Fundamentale Nachricht
11:13 Uhr, 01.06.2015

Wachstumsrisiken: Chinas Regierung stützt verschuldete Kommunen

Wegen der zuletzt eher schwachen Wirtschaftsentwicklung bleiben die neuesten Stimmungsbarometer für Chinas Industrie auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Die Forderungen werden lauter, dass die Regierung einschreitet und neue Stützungsprogramme auflegt. Nun fanden die Mahner offenbar Gehör in Peking.

Peking/ London (Godmode-Trader) - Die Industrie Chinas bleibt weiter unter Druck, wenn auch die Unternehmen ihre Lage etwas besser beurteilen als im Vormonat. Das signalisiert jedenfalls die monatliche Stimmungsumfrage bei Einkaufsmanagern im Verarbeitenden Gewerbe. Der HSBC Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe im Reich der Mitte lag im Mai mit 49,2 Punkten nur leicht über dem Ergebnis des Vormonats (48,9), verpasste aber zum dritten Mal in Folge den Sprung über die Schwelle von 50 Punkten, ab der Wachstum indiziert wird, wie am Montag mitgeteilt wurde. Der vom Statistikamt und Logistikverband CFLP erhobene Indikator stieg auf 50,2 (April: 50,1) Punkte. Experten hatten allerdings mit einem etwas stärkeren Anstieg gerechnet.

Wegen der zuletzt eher schwachen Wirtschaftsentwicklung bleiben beide Stimmungsbarometer auf einem recht niedrigen Niveau. Laut der NordLB relativiert allerdings ein Effekt die grundsätzlich maue Tendenz. Denn die April und Mai Statistik ist trotz saisonaler Bereinigung üblicherweise eher rückläufig. Im Schnitt der letzten 5 Jahre um die minus 1,5 Prozent. Daher könne die kleine Verbesserung im Mai durchaus schon als Erfolg der chinesischen Geldpolitik sowie der Lockerung der Finanzmarktregulierung angesehen werden. kommentieren die Experten.

Im Mai berichten die Unternehmen weiterhin über eine schleppende Auftragsentwicklung, wodurch der entsprechende Teilindex mit 49,1 nach zuvor 48,7 Zählern erneut wenig dynamisch ausgefallen ist. Besonders schwach waren im Mai zudem die Auslandsorders, für die das Detailergebnis von 50,3 auf 46,7 Punkte geradezu einbrach. Der Hauptimpuls der Verbesserung kam vom Produktionsbereich. Der Index verbesserte sich hier von 52,6 auf 52,9.

Mit Blick auf weitere Wachstumsrisiken und einen unverändert disinflationären Trend in der Ökonomie erwarten die Experten der HSBC weitere geldpolitisch zusätzliche Lockerungen. Ins Bild passt auch diese Meldung: Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete unter Berufung auf Kreise, dass die Pekinger Regierung die hoch verschuldeten Provinzen und Städte weiter stützen will. So soll ein Programm zur Umschuldung stärker als bislang bekannt ausgeweitet werden. Demnach werde das Volumen auf bis zu eine Billion Yuan ausgeweitet. Bisher waren in dem Umschuldungsprogramm dem Bericht zufolge nur 500 Milliarden Yuan vorgesehen. Die hohen Schulden einiger Regionen und Kommunen gelten als eines der größten Risiken für die chinesische Wirtschaft.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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