Kommentar
18:35 Uhr, 30.06.2024

Wahljahr 2024: Welche Aktien profitieren von Trump oder Biden?

Erwähnte Instrumente

Wahljahre sind immer eine spannende Zeit für die Finanzwelt. Kurz nach dem ersten TV Duell zwischen Biden und Trump herrscht sehr viel Unklarheit, wer die US-Wahl gewinnen wird. Die Entscheidungen, die in den Wahlkabinen getroffen werden, können kurzfristig erhebliche Auswirkungen auf die Börse haben. Im Jahr 2024 geht das Duell zwischen Donald Trump und Joe Biden in die nächste Runde. 2016 gewann Trump gegen Hillary Clinton, 2020 gewann Biden gegen Donald Trump, und 2024?

Mal wieder stehen zwei sehr unterschiedliche Kandidaten zur Wahl, und ihre jeweiligen politischen Pläne könnten bestimmte Aktien und Branchen besonders beeinflussen.

Donald Trump ist für seine wirtschaftsfreundliche Politik bekannt, die häufig Steuererleichterungen und Deregulierungen umfasst. Das bedeutet, dass Aktien von Unternehmen aus den Bereichen fossile Brennstoffe, Bauwesen und Verteidigung besonders profitieren könnten. Besonders Öl- und Gasunternehmen, die von einer lockeren Umweltpolitik profitieren, sowie Bauunternehmen, die von großen Infrastrukturprojekten profitieren, dürften im Fokus stehen.

Joe Biden hingegen setzt stark auf nachhaltige Energien und soziale Gerechtigkeit. Bei einem Wahlsieg von Biden könnten Unternehmen aus den Bereichen erneuerbare Energien, Gesundheitswesen und Bildung im Rampenlicht stehen. Besonders interessant sind hier Solar- und Windkraftunternehmen, die von Förderungen für grüne Energie profitieren könnten sowie Gesundheitsdienstleister, die an einer möglichen Erweiterung des Gesundheitssystems partizipieren würden.

Doch welche Aktien sind nun wirklich interessant bei einem Wahlsieg von Trump oder Biden?

Die saisonalen Effekte eines Wahljahres

Bevor wir tiefer in die spezifischen Aktien eintauchen, lohnt sich ein Blick auf die allgemeine saisonale Dynamik eines Wahljahres. Historisch gesehen zeigen Wahljahre oft eine erhöhte Volatilität an den Märkten, da Unsicherheiten über politische Entscheidungen und deren Auswirkungen auf die Wirtschaft bestehen. Doch sind die US-Börsen eigentlich unter Demokraten oder Republikanern stärker?

Aktienmärkte unter einem demokratischen oder republikanischen Präsidenten | Quelle:
Capital Group, Strategas

Seit 1933 wäre eine hypothetische 10.000-Dollar-Investition in den S&P 500 sowohl unter Demokraten als auch unter Republikanern gewachsen. Doch unabhängig von der Regierungspartei zeigen Krisen wie die Ölkrise 1973, der Dotcom-Crash 2000 und die Finanzkrise 2008, dass globale wirtschaftliche Faktoren oft wichtiger sind als politische. Dennoch sind die Börsen rückblickend unter einem Demokraten faktisch besser gelaufen als unter einem Republikaner als Präsidenten.

Durchschnittliche Rendite des S&P 500 in einem US Wahljahr | Quelle: Capital Group, Strategas

In der Regel sind die Märkte in den Monaten vor der Wahl etwas nervöser, während nach der Wahl – unabhängig vom Ergebnis – oft eine Phase der Beruhigung eintritt, da Klarheit über die zukünftige politische Richtung herrscht.

Im langjährigen Durchschnitt verhält sich der S&P 500 sehr unterschiedlich, je nachdem, ob die amtierende Partei gewinnt oder nicht. Wenn die amtierende Partei verliert, kommt es in der heißen Phase der US-Wahl, also circa 3 Monate vor der Wahl (in dem Chart grau hinterlegt) zu einem größeren Abverkauf. Doch wie sieht der bisherige Verlauf des S&P 500 aus?

