Kommentar
19:09 Uhr, 14.12.2017

Wann erwacht der Markt aus seinem Koma?

Über die historisch niedrige Volatilität bei Aktien wird viel diskutiert. Sie greift aber auch auf andere Anlageklassen über, insbesondere auf Anleihen. Wann erwacht der Markt aus seinem Koma?

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Angeblich sind Aktien derzeit weniger volatil als Anleihen. Das kann ich so nicht unterschreiben. Eine Auswertung der Volatilität des S&P 500 und von T-Note Futures zeigt, dass die Schwankungsbreite von Aktien noch etwas oberhalb derer von Anleihen liegt.

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Das gilt nicht nur für die realisierte historische Volatilität, sondern auch für die implizierte, die über die Futures abgebildet wird. Der Front Monat des S&P 500 Volatilitätsindex steht knapp unterhalb von 10. Der für T-Note Futures steht bei 3.7. Der bisher niedrigste Wert, der jemals bei den 10-jährigen Anleihen gemessen wurde, lag im Tagestief bei 1.69. Der niedrigste Schlusskurs, den es je gab, stand bei 3.4.

Die Negativrekorde wurden alle nach Einführung von QE verzeichnet. Das mag Zufall sein. Es ist aber schon ein komischer Zufall. Darum soll es aber gar nicht gehen. Vielmehr steht die Bewegungslosigkeit des Marktes im Zentrum.

Der Aktien- und Anleihemarkt sind die größten realen Märkte. Der Derivatemarkt ist um ein Vielfaches größer, ist aber an die Entwicklung der Basiswerte (vor allem Aktien und Zinsen) geknüpft. Wir haben also nicht nur einen Markt (Aktien), der historisch robust ist, sondern auch gleich noch den größten Markt überhaupt.

Niedrige Volatilität kann sich sehr, sehr lange halten. Es muss kein Indiz für kurzfristige Probleme sein. Irgendwann kehren die Schwankungen aber zurück. Ein rascher Anstieg der Schwankungsbreite wird vermutlich zu großen Verlusten führen. Je niedriger die Schwankungsbreite ist und je länger sich dieser Zustand hält, desto größer werden die Positionen - am besten noch mit maximalen Hebel.

Die Notenbank hat kurzfristig am ehesten Chancen das Volatilitäts-Koma zu beenden. Unter Yellen wird das vermutlich nicht mehr geschehen. Sie will ihrem Nachfolger keinen schweren Start diktieren. Vieles wird davon abhängen wie sich Powell äußert, wenn er erst der Chef der Notenbank ist und ob er sich vom aktuell robusten Wachstum und anziehender Inflation verführen lässt Anfang 2018 von mehr Zinsschritten zu sprechen als bisher geplant.

Es ist unwahrscheinlich, dass das der Markt vor Jahresende aus dem Koma erwacht. 2018 werden die Karten neu gemischt, insbesondere bei der Notenbank. Der Präsident muss noch einige offene Stellen besetzen. Trump mag zwar niedrige Zinsen, doch mit Powells Wahl hat er schon überrascht. Anstatt eine übergroße Taube auf den Chefsessel zu setzen, hat er sich für einen relativ neutralen Akteur entschieden. Diese richten sich ganz nach der Datenlage und wenn die Inflation ein wenig ansteigt, kann sich der Zinspfad schnell ändern.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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