Währungsabwertung kann Rezession verhindern
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Paris (BoerseGo.de) – In seiner aktuellen Marktanalyse beschäftigt sich Eric Le Coz, stellvertretender Geschäftsführer der französischen Fondsgesellschaft, Carmignac, mit der europäischen Schuldenkrise. Seiner Einschätzung nach führt ein Weg aus der derzeitigen Situation über ein altgedientes Konzept: Eine Währungsabwertung gegenüber den Exportmärkten soll die drohende Rezession verhindern. „Nur die EZB kann das europäische Wachstum noch retten. Sie muss die Zinsen senken, quantitative Maßnahmen ergreifen und die Schwächung des Euro anstreben“, schreibt Le Coz.
Die Grenzen der Handlungsfähigkeit des Euro-Rettungsschirms EFSF in Höhe von 440 Milliarden Euro treten laut Le Coz bereits klar zutage. Er betont, dass die griechische Verschuldung 450 Milliarden Euro beträgt, die italienische ist rund viermal so hoch. Ohne die Möglichkeit zur Abwertung seiner Währung könne Griechenland beim augenblicklichen Stand der Dinge nicht gerettet werden. Denn das Land werde nicht nur in Bezug auf sein Haushaltsdefizit die von der „Troika“ (IWF, EU und EZB) gesetzten Ziele verfehlen, auch sein Außenhandelsdefizit sei bereits auf zwölf Prozent des BIP angewachsen. Für einen Schock an den Finanzmärkten könnte zudem eine Herabstufung Frankreichs sorgen, so der stellvertretenden Carmignac-Geschäftsführer. Die Spaßmaßnahmen der Grande Nation könnten wiederum Deutschland als größten Handelspartner in Mitleidenschaft ziehen.
Von der US-amerikanischen Konjunktur dürfte sich die europäische Wirtschaft keine Impulse erwarten. Die von der Regierung vorgebrachten Vorschläge zur Konjunkturbelebung dürften zum Streitobjekt in einem Wahlkampf werden, der in einem düsteren Klima beginnt. In der Zwischenzeit betreibt die US-Notenbank eine Nullzinspolitik und schichtet ihre Bestände in längerfristige Staatsanleihen um (Twist). Doch die Wirksamkeit dieser Maßnahmen sei sehr beschränkt, meint Le Coz. In China gebe es unterdessen keine systemimmanente Krise. So glaubt der Franzose eher an einen sanften Abschwung denn an ein spektakuläres „Hard Landing“.
„Schwellenländer, die sich mit einem etwas langsameren Wachstum zufriedengeben müssen, eine schwache US-Wirtschaft, die auf kurze Sicht nur wenige Pfeile im Köcher hat, eine europäische Wirtschaft, deren Fundamente wanken – in einem solchen Umfeld sind wir nicht bereit, kurzfristige Risiken einzugehen“, betont der Manager. Dennoch sei eine Rezession noch abwendbar. Die Zentralbanken der westlichen Länder hätten allerdings keine andere Wahl als Reflation. Hinsichtlich der Investitionsstrategie heißt das unter anderem, dass man sich bei Carmignac aktuell auf den Kapitalerhalt konzentriere. So wurden die Aktienanteile (alle Regionen) jeweils nahe der vorgeschriebenen Untergrenzen reduziert. Die Duration der Anleiheportfolien wurde auf einem hohen Niveau und unter Bevorzugung US-amerikanischer und deutscher Staatsanleihen beibehalten. Gleiches gelte für Beteiligungen im Goldsektor. „Die Goldwirtschaft wird aufgrund der finanzpolitischen Situation mittelfristig kräftig Unterstützung finden“, ist Le Coz überzeugt.
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