YTD Chart des S&P 500 | Quelle: stock3

Aktuell beobachten wir eine mehr oder weniger genaue Entwicklung des US-Leitindex mit Sieg der amtierenden Partei, also die Demokraten mit Joe Biden:

Zunächst eine Rallye bis April und anschließend eine Korrektur. 2024 wurde die Korrektur früher als im Durchschnitt beendet und wir befinden uns Anfang Juni wieder am Allzeithoch. Anhand der durchschnittlichen Entwicklung sollte der S&P 500 im weiteren Jahresverlauf weiterhin eine positive Entwicklung verzeichnen.

Trump Biden
46,7 % 44,9 %

Auch wenn in aktuellen Umfragen Trump weiter vorne liegt, kann sich bis November noch einiges ändern. Immerhin hat Trump insgesamt 7 straf- und zivilrechtliche Verfahren am Hals. Jüngst gab es den Schuldspruch im Schweigegeldprozess in New York. Das Strafmaß wird am 11. Juli erwartet. Solche spektakulären Ereignisse werden natürlich das Wahlverhalten der US-Bürger beeinflussen. Doch wer am Ende tatsächlich Präsident wird, entscheidet sich am 5. November.

Mit diesem Hintergrundwissen über die saisonalen Effekte eines Wahljahres können wir nun genauer betrachten, welche Aktien von einem Sieg Trumps oder Bidens profitieren könnten.

Profiteure bei Trump-Sieg

Exxon Mobil

Ein Wahlsieg von Donald Trump könnte Exxon Mobil Vorteile verschaffen. Trump hat mehrfach angekündigt, die Umweltvorschriften zu lockern und die inländische Öl- und Gasproduktion möglicherweise zu steigern. Diese Politik würde es Exxon Mobil ermöglichen, ihre Produktion ohne die Einschränkungen durch strenge Umweltauflagen zu maximieren. In der Vergangenheit hat Exxon Mobil von der Lockerung der Vorschriften profitiert, was zu einer Zunahme der Fördermenge und einer Reduktion der Betriebskosten führte.

Darüber hinaus würde eine Förderung traditioneller Energiequellen durch die Trump-Regierung die Marktnachfrage nach Öl und Gas stärken. Dies könnte zu stabileren oder steigenden Ölpreisen führen, was sich positiv auf die Einnahmen von Exxon Mobil auswirken würde. Die Fähigkeit, neue Bohrprojekte schneller und kostengünstiger zu realisieren, würde das Unternehmen in die Lage versetzen, seinen Marktanteil auszubauen und von einer gesteigerten globalen Nachfrage zu profitieren.

Marktkapitalisierung 516,42 Mrd. USD
Umsatz (2023) 333,71 Mrd. USD
Nettogewinn (2023) 36,01 Mrd. USD
Umsatz CAGR ( 5 Jahre) 6,85 %
Nettogewinn CAGR ( 5 Jahre) 15,75 %
KGV 14,10

Chart

Die Aktien von Exxon Mobil konnten sich seit dem Corona Crash rasant erholen. Vom Tief bei 30 USD hat sich der Wert einer Aktie in der Spitze mehr als vervierfacht. Aktuell konsolidiert der Wert in einer Seitwärtsphase. Zusätzlich befindet sich eine absteigende Trendlinie knapp über dem aktuellen Kursniveau. Ein Einstieg würde sich entweder schon bei einem Schlusskurs über der Trendlinie, also bei ca 116 USD ergeben oder alternativ bei einem Ausbruch zur Oberseite der Begrenzung, also bei ca 125 USD.

Beide Szenarien lassen sich mit einem KO-Zertifikat der HSBC (WKN: HG17Z0) umsetzen. Das Derivat hat eine Knock-Out Schwelle bei 83,73 USD, woraus sich beim aktuellen Kurs ein Hebel von knapp 3,62 ergibt.

Lockheed Martin

Lockheed Martin, eines der führenden Verteidigungsunternehmen der Welt, könnte ebenfalls von einem Trump-Sieg profitieren. Während seiner ersten Amtszeit erhöhte Trump den Verteidigungsetat erheblich und forderte NATO-Verbündete auf, ihre Verteidigungsausgaben zu steigern. Eine Fortsetzung dieser Politik würde zu einer erhöhten Nachfrage nach fortschrittlichen Waffensystemen und Militärtechnologie führen, wodurch Umsatz und Auftragslage positiv beeinflusst werden würden.

