Value-Trap: Vor diesem Fehler sollten Sie sich hüten!
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Wenn ganze Sektoren ohne offensichtlichen Grund korrigieren, dann kann Anlegern schon einmal das Wasser im Mund zusammenlaufen. Gibt es keinen Grund für eine Korrektur, dann sehen Aktien von sonst soliden Sektoren plötzlich günstig aus. Man kann sie zu einem niedrigen Kurs-Gewinn- oder Kurs-Buchwert-Verhältnis (KGV/KBV) kaufen. Oftmals weisen diese Unternehmen auch eine hohe Dividendenrendite aus.
Sehr günstige Bewertungen können täuschen
Kann man ein Unternehmen mit einem Abschlag auf seinen inneren Wert kaufen und bekommt dafür noch eine hohe Dividendenrendite, was kann da noch schiefgehen? – Viel! Denn nur, weil ein offensichtlicher Grund für die Korrektur fehlt, heißt das nicht, dass es keine Probleme gibt.
Ein Beispiel: Zu Beginn des Ölpreiscrashs korrigierten viele Aktien außerordentlich stark. Viele Analysten und Anleger gingen von einem raschen Rebound der Ölpreise aus. Sie kauften Anfang 2015 beherzt Ölaktien, denn diese notierten teils unter ihren Vermögenswerten und wiesen in Einzelfällen zweistellige Dividendenrenditen aus.
Die Hoffnung auf einen Rebound bestätigte sich nicht. Nun sitzen Anleger auf Aktienkursen, die deutlich tiefer stehen als vor einem Jahr. Inzwischen haben die Unternehmen hohe Abschreibungen auf ihre Vermögenswerte vorgenommen. Aktien notieren nun nicht mehr zu hohen Abschlägen. Gleichzeitig wurden die Dividenden gekürzt oder gleich ganz gestrichen.
Auf den ersten Blick sahen Käufe von Ölaktien wie ein idiotensicheres Investment aus. Im Nachhinein stellt sich heraus, dass der Wert, den viele gesehen haben, gar nicht mehr vorhanden war. Anleger liefen in eine Value-Trap.
Modebranche und Warenhäuser - die nächste Falle für Value-Anleger?
Das gleiche kann Anlegern nun bei Warenhausketten und Bekleidungsunternehmen passieren. Der Sektor korrigiert fast überall auf der Welt. Die Aktien großer Kaufhausketten wie etwa Macy’s notieren inzwischen an die 60 % unter ihren Allzeithochs. Macy’s ist an der Börse inzwischen nur noch knapp 10 Mrd. Dollar wert. Demgegenüber steht ein Umsatz von 27 Mrd. und ein Jahresgewinn von einer Milliarde. Das KGV liegt bei 10 und die Dividendenrendite bei knapp 5 %. Das sieht extrem verlockend aus, insbesondere nachdem die Aktie so stark verloren hat.
Nach dem Einbruch der Kreditaufnahme während der Großen Rezession gab es zunächst einen Rebound bei Festkrediten, die z.B. 60 Monate lang laufen und für den Autokauf genutzt werden. Dieses Kreditvolumen bringt Einzelhändlern wenig. Für sie ist relevant mit wie viel Freude Amerikaner Kreditlinien nutzen, sei es direkt bei der Bank oder über Kreditkarten (erneuerbare Kredite). Diese beginnen nun wieder schneller zu steigen und schließen zum Wachstum der Festkredite auf.
Reihenweise Pleiten und große Probleme
Gestiegene Konsumlaune und Konsum auf Pump spielt Unternehmen wie Macy’s eigentlich in die Hände – eigentlich. Von dem Wachstum kommt bei den Kaufhäusern und Einzelhändlern wenig an. Inzwischen kann man schon fast von einer Bankrottwelle unter den Kaufhaus- und Modeketten reden.
In den letzten Wochen gingen zahlreiche Ketten unter, darunter Aeropostale, Pacific Sunwear, Sports Authority, Quicksilver, Vestis Retail Group, Hancock Fabrics, American Apparel usw. Die meisten dieser Ketten sind nicht unbedingt weltweit bekannt, doch in den USA haben sie teils hunderte eigene Geschäfte, von denen nun ein Großteil geschlossen wird.
