Kommentar
07:54 Uhr, 22.07.2019

Wann beginnt endlich wieder Quantitative Easing in den USA?

Seit über viereinhalb Jahren hat die US-Notenbank kein Geld mehr in den Markt gepumpt. Höchste Zeit, dass sich das ändert.

Man muss keine wirtschaftliche Katastrophe herbeisehnen, um Quantitative Easing zu wollen. Alle sind sich ja mehr oder weniger einig, dass QE dem Aktienmarkt hilft. Anleger werden risikofreudiger und kaufen Aktien. Anleihen, die als sicher gelten, werden verschmäht. Der Wunsch ist das eine, die Realität das andere. Ein neues QE Programm fällt ja nicht einfach so vom Himmel, oder doch?

QE wird tatsächlich vom Himmel fallen und zwar schon dieses Jahr. Dafür ist die Notenbank selbst verantwortlich, weil sie die Art umgestellt hat, wie sie die Liquidität steuert. Durch QE haben Banken große Mengen an Überschussreserven angehäuft. Zeitweise lagen diese bei mehr als 2,5 Billionen Dollar.

Damit dieses Geld nicht zu billig verliehen wird, hat die Notenbank einen Zinssatz auf diese Überschussreserven eingeführt. Banken können so einen ordentlichen und risikolosen Zins bei der Notenbank verdienen.

Nun werden die Überschussreserven bei manchen Banken aber so langsam knapp. Insgesamt existieren noch über 1,2 Billionen an Überschussreserven, doch diese sind ungleich verteilt. Einige Banken müssen sich bei anderen Banken Geld leihen. Der Zinssatz, der hier gilt, ist die effektive Fed Funds Rate. Zieht man von dieser den Zins auf Überschussreserven ab, erkennt man über die Zeit einen Anstieg (Grafik 1).


Dieser Anstieg begleitet die schrumpfenden Überschussreserven. Haben alle Banken ausreichend Reserven, sollte diese Zinsdifferenz bei null liegen. Sie ist aber positiv. Das zeigt, dass Reserven knapp werden. Die Notenbank kann es sich erlauben, die Differenz leicht ansteigen zu lassen, aber eben nur leicht. Werden Reserven zu knapp, steigen die Zinsen plötzlich, obwohl die Notenbank selbst gar nichts tut.

Das optimale Niveau von Überschussreserven liegt bei ungefähr 1,5 Billionen. Historisch lag die Zinsdifferenz dort bei null (Grafik 2). Die Fed muss verhindern, dass sich die Zinsdifferenz zu weit von null entfernt. Das tut sie, indem sie wieder Geld ins System pumpt, also quasi QE betreibt.


Wir wissen bereits, wie das geschehen wird. Die Notenbank wird weiterhin ihre Mortgage Backed Securities (MBS) reduzieren. Dafür muss sie Staatsanleihen kaufen, damit die Bilanz nicht schrumpft. Banken brauchen aber zusätzliche Reserven, wenn die Wirtschaft wächst und sie Kredit vergeben. Die Fed muss also noch zusätzlich Geld ins System pumpen, damit die Reserven nicht zu knapp werden.

Dies tut sie, indem sie noch mehr Staatsanleihen kauft. Aller Voraussicht nach wird sie so in den kommenden 10 Jahren Staatsanleihen im Wert von 2 Billionen Dollar kaufen (Grafik 3). Die Notenbank greift so dem Staat mit 200 Mrd. pro Jahr unter die Arme. Netto fließen „nur“ 120 Mrd. pro Jahr ins System, weil der MBS Bestand weiter reduziert wird. Man will aber nicht kleinlich sein. Ein garantiertes QE von 120 Mrd. pro Jahr ist gar nicht so wenig.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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