Trump hat sich zudem dafür eingesetzt, die Modernisierung des US-Militärs voranzutreiben. Dies umfasst umfangreiche Investitionen in neue Technologien wie Hyperschallwaffen, Cyberabwehr und Raumfahrttechnologie – alles Bereiche, in denen Lockheed Martin stark vertreten ist. Diese kontinuierlichen Investitionen würden dem Unternehmen wohl in die Karten spielen, sofern man sich die entsprechenden Aufträge des Pentagon sichern könnte.

Marktkapitalisierung 112,08 Mrd. USD
Umsatz (2023) 67,57 Mrd. USD
Nettogewinn (2023) 6,92 Mrd. USD
Umsatz CAGR ( 5 Jahre) 3,1 %
Nettogewinn CAGR ( 5 Jahre) -1,12 %
KGV 17,09

Bank of America

Die Bank of America könnte von einer Wiederwahl Trumps durch eine Deregulierung im Bankensektor erheblich profitieren. Trump hat während seiner ersten Amtszeit die Finanzvorschriften gelockert, was den Banken mehr Spielraum für riskantere Geschäfte und potenziell höhere Gewinne verschaffte. Eine Fortsetzung dieser Politik könnte zu einer weiteren Lockerung der Kapitalanforderungen führen, was die Rentabilität und Flexibilität der Bank of America verbessern würde.

Zudem könnte eine wirtschaftsfreundliche Politik der Trump-Regierung, die auf Steuererleichterungen und deregulierte Märkte setzt, das wirtschaftliche Wachstum ankurbeln. Ein stabiles und wachsendes Wirtschaftsumfeld fördert die Kreditvergabe und Finanzdienstleistungen, was zu erhöhten Einnahmen für die Bank of America führen könnte. Insbesondere Unternehmensdarlehen und Investmentbanking-Dienstleistungen könnten von einer robusten wirtschaftlichen Expansion profitieren.

Marktkapitalisierung 311,02 Mrd. USD
Umsatz (2023) 175,00 Mrd. USD
Nettogewinn (2023) 26,52 Mrd. USD
Umsatz CAGR ( 5 Jahre) 11,34 %
Nettogewinn CAGR ( 5 Jahre) 0,09 %
KGV 13,55

Profiteure bei Biden-Sieg

United Health Group

Ein Wahlsieg von Joe Biden könnte der UnitedHealth Group, einem führenden Gesundheitsdienstleister und Versicherungsunternehmen, deutliche Vorteile bringen. Biden plant, den Affordable Care Act (ACA) auszubauen, was mehr Amerikanern Zugang zu einer Krankenversicherung verschaffen würde. Hierdurch sollten die Mitgliederzahlen und Einnahmen von UnitedHealth steigen.

Darüber hinaus setzt Biden auf Investitionen in Präventivmedizin und digitale Gesundheitslösungen, wie Telemedizin. UnitedHealth Group ist bekannt für seine innovativen Gesundheitsdienste und könnte von diesen Entwicklungen stark profitieren. Insgesamt würde Bidens Fokus auf eine verbesserte Gesundheitsversorgung die Nachfrage nach den Dienstleistungen und Versicherungen der UnitedHealth Group erheblich ankurbeln.

Marktkapitalisierung 468,72 Mrd. USD
Umsatz (2023) 371,62 Mrd. USD
Nettogewinn (2023) 22,38 Mrd. USD
Umsatz CAGR ( 5 Jahre) 11,30 %
Nettogewinn CAGR ( 5 Jahre) 12,77 %
KGV 29,72

Chart

Die UnitedHealth Group kann seit 2008 einen sehr schönen langfristigen Aufwärtstrend vorweisen, der aktuell in einer Seitwärtsphase konsolidiert wird. Sollte ein Ausbruch zur Oberseite der erfolgen, wird der langfristige Aufwärtstrend fortgesetzt. Ein Einstieg wäre hier bei einem Schlusskurs über dem Allzeithoch bei 555 USD möglich. Der Stop Loss sollte knapp unter der Zone bei 540 USD gesetzt werden.

