VW-Skandal: Nachhaltigkeitsinvestoren müssen noch besser hinschauen
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Der VW-Skandal belegt eindrucksvoll die These vieler Nachhaltigkeitsinvestoren, dass schlechte Governance ein massives Risiko für Unternehmen darstellt: Allein der Kursverlust bei VW hat fast 20 Milliarden Euro Börsenwert vernichtet. Allerdings wirft die Causa VW auch die Frage auf, warum viele Nachhaltigkeits-Investment-Manager die Volkswagen-Aktie nicht nur im Anlage-Universum, sondern auch im eigenen Portfolio hatten. Welche Bedeutung der VW-Skandal für nachhaltige Investoren hat, erklärt Gerold Permoser, Chief Investment Officer der Erste Asset Management (EAM) in Wien.
„Als Nachhaltigkeitsinvestoren müssen wir noch besser werden. Wir müssen in der Analyse noch länger dran bleiben, noch hartnäckiger Fragen stellen und die erhaltenen Antworten noch kritischer hinterfragen. Unsere Erfahrung zeigt, dass schlechte Governance in der Regel tief in der Unternehmenskultur begründet liegt und eben kein ‚technisches Versehen‘ ist. Wir wissen, dass sich Unternehmenskulturen nur schwer und über lange Zeiträume ändern lassen, kurzfristig funktioniert das nicht“, so Permoser.
EAM und die Branche müssten mehr tun, um mit Risiken richtig umzugehen. Denn viele Unternehmen – nicht nur VW – hätten erkannt, dass „Öko“ als Verkaufsargument ziehe. Offenbar sei das „Öko“-Argument so reizvoll, dass es auch Betrüger anlocke. Bleibe der Betrug ungeahndet, werde die Idee der Nachhaltigkeit letzten Endes pervertiert. Das könne nicht im Sinne von nachhaltigen Asset Managern sein und deshalb müsse man handeln, heißt es.
Die Kultur eines Unternehmens erlaube Rückschlüsse darüber, wie mit solchen Themen umgegangen werde. Auch statistische Verfahren gäben Hinweise darauf, ob Daten vielleicht manipuliert worden seien. NGOs könnten auf vielen Ebenen Informationen sammeln und Unternehmen herausfordern. Sie stellten eine kritische Öffentlichkeit dar. (Nachhaltigkeits-)Rating-Agenturen hätten das Knowhow und die Mittel, um großen Unternehmen auf Augenhöhe zu begegnen. Man könne also durchaus handeln, um Betrug zu erschweren oder zu entdecken. Auch in den Unternehmen selbst: Interne Berichts-Systeme erlaubten es, verstärkt auch innerhalb von Unternehmen darauf hinzuweisen. Denn in der Regel brauche es mehr Menschen für einen Betrug, als es Betrüger gebe – und die Menschen, deren Gewissen sich melde, müssten sich vertraulich offenbaren können, heißt es weiter.
„Die Lehre aus den jüngsten Vorfällen muss sein, nicht weniger auf Governance zu achten, sondern mehr. Die Hypothese: ‚Schlechte Governance kostet‘ ist richtig. Gerade die nachhaltige Asset-Management-Industrie kann eine Speerspitze auch für traditionelle Manager sein, weil sie geübt darin ist, die richtigen Fragen zu stellen und solche – in der Regel – ‚weichen‘ Informationen zu verarbeiten. Was wir aber lernen müssen, ist bessere Instrumente zu entwickeln, um Fälle schlechter Governance zukünftig früher identifizieren zu können“, so Permoser.
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