangssituation kann es für ein Vorhaben wohl nicht geben. Ohne Fachwissen, ohne Ausbildung, ohne Netzwerk starten die meisten Trader ihr Kapitel Börse. Und erwarten dennoch, dass es leicht wird.
Gestern hatte jemand den treffenden Vergleich eines Amateurs gebracht, der eine Saison in der Bundesliga spielen darf.
Glauben wir wirklich, dass uns das Geld an der Börse einfach so in den Schoß fällt? Dass wir jetzt endlich mal im Leben Glück haben und im Gegensatz zu den ganzen anderen Trotteln da draußen, die noch morgens mit der U-Bahn zur Arbeit fahren, auf das Trading gestoßen sind? Entschuldigen Sie, dass ich mich etwas aufrege, aber das ist mein Thema. Glauben wir wirklich, dass es ausnahmsweise einen Bereich des Lebens gibt, wo wir uns ohne anzustrengen, einen Weg zu Reichtum und Glück bahnen?
Nein, auch hier gelten natürlich die gleichen Erfolgsgesetze wie überall.
Fleiß, Wissen, Fokus, Disziplin.
Alle diese Dinge, über die ich schon auf meinem Guidants-Desktop geschrieben habe und Anregungen gegeben habe, wie man sie erwerben kann.
Nun ist es ja nicht so, dass die meisten Trader nicht bereit sind zu lernen. Viele probieren ja wirklich jahrelang herum, doktern und tüfteln, aber kommen nicht zu einem Durchbruch.
Das gefährliche Spiel mit der Vergangenheit
Der Grund dafür ist, dass der Wissensaufbau vieler Trader der Suche nach dem verlorenen Schlüssel gleicht.
Ein Betrunkener steht unter einer Straßenlaterne und sucht etwas. Ein Polizist kommt vorbei und fragt den Mann, was er denn verloren habe. Der Mann antwortet: Meinen Schlüssel. Nun suchen beide den Schlüssel. Schließlich will der Polizist wissen, ob der Mann sicher sei, den Schlüssel gerade hier – unter der hell erleuchteten Laterne – verloren zu haben und jener antwortet: Nein, nicht hier, sondern weiter da hinten. Aber dort ist es zu dunkel zum Suchen.
Finden Sie das absurd? Irgendwie schon, oder? Aber es ist ein Alltagsphänomen. Es bedeutet, dass wir häufig an der falschen Stelle nach Antworten suchen. Diesen Mechanismus nennt der Psychologe Paul Watzlawick eine der wirkungsvollsten Ursachen für die größten Katastrophen auf unserem Planeten. Es handelt sich dabei um ein gefährliches Spiel mit der Vergangenheit, das auch in der Natur vorkommt.
So gibt es Wanderameisen, die ohne festen oder dauerhaften Nestbau auskommen, also einen Teil ihres Lebens als Nomaden verbringen. Nach ihnen wurde ein Phänomen in der Verhaltensforschung, das „Army Ant Syndrome“ benannt. Bei dieser überaus erfolgreichen Jagdstrategie (die Sie vielleicht aus manchen Naturdokus als „Killerameisen“ kennen) kann es jedoch vorkommen, dass die vorauseilenden Kundschafter (die über Geruchsspuren eine Orientierungsstrecke bauen) zufällig wieder das Ende des eigenen Ameisen-Tracks erreichen. Was folgt ist ein grausamer Fehler der Natur, dass sich ganze Ameisenvölker so lange im Kreis bewegen, bis sie zugrunde gehen.
Wir halten manchmal stur und unablässig an einer Lösung aus der Vergangenheit fest, die durchaus mal erfolgreich gewesen oder vielleicht die einzig mögliche Antwort gewesen ist, bis es zur Katastrophe kommt.
Das Problem ist, dass sich die Umstände mit der Zeit ändern. Interessanterweise betrachten wir oftmals eine einmal gemachte Anpassung oder Strategie als die ewig einzige Antwort auf ein Problem. Das führt zu einer Blindheit gegenüber Veränderungen, die eben für Ameisen oder Trader „tödlich“ enden kann. Dieses Festhalten macht Trader blind dafür, dass es eine ganze Reihe von anderen Lösungen geben könnte.
Die Reaktion ist meist immer die gleiche. Es verstärkt sich der Glaube an die einzige Patentlösung und die Anstrengungen der Suche innerhalb dieses Rahmens werden verstärkt. Statt aus dem Rahmen zu springen, wird immer mehr der selben Lösung draufgetan, was das Problem letztlich verstärkt.
Denn wenn wir immer nur dasselbe fragen, werden wir immer gleiche Antworten bekommen, oder?
Ich möchte Sie ermutigen aus dem bisher bekannten Kreis Ihrer Suche herauszutreten. Wenn Sie weiterhin in einem Mathematikbuch der Unterstufe nach einer Lösung für die Polynomdivision suchen, werden Sie immer wieder gegen eine Mauer rennen. Dazu muss man aber bereit sein, sich etwas mehr anzustrengen. Auf dieser Suche gibt es keine vorgefertigten Antworten, nur wenige Gewusst-Wie-Bücher und manchmal sind Ihre eigenen Erfahrungen, die besten Lehrsätze.
Weiterführende Artikel zu diesem Thema sind:
Die Suche nach der blauen Blume – Hier schreibe ich darüber, warum uns unser Verstand an der Börse so oft einen Streich spielt.
Lösungsorientiertes Denken im Trading – Hier gebe ich eine Anleitung, wie man aus seinen Erfahrungen lernen kann.
Eine wirklich erfolgreiche Tradingausbildung – Hier erkläre ich, wieso die Suche nach dem Schlüssel an der Börse für Privatanleger nicht funktioniert.
Viele Grüße
Jakob Penndorf
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Es ist die Gier, was die meisten Depots schrottet
KAWA
Sehr schöner Beitrag. Ich sage etwas ähnliches immer zu Leuten, die etwas suchen, was ihnen runter gefallen ist oder sie zuhause verlegt haben: "Du musst da suchen, wo du bisher nicht geguckt hast, weil du denkst: ´Da kann es doch gar nicht sein´. Dort wirst du es finden."
Dabei habe ich etwas interessantes, wenn auch nicht überrschendes beobachtet: Die meisten Leute sind dazu nicht in der Lage. Nicht einmal, wenn man sie direkt dazu auffordert. Die geradezu sherlock-Holmes-mäßige Logik will Ihnen nicht in den Kopf, und selbst wenn es einmal erfolgreich war - beim nächsten Mal ist es vergessen.
Was schließe ich daraus? Es wird auch weiterhin nur wenige erfolgreiche Trader geben, weil diesen Tipp nur wenige Menschen umzusetzen imstande sein werden.
Und wie Herr Hoose richtig bemerkt, gilt dies auch für alle anderen Lebensbereiche - was allerdings recht schade ist und mich für die Lösung aktueller und uzkünftiger Probleme etwas traurig stimmt.
Hallo Jakob wie es der Zufall will, lese ich gerade zum dritten oder vierten Mal "Fooled by Randomness" und mir fällt auf, dass Nassim Taleb dem beschriebenen Ansatz widerspricht: "Work ethics draw people to focus on noise rather than the signal."
Super Artikel, der sich problemlos vom Trading auf praktische alle Lebensbereiche übertragen lässt.