Analyse
13:03 Uhr, 28.09.2024

VOLKSWAGEN - Da ist die Umsatz-und Gewinnwarnung!

Angesichts der Nachrichtenlage der letzten Wochen sollte die abermalige Prognosesenkung eigentlich niemanden überraschen. Dennoch dürften jetzt die Analystenschätzungen sinken, auch für die Folgejahre.

Erwähnte Instrumente

  • Volkswagen AG Vz.
    ISIN: DE0007664039Kopiert
    Kursstand: 97,120 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Volkswagen AG Vz. - WKN: 766403 - ISIN: DE0007664039 - Kurs: 97,120 € (XETRA)

"Bei jeder Erwähnung der VW-Aktie betone ich, dass die Prognosen/Analystenschätzungen wahrscheinlich zu optimistisch sind. Und bei allem, was ich zuletzt lesen konnte, bin ich davon noch mehr überzeugt. Ich rechne schon bald mit einer deutlichen Korrektur der Schätzungen nach unten."

Das schrieb ich in meiner Analyse vom 3. September, VOLKSWAGEN - Wann kommt die nächste Gewinnwarnung?

Auch im letzten Update VOLKSWAGEN - Die Verhandlungen beginnen hieß es : "Die Gewinnschätzungen...wirken immer noch hoch, da besteht eine erhebliche Gefahr der Korrektur".

Nun hat das Management am Freitagabend eine AdHoc-Meldung veröffentlicht, die Prognosen wurden erheblich gesenkt. Und zwar deutlich unter das Niveau des Analysten-Konsens.


Vor dem Hintergrund eines herausfordernden Marktumfelds und hinter den ursprünglichen Erwartungen zurückbleibenden Entwicklungen insbesondere der Marken Volkswagen Pkw, Volkswagen Nutzfahrzeuge und Tech. Components aktualisiert die Volkswagen AG die Prognose für das Geschäftsjahr 2024 wie folgt:

Das Unternehmen geht nun davon aus, dass die Auslieferungen an Kunden bei rund 9 Millionen Fahrzeugen liegen werden (2023: 9,24 Millionen Fahrzeuge; bisherige Prognose: Anstieg um bis zu 3 Prozent). Für den Konzernumsatz erwartet Volkswagen nun einen Wert von rund 320 Milliarden Euro (2023: 322,3 Milliarden Euro; bisherige Prognose: Anstieg um bis zu 5 Prozent).

In Bezug auf das Operative Ergebnis geht das Unternehmen nun davon aus, eine Größenordnung von rund 18 Milliarden Euro zu erreichen (entsprechend einer operativen Umsatzrendite in der Größenordnung von rund 5,6 Prozent; vorher: operative Umsatzrendite von 6,5 bis 7,0 Prozent).

Die Anpassung der Prognose geht im Wesentlichen auf hinter den ursprünglichen Erwartungen zurückbleibende Entwicklungen der Marken Volkswagen Pkw, Volkswagen Nutzfahrzeuge sowie Tech. Components zurück. Belastend wirkt zudem eine Verschlechterung des makroökonomischen Umfelds, aus der sich weitere Risiken insbesondere für die Markengruppe Core ergeben könnten. Im Konzernbereich Finanzdienstleistungen führt ein schwieriges Geschäftsumfeld außerhalb Europas zu einer Anpassung der Prognose.

Zudem geht das Unternehmen für den Konzernbereich Finanzdienstleistungen nicht mehr davon aus, den negativen Effekt von rund 0,2 Milliarden Euro aus der Entkonsolidierung der Volkswagen Bank Rus im weiteren Verlauf des Geschäftsjahres kompensieren zu können. Für das Geschäftsjahr 2024 wird für den Konzernbereich Finanzdienstleistungen nun ein Operatives Ergebnis in der Größenordnung von 3,2 Milliarden Euro erwartet (vorher: in der Größenordnung von 4,0 Milliarden Euro).

Diese Prognose berücksichtigt die im bisherigen Jahresverlauf aufgelaufenen Effekte aus Fair-Value-Bewertungen von Sicherungsinstrumenten sowie die mit der AdHoc-Mitteilung vom 9. Juli 2024 angekündigten nicht geplanten Aufwendungen in Höhe von rund 2,6 Milliarden Euro im Gesamtjahr 2024.

Für den Netto-Cashflow des Konzernbereichs Automobile geht die Volkswagen AG nun davon aus, einen Wert von rund 2 Milliarden Euro (vorher: 2,5 bis 4,5 Milliarden Euro) zu erreichen. In dieser Prognose enthalten ist die Annahme von Ausgaben für M&A-Aktivitäten im Umfang von rund 3,5 Milliarden Euro, wovon ca. 2 Milliarden Euro auf Ausgaben im Zusammenhang mit dem geplanten Joint Venture mit Rivian entfallen.

Die Netto-Liquidität im Konzernbereich Automobile wird 2024 in der Bandbreite von 36 bis 37 Milliarden Euro erwartet (vorher: 37 bis 39 Milliarden Euro).


