Warum die Fed in der Zwickmühle steckt
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Die Realwirtschaft und die Finanzmärkte sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe, zwischen denen oft komplexe und manchmal auch paradox wirkende Wechselbeziehungen existieren, die auf den ersten Blick nicht einfach zu durchschauen sind. Was gut für die Wirtschaft ist, kann durchaus schlecht für die Aktienmärkte und umgekehrt sein. Ein bekanntes Beispiel dafür ist die Reaktionsfunktion der Finanzmärkte, bei einer Eintrübung der Wirtschaft eine stärkere Lockerung der Geldpolitik zu unterstellen, was dann positiv und nicht negativ für die Börsen ist.
Wegen eines rapide abkühlenden US-Arbeitsmarktes und einer deutlich gestiegenen Wahrscheinlichkeit, dass die US-Wirtschaft in die Rezession rutscht, preisen die Finanzmärkte inzwischen ein, dass die US-Notenbank Fed den Leitzins im September gleich um 50 Basispunkte statt der üblichen 25 Basispunkte senken dürfte. Laut CME FedWatch-Tool beträgt die Wahrscheinlichkeit für einen solchen doppelten Zinsschritt mehr als 70 %. Bis Jahresende dürfte der Leitzins den Prognosen des Marktes zufolge sogar um einen ganzen Prozentpunkt auf dann nur noch 4,25 % bis 4,50 % sinken.
Eine solche Zinssenkung wäre ohne Zweifel gut für die US-Realwirtschaft, in der Verbraucher und Unternehmen zunehmend unter den hohen Kreditkosten leiden und deshalb weniger konsumieren und investieren, was die Wirtschaft belastet. Gleichzeitig könnten schnell sinkende US-Zinsen aber ein Problem für die Finanzmärkte darstellen und den Druck auf die Börsen möglicherweise noch verstärken.
Sinkende Zinsen beschleunigen Carry-Trade-Rückabwicklung
Schnell sinkende Zinsen in den USA belasten tendenziell den US-Dollar gegenüber anderen Währungen wie dem Euro und dem Yen, was in der aktuellen Situation gefährlich sein könnte, weil dadurch die Auflösung und Rückabwicklung des Yen Carry Trades weiter forciert werden könnte. In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten war der japanische Yen wegen der niedrigen Zinsen eine wichtige Finanzierungswährung in aller Welt. Spekulanten liehen sich zu Null- oder Negativzinsen Geld in Japan und investierten es insbesondere in den USA. Dies wird als Yen Carry Trade bezeichnet.