Dieses Szenario lässt sich mit einem Knock-Out Zertifikat der DZ Bank (WKN: DJ5X6T) umsetzen. Dieses Derivat hat eine Knock-Out Schwelle bei 396,49 USD, woraus sich ein Hebel von 3,9x ergibt.

NextEra Energy

Ein Wahlsieg von Joe Biden könnte NextEra Energy, einem führenden Unternehmen im Bereich der erneuerbaren Energien, erheblichen Rückenwind verleihen. Biden setzt stark auf den Ausbau grüner Energien und hat ambitionierte Pläne, die USA zu einem Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu machen. Dies umfasst massive Investitionen in erneuerbare Energien wie Wind- und Solarenergie, von denen NextEra Energy direkt profitieren würde.

Biden plant, Förderungen und Steueranreize für erneuerbare Energieprojekte auszuweiten, was NextEra Energy zusätzliche finanzielle Unterstützung und Wettbewerbsvorteile verschaffen könnte. Die Nachfrage nach sauberer Energie würde steigen, wodurch NextEra ihre Kapazitäten erweitern und neue Projekte schneller umsetzen könnte. Außerdem könnten strengere Umweltauflagen für fossile Brennstoffe die Marktposition des Unternehmens stärken.

Marktkapitalisierung 145,48 Mrd. USD
Umsatz (2023) 22,81 Mrd. USD
Nettogewinn (2023) 7,31 Mrd. USD
Umsatz CAGR ( 5 Jahre) 6,86 %
Nettogewinn CAGR ( 5 Jahre) 18,00 %
KGV 20,09

Caterpillar

Ein Wahlsieg von Joe Biden könnte Caterpillar, einem führenden Hersteller von Bau- und Bergbaumaschinen, erheblich zugutekommen. Biden plant umfangreiche Infrastrukturprojekte zur Modernisierung von Straßen, Brücken und öffentlichen Gebäuden. Diese Projekte würden die Nachfrage nach Bauausrüstung und -maschinen erhöhen.

Biden sieht in großen Infrastrukturinvestitionen einen Weg, Arbeitsplätze zu schaffen und die Wirtschaft anzukurbeln. Caterpillar wäre bestens positioniert, um von diesen Initiativen zu profitieren. Auch Projekte im Bereich erneuerbare Energien könnten zusätzliche Aufträge für Caterpillar bedeuten.

Bidens Fokus auf umweltfreundliche Bauprojekte gibt Caterpillar zudem die Chance, seine nachhaltigen Produktlinien stärker zu vermarkten. Das könnte den Umsatz steigern und das Image des Unternehmens als Innovator im nachhaltigen Bauen stärken.

Marktkapitalisierung 162,90 Mrd. USD
Umsatz (2023) 67,06 Mrd. USD
Nettogewinn (2023) 10,34 Mrd. USD
Umsatz CAGR ( 5 Jahre) 5,67 %
Nettogewinn CAGR ( 5 Jahre) 14,15 %
KGV 14,78

Fazit

Die Präsidentschaftswahl 2024 zwischen Donald Trump und Joe Biden wird die Finanzmärkte definitiv in Bewegung bringen. Wahljahre sind bekannt für ihre erhöhte Volatilität, da politische Unsicherheiten die Märkte nervös machen.

Unter Trump könnten vor allem fossile Brennstoffe, Bauwesen und Verteidigung profitieren. Exxon Mobil könnte von gelockerten Umweltvorschriften profitieren, Lockheed Martin von höheren Verteidigungsausgaben und die Bank of America von einer weiteren Deregulierung.

Biden hingegen setzt auf erneuerbare Energien, Gesundheitswesen und Infrastruktur. NextEra Energy könnte von grünen Investitionen profitieren, UnitedHealth Group von einer Erweiterung des Gesundheitssystems und Caterpillar von großen Bauprojekten.

Egal, wer gewinnt – es bleibt spannend! Anleger sollten die Chancen und Risiken beider Szenarien im Auge behalten und ihre Strategien entsprechend anpassen.

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte

Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert.

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