Kommentar
07:28 Uhr, 16.10.2017

Warren Buffetts Härtetest

Buffetts Holding Berkshire Hathaway war in den letzten Jahren so erfolgreich, dass es zum Problem wird. Das ist vermutlich Buffetts großer Test.

Erwähnte Instrumente

  • Berkshire Hathaway Inc. - WKN: A0YJQ2 - ISIN: US0846707026 - Kurs: 187,370 $ (NYSE)
  • Berkshire Hathaway Inc. - WKN: 854075 - ISIN: US0846701086 - Kurs: 237.045,000 € (XETRA)

Buffett und sein Geschäftspartner Charlie Munger sind eine Ausnahmeerscheinung. Die Holding bringt Aktionären seit Jahren überdurchschnittliche Renditen. Ein Vergleich des Aktienkurses mit dem S&P 500 (Grafik 1) zeigt wie schnell die Berkshire Aktie dem Markt davonrennt.

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Im Gegensatz zu anderen Unternehmen zahlt Berkshire keine Dividende. Lediglich in einem Jahr, 1967, gab es einmal eine Dividende. Seither wird Cash gehortet und für Zukäufe verwendet, wenn sie Sinn machen.

Der Vergleich der Kurse zeigt die Berkshire Aktie und den S&P Total Return Index, also den S&P 500 inkl. der Dividenden. Nur so kann man einen sinnvollen Vergleich anstellen und dieser zeigt, dass die Outperformance auch heute noch substanziell ist. Die Outperformance lässt allerdings nach.

Berkshire hat viele Anleger, auch viele Kleinanleger, reich gemacht. Das zieht viel Aufmerksamkeit auf sich. Vor 20 Jahren war die Aktie fast noch ein Geheimtipp. Heute kann man das wahrlich nicht mehr sagen. Die Holding ist 460 Mrd. Dollar schwer und somit eines der wertvollsten Unternehmen der Welt.

Dieser Marktkapitalisierung steht ein Gewinn von etwa 24 Mrd. gegenüber. 2017 könnte dieser Gewinn deutlich sinken. Das erste Halbjahr war schwach und die Versicherungszweige könnten wegen der Hurrikans weniger profitabel sein. Geht man jedoch von einem normalisierten Gewinn von ca. 20 Mrd. aus, dann ist die Aktie kein Schnäppchen.

Dafür hat die Holding 100 Mrd. Dollar an Cash. Das relativiert das augenscheinlich hohe KGV wieder etwas. Man darf auch nicht vergessen, dass die Unternehmen weiterhin kräftig wachsen. Grafik 2 zeigt, dass trotz einer Gewinnflaute das zugrundeliegende Geschäft unaufhörlich wächst. Es ist nur eine Frage der Zeit bis die Holding wieder höhere Gewinne schreibt.

Warren-Buffetts-Härtetest-Kommentar-Clemens-Schmale-GodmodeTrader.de-2

Nun kommt der Härtetest. Der Bullenmarkt will einfach nicht enden. Immer mehr Unternehmen werden immer höher bewertet. Buffett findet einfach keine Schnäppchen mehr. Aus diesem Grund steigt der Bargeldbestand unaufhörlich weiter.

Als Kleinanleger findet man immer Schnäppchen, es gibt ja tausende von Aktien. Da findet man auch unterbewertete Titel. Berkshire kann davon wenig Gebrauch machen. Es geht darum, Milliardensummen anzulegen. Es hilft wenig, wenn jemand ein Unternehmen findet, welches zwar unterbewertet ist, aber lediglich eine Marktkapitalisierung von 400 Mio. ausweist.

Buffett hat immer gesagt, dass er nur im äußersten Notfall Dividenden ausschütten oder Aktien zurückkaufen will. Letzteres ist derzeit keine Option, denn Aktienrückkäufe sollen nur stattfinden, wenn Berkshire selbst unterbewertet ist. Das kann man derzeit nicht sagen. Was bleibt, das ist eine Dividendenausschüttung.

Persönlich sehe ich das kritisch. Keine Frage, es ist derzeit schwierig, Dutzende Milliarden anzulegen. Wenn uns der Markt aber etwas lehrt, dann sicherlich, dass es immer wieder Turbulenzen geben wird. Man muss nur lange genug warten. Vielleicht müssen wir nur noch ein Jahr, vielleicht aber auch noch zehn Jahre warten. Doch wer dann einen so großen Cashpool hat, kann unglaublich viel Wert generieren. Im Interesse der Aktionäre sollte Buffett standhaft bleiben. Das scheint ihm in diesen Tagen nicht leicht zu fallen.

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2 Kommentare

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  • tschak
    tschak

    Genau, Wenn Warren nimmer da ist - wird wohl die Größe dieses Apparats zum Umfaller - sofern die dann Agierenden nix gelernt haben aus dem Jahr 2008, 2009 und LTCM in den 90ern...

    09:33 Uhr, 16.10.2017
  • K4sti
    K4sti

    Bei Berkshire frage ich mich schon seit Längerem was passiert kurzfristig mit dem Kurs wenn Buffett verstirbt. Ich denke mal, dass er seine Agenden schon lange weitergreicht hat aber er ist trotzdem DAS Gesicht/Aushängeschild von dem Unternehmen...

    08:25 Uhr, 16.10.2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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