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16:49 Uhr, 23.03.2021

Verhältnis zu China: Der (Eier-)Tanz auf dem Vulkan

Einerseits kritisieren die westlichen Industriestaaten die Volksrepublik wegen deren Umgang mit Minderheiten. Andererseits laufen die Geschäfte und der Handel mit Peking weiter wie zuvor.

New York (Godmode-Trader.de) - Als sich der damalige US-Präsident Barack Obama im Jahr 2011 mit dem chinesischen Staatspräsidenten Hu Jintao im Weißen Haus in Washington traf, sprach er auch Chinas Menschenrechtsbilanz an und warb gleichzeitig für die Vorteile einer Zusammenarbeit mit der aufstrebenden asiatischen Macht.

Ein Jahrzehnt später verfolgen die Politiker einen ähnlichen Ansatz. US-Präsident Joe Biden setzt Peking ebenfalls in Sachen Menschenrechte unter Druck, auch wenn er gleichzeitig über die Zusammenarbeit in globalen Fragen spricht.

Außenminister Antony Blinken, der diese Woche in Europa weilt, soll die europäischen Staats- und Regierungschefs zu einer gemeinsamen Front gegen China bewegen. Der Klimabeauftragte John Kerry wiederum nimmt an einem virtuellen Gipfel teil, der von Peking ausgerichtet wird, und wird darüber sprechen, den Klimawandel gemeinsam mit den Chinesen anzugehen. „Die USA unter Biden versuchen abermals, die wichtigsten Themen voneinander zu trennen: Sie gehen hart mit Peking bei den Themen Handel, Technologie und Menschenrechten ins Gericht, suchen aber die Zusammenarbeit beim Klimawandel und im Kampf gegen die Pandemie“, kommentierte die Nachrichtenagentur Bloomberg.

Es ist aber eine Gratwanderung. Washington sorge sich, dass Kerrys Entschlossenheit, China mit ins Boot zu holen, eine härtere Haltung in anderen Fragen erschweren könnte, so Bloomberg weiter.

Aber nicht im Kampf gegen den Klimawandel ist die Welt auf Chinas Mitarbeit angewiesen. Die am Montag von der EU, Großbritannien und den USA angekündigten Sanktionen wegen Chinas Behandlung der Minderheit der Uiguren klang zwar wie ein großer Schritt. Die Geschäfte in der betroffenen Region Xinjiang, einem wichtigen Teil nicht nur der chinesischen Wirtschaft, sondern der globalen Lieferkette, dürften davon aber unberührt weiterlaufen wie bisher. Der Handel mit China ist zu wichtig geworden, als dass man diesen gefährden würde.

Der Tanz auf dem Vulkan im Umgang mit China wird also weitergehen: Einerseits Zurechtweisung, andererseits Zusammenarbeit. Fraglich ist, ob sich daran jemals etwas ändern wird.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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