Kommentar
11:01 Uhr, 08.08.2024

Warum die Fed in der Zwickmühle steckt

Gefährdet die US-Notenbank die Stabilität der Finanzmärkte, wenn sie die Zinsen senkt, wie sie es eigentlich tun müsste?

Die Realwirtschaft und die Finanzmärkte sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe, zwischen denen oft komplexe und manchmal auch paradox wirkende Wechselbeziehungen existieren, die auf den ersten Blick nicht einfach zu durchschauen sind. Was gut für die Wirtschaft ist, kann durchaus schlecht für die Aktienmärkte und umgekehrt sein. Ein bekanntes Beispiel dafür ist die Reaktionsfunktion der Finanzmärkte, bei einer Eintrübung der Wirtschaft eine stärkere Lockerung der Geldpolitik zu unterstellen, was dann positiv und nicht negativ für die Börsen ist.

Wegen eines rapide abkühlenden US-Arbeitsmarktes und einer deutlich gestiegenen Wahrscheinlichkeit, dass die US-Wirtschaft in die Rezession rutscht, preisen die Finanzmärkte inzwischen ein, dass die US-Notenbank Fed den Leitzins im September gleich um 50 Basispunkte statt der üblichen 25 Basispunkte senken dürfte. Laut CME FedWatch-Tool beträgt die Wahrscheinlichkeit für einen solchen doppelten Zinsschritt mehr als 70 %. Bis Jahresende dürfte der Leitzins den Prognosen des Marktes zufolge sogar um einen ganzen Prozentpunkt auf dann nur noch 4,25 % bis 4,50 % sinken.

Eine solche Zinssenkung wäre ohne Zweifel gut für die US-Realwirtschaft, in der Verbraucher und Unternehmen zunehmend unter den hohen Kreditkosten leiden und deshalb weniger konsumieren und investieren, was die Wirtschaft belastet. Gleichzeitig könnten schnell sinkende US-Zinsen aber ein Problem für die Finanzmärkte darstellen und den Druck auf die Börsen möglicherweise noch verstärken.

Sinkende Zinsen beschleunigen Carry-Trade-Rückabwicklung

Schnell sinkende Zinsen in den USA belasten tendenziell den US-Dollar gegenüber anderen Währungen wie dem Euro und dem Yen, was in der aktuellen Situation gefährlich sein könnte, weil dadurch die Auflösung und Rückabwicklung des Yen Carry Trades weiter forciert werden könnte. In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten war der japanische Yen wegen der niedrigen Zinsen eine wichtige Finanzierungswährung in aller Welt. Spekulanten liehen sich zu Null- oder Negativzinsen Geld in Japan und investierten es insbesondere in den USA. Dies wird als Yen Carry Trade bezeichnet.

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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