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14:08 Uhr, 17.06.2019

Vergeltungszölle: Indien dreht den Spieß um

Indien erhebt Vergeltungszölle auf 28 Produkte aus den USA. Laut einer Mitteilung des Finanzministeriums in Neu Delhi vom Samstagabend wurden diese am gestrigen Sonntag wirksam.

Neu Delhi (Godmode-Trader.de) - Handelskrieg? Das können die Inder auch. Nach einem Jahr Verschnaufpause und Vorbereitung einer adäquaten Reaktion auf die schärfere US-Handelspolitik hat Neu Delhi den Spieß umgedreht.

Indien erhebt Vergeltungszölle auf 28 Produkte aus den USA. Laut einer Mitteilung des Finanzministeriums in Neu Delhi vom Samstagabend wurden diese am gestrigen Sonntag wirksam. Mit im Zollkorb sind einige Chemikalien und Agrargüter. So verteuert sich beispielsweise die Einfuhr von Äpfeln aus den Vereinigten Staaten um 70 Prozent. Indien reagiert damit auf eine Entscheidung der USA von Anfang Juni, dem südasiatischen Land bisherige Handelsvorteile zu entziehen.

Für Trump ist diese Gegenwehr pikant. Indien ist der wichtigste Partner in seiner „Indo-Pazifik-Strategie“, um Chinas Ambitionen in der Region zu durchkreuzen. Mit einem Angriff hat Trump aber durchaus recht: Washington hatte Indien vorgeworfen, ein „Hochzollland" zu sein und den Zugang zu seinem Markt zu beschränken. Seit der Unabhängigkeit schützt Indien sich mit Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen.

Der Subkontinent hat im Warenverkehr mit den USA einen Handelsbilanzüberschuss. Exporten von 47,9 Mrd. US-Dollar standen zuletzt Importe von 26,7 Mrd. Dollar gegenüber. Die neuen Zölle machen davon aber nur einen Bruchteil aus. Der Wert der Güter, für deren Einfuhr nun mehr bezahlt werden muss, beläuft sich auf rund 1,4 Mrd. Dollar, die zusätzlichen Zölle sollen 240 Mio. Dollar betragen, wie aus Unterlagen hervorgeht, welche die Inder bei der Welthandelsorganisation (WTO) in Genf eingereicht haben.

Die neue Zollfront könnte dazu dienen, dass die beiden Seiten ernsthaft über ein Handelsabkommen verhandeln. Allerdings laufen die Amerikaner Gefahr, nach China nun auch Indien als Partner zu verlieren. Die Hoffnungen richten sich nun auf den G-20-Gipfel im japanischen Osaka Ende dieses Monats, wo Trump und der indische Ministerpräsident Narendra Modi ein Treffen vereinbart haben. Zuvor wird US-Außenminister Mike Pompeo in Neu Delhi erwartet.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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