Verlässt die EZB ihre traditionellen Pfade?
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Zürich/Frankfurt (BoerseGo.de) - Die schwachen Konjunkturindikatoren in der Eurozone erhöhen den Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB), den Leitzins zu senken. Dabei spricht sich nicht nur EZB-Chefvolkswirt Peter Praet klar für eine Zinssenkung aus. In den Medien verdichten sich die Spekulationen um unkonventionelle Maßnahmen. Neben einer Senkung des Einlagenzinses unter null – de facto ein Strafzins für Banken, die überschüssige Liquidität über Nacht bei der EZB parken anstatt Kredite zu vergeben – wird auch munter auf Anleihenkäufe durch die Zentralbank spekuliert, wie die Julius-Bär-Analysten David Kohl und Stephanie Lindeck im aktuellen „Julius Bär Investmentfokus“ schreiben.
Ein Ankaufprogramm, wie es von der amerikanischen Zentralbank vorgemacht wurde, sei indes eher unwahrscheinlich. Zum einen, weil der Kauf von Staatsanleihen durch die EZB nahe an der in den Maastrichter Verträgen verbotenen Staatsfinanzierung durch die Zentralbank liege. Zum anderen würde auch der Ankauf von sogenannten hypothekarbesicherten Anleihen nicht den gewünschten Effekt erbringen. Denn anders als in den USA finde die Kreditklemme in der Eurozone nicht bei der Häuserfinanzierung statt, sondern bei der Unternehmensfinanzierung. Ein Ankauf von Unternehmensanleihen oder Unternehmenskrediten durch die EZB stehe daher im Zentrum der Spekulation um neue unkonventionelle Maßnahmen, heißt es weiter.
„Vorstellbar ist auch der Ankauf von supranationalen Anleihen wie die des Europäischen Stabilitätsmechanismus, der Europäischen Investmentbank oder der Europäischen Kommission. Diese umfassen mittlerweile ein Volumen von rund 490 Milliarden, was ausreichen dürfte, durch großvolumige Käufe Einfluss auf das allgemeine Zinsniveau zu nehmen. Darüber hinaus könnte eine Neuauflage der längerfristigen Refinanzierungsprogramme mit Vollzuteilung für Entspannung sorgen“, so Kohl und Lindeck.
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