Venezuela am Scheideweg
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Caracas (GodmodeTrader.de) - In Venezuela sind am Sonntag mehr als ein Drittel der 19 Millionen stimmberechtigten Bürger dem Aufruf der Opposition gefolgt, und haben im Rahmen eines inoffiziellen Referendums mit ihrer Stimme symbolisch gegen die geplante Verfassungsreform von Präsident Maduro protestiert.
Mit einer Mehrheit von 98 % wurde die von Maduro vorgeschlagene Versammlung, die eine neue Verfassung verabschieden soll, abgelehnt. Darüber hinaus votierten die Oppositionsanhänger, für eine Verteidigung der jetzigen Verfassung durch das Militär, und forderten noch vor Ende 2019 Neuwahlen.
Beobachter halten den symbolische Urnengang für eine der letzten Chancen um Maduro von der totalen Machtergreifung abzuhalten und auf “demokratische” Weise für Veränderung zu sorgen, denn die Situation im Lande ist erschütternd:
Auf YouTube zirkuliert beispielsweise Videomaterial, welches die mittlerweile Mad Max-ähnliche Szenen im Lande dokumentiert. Bewaffnete Gangs kapern Lebensmitteltransporter auf offener Autobahn und die Menschen kämpfen mit Gewalt um die letzten Resourcen. Laut einer Studie haben fast 80 % der Venezulaner mit unkontrollierten Gewichtsverlusten zu kämpfen, der ärmste Teil der Bevölkerung hat in den letzten Monaten durchschnittlich ganze 9 kg an Gewicht verloren.
Vor diesem politischen Hintergrund stellt Venezuela gegenwärtig ein akutes Risiko für den Erdölpreis dar, denn das Land produziert trotz eines massiven Einbruchs noch immer rund 2 Millionen Barrel pro Tag, die jederzeit in Gefahr stehen dem Markt entzogen zu werden, sollte es zu einem Bürgerkrieg oder einem “Credit Event” kommen.
Die Deutsche Bank hat vor dem Wochenende vorsorglich einen Report mit dem passenden Titel “Venezuela: Preparing for the End Game” publiziert, in welchem eine Reihe an Restrukturierungsszenarios durchgespielt werden, denn schon im August steht eine empfindlich hohe Kuponzahlung in Höhe von 710 Millionen Dollar an, bevor dann im Oktober eine Zahlung in Höhe von rund 1,6 Milliarden Dollar und im November weitere 1,9 Milliarden Dollar fällig werden.
Die Bank rechnet zwar nicht mit einer unmittelbaren Pleite des Landes, verweist aber auf die zunehmende Sorgen ihrer Kunden:
“Heightening political and social tensions, severe financing stress, and increasing difficulty in raising fresh money have pushed Venezuela significantly closer to the edge. While a credit event taking place this year is not (yet) our base case scenario, it might be informative to entertain some end game scenarios, which would be important in guiding asset allocation strategies.”
Mittelfristig hat Venezuela wohl kaum eine Chance den Kollaps zu verhindern, denn obgleich der Breakeven, der zur Deckung der Produktionskosten benötigt wird, derzeit bei etwa 30 Dollar liegt, beträgt der “External Breakeven”, also der Ölpreis der nötig ist um die Importe des Landes abzudecken - und damit den sozialen Frieden sicherzustellen - mit rund 50-60 Dollar schon jetzt deutlich über dem Weltmarktpreis (siehe Chart).
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