Kommentar
08:34 Uhr, 30.03.2011

USA: Verbrauchervertrauen sinkt aufgrund höherer Inflationserwartungen

  • Das vom Conference Board erhobene Verbrauchervertrauen hat sich im März von 72,0 auf 63,4 Punktestärker als erwartet verschlechtert. Die Stimmungseintrübung resultierte aus einem sehr deutlichen Rückgangder Erwartungskomponente.
  • Wir machen die stark gestiegenen Benzinpreise für die Stimmungseintrübung verantwortlich und nichtetwa die Ereignisse in Japan. Erkennbar ist dies an einer separaten Umfrage des Conference Boards. Sonahmen die Inflationserwartungen im März sehr deutlich zu.

1. Bei den Veröffentlichungen der aktuellen Stimmungsindikatoren für März steht die Frage im Vordergrund,ob es Auswirkungen durch die Naturkatastrophe in Japan gibt. Bislang kann man beruhigen: weder dieUnternehmen noch die privaten Haushalte lassen sich durch die dortigen Ereignisse in ihrer Einschätzung derjeweiligen wirtschaftlichen Entwicklungen beeinflussen - selbst bei japanischen Indikatoren zeigen sich bishernoch keine Auffälligkeiten. In den USA verringerte sich das vom Conference Board erhobene Verbrauchervertrauenim März von 72,0 auf 63,4 Punkte zwar überraschend deutlich (Bloomberg-Umfrage:65,0 Punkte, DekaBank: 66,0 Punkte), wir führen diese Entwicklung aber nicht auf die japanische Naturkatastrophezurück. Zwar würde hierzu passen, dass die Stimmungseintrübung durch einen sehr deutlichen Rückgangder Erwartungskomponente erfolgte. Die Lagekomponente hat sich dagegen sogar leicht verbessert. Ausunserer Sicht dürften aber die stark gestiegenen Benzinpreise für die Stimmungseintrübung verantwortlichgewesen sein. Deren Aufwärtsbewegung wurde im Zuge einer schwächeren Rohölpreisentwicklungdurch die Ereignisse in Japan sogar unterbrochen.

2. Von den fünf Teilbereichen des Verbrauchervertrauens hat sich einzig die wirtschaftliche Lageverbessern können, wenngleich der Rückgang bei der Arbeitsmarktlage gering ist. Am deutlichsten verschlechterthaben sich die wirtschaftlichen Erwartungen gefolgt von den Arbeitsmarkterwartungen. Bei ersterenliegt der Saldowert aus optimistischen und pessimistischen Antworten auf dem Niveau vom Novembervergangenen Jahres. Bei den Arbeitsmarkterwartungen war der entsprechende Saldenwert zuletzt im Oktober2010 so niedrig.

3. Unsere Einschätzung, dass die Stimmungseintrübung in Zusammenhang mit den Benzinpreisensteht, wird durch eine weitere separate Umfrage des Conference Board untermauert. So haben sichdie Inflationserwartungen im März von 5,6 % (langjähriger Durchschnitt: 4,7 %) auf 6,7 % ungewöhnlichdeutlich erhöht. Hinzu kommt, dass in die Berechnungen des heutigen vorläufigen Wertes des VerbrauchervertrauensUmfragen bis einschließlich 16. März einflossen. Zwar nahmen die Sorgen über eine radioaktive Verstrahlungin Japan ab dem 12. März deutlich zu. Es ist aber durchaus möglich, dass zu diesem Zeitpunkt schonein großer Teil der Umfrage erhoben worden war. Ein weiterer Aspekt ist, dass sich in den vergangenenWochen die allgemeinen Konjunkturerwartungen der professionellen Analysten durchaus etwaseingetrübt haben. Somit ist es ein Mix aus großen Inflationssorgen und einem allgemein etwas schwächerenWirtschaftsausblick der zu dieser Stimmungseintrübung geführt hat. Dieser Sorgenmix bedeutet aber nicht,dass der wirtschaftliche Ausblick insgesamt in Frage steht. Einmal mehr in diesem Aufschwung gehen dieprivaten Haushalte mit schlechter Stimmung einkaufen - mit einer Kaufzurückhaltung ist nicht zurechnen.

Rudolf Besch

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