Analysten hatten schon eine Weile nicht mehr damit gerechnet, dass die Prognosen eingehalten werden. Beim 2024er-Umsatz war der Konsens zuletzt bei 326 Mrd. EUR, obwohl die Prognose von VW bis zu 338 Mrd. EUR vermuten ließ. Aber die Prognosesenkung ging darüber hinaus, daher werden die Analysten nun sicherlich den Rotstift ansetzen und auch beim Ausblick vorsichtiger werden.

Das war der letzte Stand der Schätzungen.

Jahr 2024e 2025e 2026e
Umsatz in Mrd. EUR 326 337 347
Ergebnis je Aktie in EUR 27,93 31,98 35,18
KGV 3,3 3 2,7
Dividende je Aktie in EUR 8,41 9,44 10,64
Dividendenrendite 8,9% 10% 11,3%

Man sieht an der Bewertung mit einem 3er-KGV, dass der Markt schon lange weit pessimistischer war als die Analysten.

Aber auch nach einer Anpassung der Schätzungen, die jetzt sicher folgen wird, dürfte die Aktie noch sehr günstig aussehen.

Bei der Dividende für das Geschäftsjahr 2024 (die also nächstes Jahr ausgezahlt wird) rechne ich jetzt mit einem Wert unter 8 EUR pro Aktie, der letzte Konsens scheint noch recht hoch.

Dieser Satz aus der oben zitierten AdHoc bereitet schon darauf vor, dass VW auch bald eine weniger optimistische Mittelfristplanung veröffentlicht: "Belastend wirkt zudem eine Verschlechterung des makroökonomischen Umfelds, aus der sich weitere Risiken insbesondere für die Markengruppe Core ergeben könnten"

Man sollte auf der positiven Seite auch nicht vergessen, dass es in den nächsten Jahren zu einer großen Modelloffensive kommt und die Situation des Konzerns zwar angesichts der Konkurrenzsituation schon gefährlich ist, aber VW nicht so schlecht dasteht, wie man es im Hinblick auf die Nachrichtenlage meinen könnte.


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Insbesondere ist VW finanziell nach wie vor stark. Das mag vielleicht im Widerspruch stehen zu den heftigen Sparbemühungen, aber dabei geht es um langfristige Profitabilität und Konkurrenzfähigkeit, und nicht einmalig ein paar Mrd. EUR einzusparen, weil man das Geld dringend braucht. Von der (Noch-)Finanzkraft dieses Konzerns können viele andere nur träumen, der Konzernbereich Automobile hat eine Nettoliquidität von rund 36 Mrd. EUR ! (Das ist auch angesichts eines Börsenwertes von unter 50 Mrd. EUR bemerkenswert.)
Und das, nachdem VW gigantische Summen in der eigenen Softwareeinheit Cariad verbrannt hat, hier und da problemlos Milliarden in die Xpengs und Rivians dieser Welt investierte und nicht zu vergessen die über 32 Mrd. EUR, die der Dieselskandal bisher kostete.

Wenn man mal einen Blick in die gewaltige Bilanz des Volkswagen-Konzerns schaut und vor allem die Verbindlichkeiten-Seite, dann darf man nie vergessen, dass man es hier letztlich auch mit einem Finanzkonzern (incl. eigener Bank mit Bilanzsumme über 70 Mrd. EUR) zu tun hat. Der Bereich Finanzdienstleistungen mit dem riesigen Leasinggeschäft hat eine Bilanzsumme von rund 270 Mrd. EUR!

Volkswagen ist ein Riesentanker, der unter anderem weniger Treibstoff verbrauchen muss, um sicher in die Zukunft zu schippern.

Eine extrem wichtige Komponente dabei ist es, die Produktionskosten zu senken. Ich will jetzt nicht unterstellen, dass die Prognosesenkung absichtlich mitten in die laufenden Tarifverhandlungen hinein veröffentlicht wurde (lies dazu auch VOLKSWAGEN - Die Verhandlungen beginnen), aber die Meldung schadet sicher nicht dabei, den Forderungen des Managements Nachdruck zu verleihen - nämlich nachhaltig die Kosten zu senken. Und die IG Metall-Forderung nach 7% mehr Gehalt wirkt noch realitätsferner, als sie es eh schon war.

Momentan sieht es für die Autobranche insgesamt recht mau aus, aber es kommen auch wieder bessere Zeiten. Das Management tut gut daran, diese Krise jetzt für einen weitreichenden Umbau zu nutzen. In besseren Zeiten ist das viel schwieriger durchzusetzen.

Bezogen auf die Chart-Situation verweise ich auf die aktuelle Analyse des Kollegen Thomas May: VOLKSWAGEN - Hier darf die Aktie nicht scheitern!

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Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse investiert: Volkswagen AG Vz. (long)

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn
Freier Finanzjournalist

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3.
Daniel Kühn interessiert sich vor allem für Small und Mid Caps, Technologieaktien, ETFs, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie für makroökonomische Themen.

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