Analyse
15:20 Uhr, 07.12.2022

VARTA – Braucht das Unternehmen bald frisches Geld?

Auf dem heutigen International Investment Forum (IIF) präsentierte sich auch die bei Privatanlegern sehr beliebte Varta AG. Der Batteriehersteller kam in den letzten Monaten stark unter Druck und versucht das Geschäft gegenwärtig zu stabilisieren.

Erwähnte Instrumente

  • VARTA AG
    ISIN: DE000A0TGJ55Kopiert
    Kursstand: 27,840 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • VARTA AG - WKN: A0TGJ5 - ISIN: DE000A0TGJ55 - Kurs: 27,840 € (XETRA)

Mein Eindruck von Varta: Man wirkt deutlich geerdeter als in der Vergangenheit. Das Unternehmen muss sich einer Restrukturierung unterziehen.

Was hoch fliegt…

Ähnlich wie Ikarus ist Varta Richtung Sonne geflogen und leider ähnlich übel abgestürzt. Die Flügel wurden mittlerweile gestutzt und das Unternehmen scheint verstanden zu haben, worauf es jetzt ankommt.

Das Geschäftsjahr 2023 steht demnach voll im Zeichen der Stabilisierung. Umsatz und Gewinn (bereinigtes EBITDA) sollen deutlich steigen. Varta rechnet hier mit 850 bis 880 Mio. EUR Umsatz und einem EBITDA in der Größenordnung von 100 Mio. EUR. Die Prognose sei eher konservativ, da die Ergebnissteigerung durch Kosteneinsparungen möglich wird. In den ersten neun Monaten 2022 war das EBITDA von Varta von 182 Mio. EUR im Vorjahr auf 64 Mio. EUR rückläufig. Das hilft die Größenordnung einzuschätzen. Der freie Cashflow lag bei -152 Mio. EUR. Im Vorjahr belief sich dieser auf -172 Mio. EUR. Das muss gestoppt werden!

Drei Faktoren belasten die Ertragsentwicklung. Einerseits die stark gestiegenen Energiekosten in Deutschland, die Varta nicht einfach durchreichen kann. Steigende Rohstoffpreise wie die für Lithium oder Kobalt, die sich teilweise um mehrere 100 Prozent gesteigert haben und ein einbrechendes Sentiment beim Konsumenten, was die Nachfrage dämpft.

Beim Umsatz begegnet Varta dem mit Preisverhandlungen mit den Kunden und versucht Preiserhöhungen durchsetzen. Zudem soll das Volumen weiter gesteigert werden, um eine Fixkostendegression zu erreichen. Auf der Kostenseite greift Varta u. a. auf Kurzarbeit zurück. Zudem werden in der Verwaltung Kosten eingespart. Auch mit den Lieferanten will sich Varta nach und nach auf neue Preise einigen.

Um die Bilanz zu stabilisieren, bemüht sich Varta das Working Capital zu reduzieren und Factoring in Anspruch zu nehmen. Die Lagerhaltung soll klar verringert werden. Für Investitionen will Varta nur noch das Allernötigste in die Hand nehmen was für den Betrieb der Fabriken notwendig ist. Über neue Investitionen mache sich Varta in Zukunft wieder Gedanken, derzeit geht es nur darum den Laden am Laufen zu halten.

In den kommenden Jahren plant Varta operativ Cashflow positiv zu wirtschaften. Kapitalmaßnahmen in Form von Wandelanleihen oder einer Kapitalerhöhung stehen derzeit nicht auf dem Plan, erfahre ich auf Nachfrage. Varta befindet sich aber mit den Banken in Verhandlung, die Kreditlinien zu verlängern. Das Unternehmen ist optimistisch, dass dies gelingen wird. Immerhin steht Varta mit einigen 100 Mio. EUR bei den Banken in der Kreide.

Fazit: Varta hat verstanden. Das Unternehmen konzentriert sich jetzt auf die Restrukturierung. Die Ärmel werden hochgekrempelt. Von Abenteuern wie dem V4Drive will man derzeit nichts mehr wissen. Mit 1,1 Mrd. EUR Börsenwert bei geplanten 100 Mio. EUR EBITDA scheint das Unternehmen aber gut bezahlt zu sein. Gedanklich stufe ich das Papier für mich von Sell auf Neutral und rate auch Anlegern erst einmal abzuwarten. Es liegt noch viel Arbeit vor Varta, bevor wieder über das Thema Fantasie und Zukunftsinvestitionen debattiert werden kann.

Jahr 2021 2022e* 2023e*
Umsatz in Mio. EUR 902,00 814,00 880,00
Ergebnis je Aktie in EUR 3,13 -1,19 0,19
KGV 9 - 146
Dividende je Aktie in EUR 0,00 0,00 0,00
Dividendenrendite 0,00 % 0,00 % 0,00 %

*e = erwartet, Berechnungen basieren bei
US-Unternehmen auf Non-GAAP-Daten

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Über den Experten

Sascha Gebhard
Sascha Gebhard
Redakteur

Sascha Gebhard hat nach einer klassischen Ausbildung zum Bankkaufmann im Laufe der Jahre bei verschiedenen Banken gearbeitet. Er absolvierte neben dem Beruf die Studiengänge zum Diplom-Betriebswirt (VWA) sowie den Finanz- und Investment Ökonom (VWA). Von 2008 bis 2016 war er als Eigenhändler auf eigene Rechnung an den Finanzmärkten aktiv. Weiterhin publizierte er für verschiedene Finanzverlage und schrieb zahlreiche Fachartikel rund um das Thema Börse. Die in den jeweiligen Diensten geführten Realgeld- sowie Musterdepots konnte stets überdurchschnittliche Renditen erwirtschaften. Sein Steckenpferd ist seit jeher der deutsche Aktienmarkt, wo er bestens vernetzt ist, und eine Vielzahl an Unternehmen bereits seit mehr als 15 Jahren aktiv verfolgt. Seit 2022 ist Sascha Gebhard fester Bestandteil des Redaktionsteams von stock3. Im Premium-Service Trademate betreut er das Depot "Deutsche Aktien".

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