In Deutschland sieht es nicht anders aus. Der Adler Großaktionäre Steilmann meldete wenige Monate nach Börsengang Insolvenz an. Das Bremer Modeunternehmen Zero meldete vor wenigen Wochen ebenfalls Insolvenz an. Auch bei Unternehmen wie Hugo Boss läuft es nicht rund. Man muss sich nur den Aktienkurs ansehen.
Die Branche ist eindeutig in der Krise. Bei vielen Firmen fällt das in den Bilanzen noch nicht auf. Sie sehen daher wie Schnäppchen aus, doch die Bankrottwelle jenseits der ganz großen Ketten sollte zu denken geben. Es läuft etwas Grundlegendes schief.
Viele der Kaufhaus- und Modeketten haben wichtige Trends verschlafen
Sie haben zu wenig in den Online-Handel investiert. Amazon könnte Macy’s bereits im kommenden Jahr als größter Modehändler ablösen. Traditionelle Unternehmen versuchen gegenzusteuern. Einerseits wollen sie den Online-Handel ausbauen, andererseits schließen sie Läden und entlassen Mitarbeiter am laufenden Band. Das alles kommt möglicherweise viel zu spät.
Dass es extrem schwierig ist aus einem Abwärtstrend herauszukommen, wenn er erst einmal begonnen hat, zeigten auch schon frühere Insolvenzen. Einer der größten Elektronikhändler der USA, Radioshack, musste trotz jahrelanger Bemühungen letztlich doch Insolvenz anmelden. Nicht jede Einzelhandelskette wird in den Bankrott gehen. Der Sektor dürfte mit seiner Konsolidierung und Neuausrichtung allerdings erst am Anfang stehen und nicht am Ende.
Für Anleger bedeutet dies, dass sie die Value-Trap unbedingt vermeiden sollten. Nur weil die Aktien derzeit günstig aussehen bedeutet das nicht, dass sie es auch sind.
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Huch, da sind ja einige Pleite gegangen...
Danke für den Artikel.
Hatte mir zuletzt BOSS, DIOR und PVH auf die Watchlist gesetzt. Diese sind eher im Luxussegment tätig und m.M.n. nicht so schell insolvenzbedroht.
DENNOCH ist Ihr Artikel für - nochmals - grundsätzlichere Überlegungen ein guter Anstoß und sehr hilfreich.
Besten Dank und VIELE GRÜßE
Ein guter Hinweis. Besonders fatal sind fundamentale Bewertungskennzahlen, wenn sie so "günstig" sind, dass eine Pleite vor der Tür steht. Das KBV ist hier besonders hilfreich: Werte von 0,01 oder noch weniger sind sehr oft ein Indiz für eine nahende Insolvenz.
sehr interessantes thema
so sehe ich das auch, aber man bezahlt natürlich Lehrgeld, wenn man das makroumfeld vernachlässigt.
öl und kohle sind tot, eine menge davon wird nicht mehr gefördert werden. das wissen natürlich alle und werden jetzt noch versuchen loszuschlagen, was irgendwie geht.
genauso wird es bei den banken aussehen. der markt wird extrem fragmentiert, es kommen Wettbewerber ohne ende dazu. von den Margen der Vergangenheit kann man sich verabschieden.
das nächste große ding sind vielleicht sogar die Autos. es geht zwar erstmal in Richtung elektro und autonomes fahren. aber der große zustrom weltweit in Ballungszentren könnte das ganze limitieren. für Autopendelei wird da kein platz mehr sein, da wird es andere verkehrskonzepte geben. und ob sich jeder ein Auto in die Garage stellt, wenn er es nicht täglich nutzt, sondern bloß mal am Wochenende und im Urlaub? fürs einkaufen braucht man es künftig wohl auch nicht mehr, wenn die supermärkte liefern.
ich würde längerfristig eher in Fahrräder als in Autos investieren.
Und diese Warnung vor dem Modesektor erscheint mir ebenfalls sehr berechtigt.